Wolfenbüttel. 650 Sänger ließen beim Eurotreff in Workshops und Konzerten Körper und Seele singen.

Es glich fast einer Vermessung der (Chor-)Welt, um einen populären Buchtitel zu bemühen. Das Festival Eurotreff 2019 mit 650 Sängerinnen und Sängern in 19 Chören und vielfältigen Konzerten in Wolfenbüttel und der Region. Im Hintergrund die Frage: Hat die Kunstmusik noch die Chance, ein junges Publikum zu finden? Das Motto „Sprach Klang“ ließ Raum für Konventionen und Experimentales, für Melodie und Rhythmus, für Lust, Übermut und musikalische Explosivität. Und in den gelungenen Beiträgen beim Abschlusskonzert entstand so etwas wie eine neue Klangsprache aus Stimme, Stimmungen und Körpersprache.

Erstaunliches wurde in den sieben Ateliers geleistet. Technische Perfektion trotz knappster Zeit und Internationalität. Sauberste Artikulation vom Anhauch bis zum Fortissimo. Das spricht auch für sorgfältige heimische Vorbereitung. Die Grenzen des Sing- und Machbaren wurden in einigen Beiträgen exemplarisch ausgeweitet. So vom Atelier Yoshihisa Kinoshita mit den Chören aus Krasnoyarsk, Katar und Göttingen. In „Evening Rise“ durchmisst der Chor alle Stadien von der fahlen, fast bedrohlich wirkenden Einstimmigkeit bis zur Entstehung einer polyphonen Klangmasse. Das lässt an die Entstehung der Materie denken, an die glucksende Ursuppe, an kreiselnde Planeten. „The day is dawn“ murmelt es sich ins Gehör. Das ist gesungene Meditation. Körper und Seele wollen mitsingen. Raus mit den Emotionen. Das fordern die charismatischen Chorleiter.