Hamburg. . Braunschweigs Spohr-Preisträger Peter Ruzicka brachte an der Staatsoper Hamburg seine Oper über die letzten Stunden im Leben Walter Benjamins heraus.

Die letzte Nacht vor dem selbstbestimmten Tod. Ein Philosoph in den Bergen, ihm auf den Fersen die Nazis, der Übergang von Frankreich nach Spanien und ins rettende Amerika zumindest ungewiss. Walter Benjamin, eben noch bei Baudelaires Blumen des Bösen und den Passagen von Paris weilend, gibt auf. Die verwehenden Gongschläge am Ende der Oper geben ihm tröstliches Geleit. Peter Ruzicka, der Braunschweiger Spohr-Preisträger und schon durch Werke über Hölderlin und Celan hervorgetretene Komponist, lässt die Streicher weich und glutvoll klingen, öffnet in den rein instrumentalen Zwischenspielen schmerzlich aufgehende Emotionsräume und lässt das üppige Orchester atonal schwellen wie bei Schönberg.

Benjamins vielfältige Beziehungen lassen aber noch mehr Farben zu. Yona Kim, die in Braunschweig „Mater Dolorosa“, „Tristan“ und „Parsifal“ inszeniert hat, öffnet in ihrem Libretto für Ruzickas „Benjamin“ zwar zunächst eine traumhaftere Lesart inmitten der Natur- und Grenzerfahrung. Aber als Regisseurin der Uraufführung an der Staatsoper Hamburg lässt sie die Gedanken und Erinnerungen Benjamins in seinen letzten Stunden Gestalt werden wie in einem Panoptikum. Statt der Lichtung in den Pyrenäen zeigt Heike Scheele eine Art Wartesaal des Todes, mit einem Regal, gefüllt mit Koffern und Gepäck.