Braunschweig. Das Weihnachtsstück am Staatstheater geht rasant wie ein TikTok-Videostream über die Bühne. Warum das toll und fragwürdig zugleich ist.

Wow, was für ein Tempo! Was für eine knallbunte Bilderwelt, was für eine Energie und Spielfreude in diesem kompakten, aber wandlungsfähigen Ensemble. Gerade mal sieben Darstellerinnen und Darsteller sind es, die in Jörg Wesemüllers Bühnenfassung von Erich Kästners Kinderbuchklassiker „Das doppelte Lottchen“ mit fliegenden Kostümwechseln gleich 17 Rollen verkörpern, schon rein körpersprachlich fulminant. Wesemüller, Leiter des Jungen Staatstheaters Braunschweig, setzt in seinem Weihnachts-Familienstück auf Rasanz, auf eine pralle Comic-Ästhetik, auf Pop und Power. Das Publikum zwischen 4 und 84 Jahren jubelt nach der Premiere am Sonntag im ausverkauften Großen Haus. Aber es wirkt auch ein bisschen erschlagen. Beides hat Gründe.