Braunschweig. Eugène Ionescos Totalitarismus-Parabel wird am Staatstheater zum Paradestück scheiternder Kommunikation.

Bei ihrer Uraufführung vor 60 Jahren in Düsseldorf war Eugène Ionescos Totalitarismus-Groteske „Die Nashörner“ ein ziemlicher Knaller, gerade wegen der schlichten, klaren Parabel-Struktur. Die Bewohner einer x-beliebigen Stadt verwandeln sich erst mählich, dann immer schneller in alles niedertrampelnde Nashörner, bis der Held des Dramas, der blasse Angestellte Behringer, als einziger Mensch zurückbleibt.

Keine 15 Jahre nach dem Untergang des mitläufergetragenen Nazi-Regimes und angesichts der kommunistischen Diktaturen in Osteuropa war die Mahnung des Stückes frisch und brisant. Allerdings droht es sich mit seinen stark typisierten Figuren und der schablonenhaften Handlung auch darin zu erschöpfen. Bei seiner Neuinszenierung im Großen Haus des Staatstheaters versucht Braunschweigs Schauspielchef Christoph Diem darum, die Zwischentöne herauszuarbeiten: jene Mechanismen, die auch bei populistischen Kampagnen und hysterischen Meinungsblasen in den sozialen Netzwerken greifen. Bei ihm sind „Die Nashörner“ vor allem ein Stück über scheiternde Kommunikation.