Berlin. . Detlev Glanert vertont Fontanes Fräulein Oceane an der Deutschen Oper Berlin als sinnenreiches Musiktheater.

Dieses verwaschene Gesicht auf der bühnenbreiten Leinwand erinnert an eins der unscharfen Gemälde Gerhard Richters, nur dass es hier im Laufe der sphärisch nahenden Musik immer schärfer wird. Die Verflossene wird noch einmal konkret, versucht sich als Frau vom Meer in der menschlichen Gesellschaft. Auch das zunächst nur ungenau rauschende, dann sich verklarende Meeresvideo verbreitet Geheimnis, gewährt Zutritt und schluckt einen am Ende auf.

Genauso die Musik. In Vokalisen aus dem Off naht uns Oceane, jene dem Meer verwandte adlige Jungfrau aus Theodor Fontanes Novellenfragment, das Detlev Glanert an der Deutschen Oper Berlin zu einer atmosphärestarken Uraufführung bringt. Es ist klar, dass sie an dem bürgerlichen Treiben auf der Seepromenade, jenen Gesprächen über Geld und gute Partien keinen Anteil hat. Ihr fehlt wie den sagenhaften Meermädchen nur die Wärme des Gefühls. Es ist doppelte Tragik, dass sie es unter den Menschen der 19. Jahrhundertwende nicht finden kann. Auch ihr Freund Martin (Nikolai Schukoff) will sie als Gattin vor allem besitzen, von ihrem feenhaften Wesen versteht er nichts.