Der Erdtrabant wird vermessen – Braunschweiger Forscher liefern die Steuereinheit

BRAUNSCHWEIG. Zum ersten Mal wird unser Mond wirklich vermessen – und erhält damit ein Gesicht. Die europäische Mission "Smart-1" legt die Grundlage für mögliche künftige Landeplätze.

Die Frage, ob es auf dem Mond Wasser gibt, ist dafür besonders interessant. Experten halten es an den beiden Mond-Polen für möglich. Die Sonde "Smart-1", die in der Nacht zu gestern auf die Mondumlaufbahn einschwenkte, könnte den Beweis erbringen. Damit nicht genug: Es entstehen genaueste Karten, die die exakte Oberflächenstruktur des Erdtrabanten und seine chemische Zusammensetzung darstellen.

Das Werkzeug, mit dem dies geschieht, ist ein Infrarot-Spektrometer des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung in Katlenburg-Lindau am Harz. Es tastet den Mond ab, liefert ein dreidimensionales Bild der Oberfläche mit einer Auflösung von 200 Metern. Die Steuereinheit, die die Daten empfängt, aufbereitet und sendet, wird vom Institut für Datentechnik und Kommunikationsnetze der Technischen Universität (TU) Braunschweig geliefert.

Dies ist die Schnittstelle – und gleichsam das Nadelöhr der Mission. "Denn die Übertragungsrate von der Sonde zur Erde ist sehr gering", sagt Dr. Harald Michalik, Professor für Kompaktrechner für die Raumfahrt an der TU. Gemeinsam mit seinen Mitarbeitern Kay-Uwe Reiche und Kai Stöckner entwickelte er die elektronische Steuerung, die die Daten entsprechend komprimiert.

Das Braunschweiger Verfahren gilt als leicht und handlich – und ist enorm erfolgreich. Bereits für die Missionen "Rosetta", "Cassini" und "Giotto" wurden Rechner gebaut. Michaliks Spezialität ist es, die handliche Handy-Technik gleichsam weltraumtauglich zu machen. Die Braunschweiger Spezialisten sind gut im Geschäft. 2005 sind sie beim "Venus-Express" der europäischen Raumfahrtagentur Esa mit von der Partie. 2006 sind sie bei einer spektakulären Mission der Amerikaner "an Bord", wenn die Sonde eine Kamera auf einen Asteroiden bringen soll.

Mit "Smart-1" geht die Erforschung des Mondes in eine neue Runde. Tatsächlich bereitet die Mission auch den Boden für künftige bemannte Missionen. "Smart-1" erreicht die endgültige Umlaufbahn im Januar, wird bis Juli 2005 arbeiten. Dann zerschellt die Sonde planmäßig auf der Oberfläche.