Braunschweig. Volker Weidermann erzählt, wie Dichter 1919 die Münchener Räterepublik ausriefen und was wir von ihnen lernen können.

Viele Deutsche konnten es nicht fassen!, sagt Volker Weidermann. Der dem Reich von eifersüchtigen Nachbarn aufgezwungene Krieg, in dem man doch von Sieg zu Sieg geeilt war, sollte plötzlich verloren sein? Und Deutschland schuld an seinem Ausbruch!? Da sei eine gigantische Propagandablase geplatzt, so „Spiegel“-Literaturkritiker Weidermann. Viele Zeitungen hätten sie bis in den Herbst 1918 aufrechterhalten – „und andere Medien gab es noch nicht“.

Das staatstragende Bürgertum des implodierenden Kaiserreiches war wie paralysiert, Sozialisten, Spartakisten, aber auch manche Dichter und Denker sahen plötzlich ihre Chance, ja Verpflichtung gekommen, einen politischen Neubeginn zu wagen. Besonders aufregend, aber auch tragisch gestaltete sich die Novemberrevolution in München, wo Intellektuelle eine radikaldemokratische Räterepublik aufbauen wollten. Davon erzählt Weidermann in seinem Doku-Roman „Träumer – Als die Dichter die Macht übernahmen“. Im Gespräch mit Peter Schanz stellte der Gastgeber des „Literarischen Quartetts“ ihn jetzt in Braunschweig vor.