Braunschweig. Jacky Terrasson zeigt sich im Roten Saal als eigenwilliger, dominanter, genialisch-unterhaltsamer Chef-Pianist von überbordender Ideenfülle.

Er ist ein Mann des Sowohl-als-auch. Entschieden setzt er sich ans Piano. Klare Gestik gegenüber seinen Mitspielern. Auch verbale Einwürfe, selbst dem Publikum gegenüber, fast herrisch. Andererseits Hüftschwung am Klaviersessel, Lachen, Mitsingen beim Spiel. Animation des Publikums, rhythmische Akzente abfordernd. Man versteht ziemlich gut, warum renommierte Jazz-Ladies wie Betty Carter oder Cassandra Wilson sich seiner Klavier-und Arrangementfähigkeiten bedienen wollten. Was für eine Anschlagskultur, von der derben rechten Pranke bis zum nahezu zärtlichen Tastenstreicheln. Jedes Gefühl, jeder Gedanke findet seinen Ausdruck.

Welch nahezu überbordende musikalische Ideenfülle. Rätselhaft. Gesprächsfetzen in der Pause, nach dem Konzert: „Klar, das war ,Funny Valentine!’ Aber was war das dazwischen? Michael Jackson hat er auch eingebaut, ,Beat it’! Aber dann? Weiß ich nicht!“ Gospelige Kadenzen, könnte vielleicht „My Church“ gewesen sein. Dann wieder melancholische Walzerpassagen, manche tippten auf Chopin. Terrasson war an Quizlösungen nicht interessiert, es gab keine Ansagen dazu, er kreierte einfach.