Braunschweig. … galten in den 1920er Jahren wenig im eigenen Lande. Aber ihre Geschichte ist spannend. Das Schlossmuseum erzählt sie.

1924. Der Freistaat Braunschweig ist hinsichtlich des Kunstgeschmacks tiefste Provinz. Das gerade abgedankte Herzogshaus bevorzugte idyllische Genre- und repräsentative Porträtmalerei, die Vorlieben des Bürgertums sind kaum avancierter (wie die sehenswerte Schau „Fortuna und Eintracht“ im Städtischen Museum gerade zeigt). Selbst der Kunstverein kann mit Expressionismus, Konstruktivismus und Neuer Sachlichkeit wenig anfangen. Eine Avantgarde-Ausstellung des Berliner Galeristen Herwarth Walden im Herzoglichen Museum hat 1916 einen Sturm der Entrüstung ausgelöst.

Umso bemerkenswerter ist, dass sich in diesem konservativ-abweisenden Umfeld einige wenige Braunschweiger leidenschaftlich für künstlerische Positionen auf der Höhe der Zeit einsetzen. Fast allen voran Otto Ralfs (1892-1955). Ein Besuch der Bauhausausstellung 1923 in Weimar macht aus dem Sohn eines Eisenwarenhändlers und seiner Frau Käte glühende Verfechter der Moderne. Sie lernen Paul Klee, Lyonel Feininger und Wassily Kandinsky kennen und gründen Gesellschaften zur finanziellen Unterstützung der Künstler. Im Gegenzug können sie Gemälde günstiger erwerben.