Braunschweig. Der Bariton Vincenzo Neri gibt am Staatstheater Braunschweig den Grafen Danilo in Lehárs Operette „Die lustige Witwe“.

Das Operetten-Klischee überliefert den Grafen Danilo, Jopi Heesters sei Dank, als ewigen Lebemann, der mit Frack, Zylinder und weißem Schal von einem Pariser Cabaret ins andere schlendert und dabei literweise Champagner und meterweise Grisetten, so heißen dort die Amüsierdamen, verköstigt. Aber so eitel Sonnenschein herrsche gar nicht bei Danilo, sagt Bariton Vincenzo Neri. Er singt die Partie heute in der Neuinszenierung der „Lustigen Witwe“ von Franz Lehár am Staatstheater.

„Der Danilo ist eigentlich eine schwache Person. Er hat vor dem Vater klein beigegeben, als der ihm die Heirat mit der mittellosen Hanna verwehrte. Deswegen stürzt er sich nun ins Pariser Leben. Um zu vergessen. Und ich glaube auch, er schämt sich dafür, dass er nicht für seine große Liebe gekämpft hat“, erzählt Neri. Als die Operette einsetzt, trifft er Hanna, die zwischenzeitlich reich geheiratet hat und verwitwet ist, wieder. Nun verbietet ihm sein Stolz, der reichen Witwe seine Gefühle zu gestehen. Also wieder feige? „Solche Situationen kennt wohl jeder, dass man jemanden, für den man mal Gefühle hatte, wiedertrifft.“ Das sei immer eine schwierige Geschichte, man sei sich noch nahe, aber durch die Zeit und andere Erlebnisse getrennt. „Das Lied von den Königskindern meint ja auch, dass hier zwei emotional nicht zusammenfinden. Ich glaube, das liegt schon vor allem an Danilo. Es braucht ja immerhin zweieinhalb Stunden, bis er es dann doch endlich wagt, ihr seine Liebe zu gestehen.“ Auslöser sei sicher, dass er glaubt, sie habe sich mit einem anderen eingelassen, und er sie also erneut zu verlieren droht.