Braunschweig. Die Meinungen über die Braunschweiger Inszenierung von Philipp M. Krenn sind gespalten. Sie reichen von „packend“ bis „Schrotthaufen“.

Im Vorfeld haben wir das Interview in Ihrer Zeitung mit dem Regisseur und auch Herrn Bergers Kritik der Premierenaufführung gelesen. Wir glaubten also, gut vorbereitet zu sein. Trotzdem blieb für uns an dem Abend vieles unverständlich. Vor allem das Verlassen der linearen Handlung zugunsten vieler Rückblenden verwirrte. Auch das Übermaß an Symbolik blieb weitgehend unverständlich. Warum muss Micaela bei ihrer tollen Arie über Stühle balancieren? Warum wird aus Don Josés Blumenarie eine „Handschuharie“ – auch trotz Rückblende eigentlich falsch platziert? Was sollte das ständige Herumfuchteln und Benutzen der Pistole, das an billige Fernsehkrimis erinnerte. Auch Micaélas blutüberströmter Auftritt im 4. Akt erschloss sich uns nicht wirklich. Wir haben aber auch zu loben: Staatsorchester und Dirigent Srba Dinic in toller Form, ebenso die Sänger.Gustav Mackensen

Ich frage mich allen Ernstes, wem diese Carmen-Inszenierung gefällt. Warum muss ein bewährtes klassisches Meisterstück so dermaßen „zerstörerisch misshandelt“ werden? Ein Bühnenbild wie eine Ansammlung von Sperrmüll, Kostüme wie direkt aus der Altkleidersammlung, teilweise lustlos wirkende Darsteller, eine Carmen, die weder im Äußeren noch im Charakter der ursprünglichen Carmen nahekommt. Selbst der dauerhaft präsente Tod bzw. das mehrfache Sterben der Protagonistin erschließt sich selbst nach Studium des Programmheftes nicht. Der „eigene Weg in die Oper“, wie es im Programmheft heißt, ist aus meiner Sicht gescheitert.Christian Schaper