Washington/New York. TV-Moderatorin Natalie Harp hält Donald Trump mit einem mobilen Printer bei Laune. Doch am Montag kommt sein Erzfeind und Kronzeuge.

Auch Ex-Präsidenten suchen manchmal Halt. Als Donald Trump am Freitagmorgen im Schweigegeld-Prozess um den Porno-Star Stormy Daniels während der Pause ein vertrautes Gesicht auf den Zuschauerbänken im Gericht von Manhattan erkannte, hellt sich die notorisch grantige Miene des 77-Jährigen umgehend auf.

Jeanine Pirro, selbst Juristin und beim TV-Sender Fox News eine der schrillsten Trump-Bewunderinnen, bekam einen freundschaftlichen Schulterklaps ab. Es sollte der einzige bleiben am Ende der vierten Prozesswoche, die mit der teils hitzigen Vernehmung von Stormy Daniels ihren Höhepunkt erlebte.

Immer ganz auf Trumps Seite: Die schrille Fox News-TV-Frau Jeanine Pirro leistet dem Ex-Präsidenten im New Yorker Gericht Beistand.
Immer ganz auf Trumps Seite: Die schrille Fox News-TV-Frau Jeanine Pirro leistet dem Ex-Präsidenten im New Yorker Gericht Beistand. © AFP | Jeenah Moon

Zum Wochenausklang stand zunächst erneut Madeleine Westerhout im Mittelpunkt. Die 33-Jährige war bis 2019 Trumps persönliche Termin-Koordinatorin im Weißen Haus. Sie musste vorzeitig abtreten, weil sie mit Journalisten Details zu Trumps Familie und Vorgängen im Oval Office ausgeplaudert haben soll. Vertrauensbruch. Trump schätzt so etwas nicht.

Westerhout war es, die nach eigenen Angaben im Februar 2017, da saß Trump schon als Präsident der Vereinigten Staaten im Weißen Haus, einen Termin mit dessen Ex-Anwalt Michael Cohen arrangiert hatte. In diesem Gespräch soll es laut Anklage um die Modalitäten der Schweigegeld-Zahlung von 130.000 Dollar an Stormy Daniels gegangen sein. Deren steuerliche Verbuchung und Rückzahlung an Cohen, der in Vorleistung getreten war, nicht die Zahlung an sich, hat Trump 34 strafrechtliche Vorwürfe eingetragen. Sie könnten ihm im Falle einer einstimmigen Schuldzuweisung durch die zwölf Geschworenen eine Gefängnisstrafe eintragen.

Zu viel Schminke, ungleich verteilt: Donald Trump sah schon besser aus, urteilen Prozess-Beobachter in New York.
Zu viel Schminke, ungleich verteilt: Donald Trump sah schon besser aus, urteilen Prozess-Beobachter in New York. © action press | Steven Hirsch

Westerhout bestätigt in der Verhandlung, von der Causa Daniels gewusst zu haben. Die „ganze Situation” sei „sehr unangenehm” gewesen, sagte sie auf Nachfragen von Trumps Anwältin Susan Necheles. Die Juristin, die am Vortag Stormy Daniels rüde in die Zange genommen hatte, aber keinen echten Treffer landen konnte, hatte auch bei Westerhout keinen wirklichen Erfolg im Sinne ihres Mandanten.

Trump-Sekretärin bestätigt: Die Stormy Daniels-Situation war „sehr unangenehm“

Ihr Versuch, von der ehemaligen Assistentin bestätigt zu bekommen, dass Trump mit der Schweigeldzahlung (wg. einer Sex-Affäre mit Daniels in 2006) in erster Linie Unbill von seiner Ehefrau Melania fernhalten wollte, mochte Westerhout nicht bestätigen.

Die Reihe der Zeugen/-innen, die direkt oder indirekt beglaubigen, dass Trump 2016 vor allem um seine Chancen bei der Präsidentschaftswahl fürchtete, wäre der Seitensprung publik geworden, und deshalb zahlte, ist damit noch mal länger geworden.

Sie sorgt mit einem mobilen Printer im Koffer für gute Laune beim Ex-Präsidenten: Natalie Harp, früher TV-Moderatorin, jetzt Trump-Mitarbeiterin, fahndet nach positiven Medienberichten und druckt sie dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten frisch aus.
Sie sorgt mit einem mobilen Printer im Koffer für gute Laune beim Ex-Präsidenten: Natalie Harp, früher TV-Moderatorin, jetzt Trump-Mitarbeiterin, fahndet nach positiven Medienberichten und druckt sie dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten frisch aus. © AFP | CURTIS MEANS

Das und die tiefen Temperaturen im Verhandlungssaal, über die Trump erneut Klage führte, machten den Job von Natalie Harp noch ein Stück schwerer. Die frühere Moderatorin des rechtspopulistischen TV-Nischen-Senders OAN ist nie weit von Trump entfernt. Sie versorgt den Ex-Präsidenten mithilfe eines mobilen Printers regelmäßig mit frischen Medienberichten.

Allerdings nur solche, die geneigt sind, die Laune des seit Wochen in der Opferrolle verharrenden Republikaners zu heben, der an jedem Prozesstag mit verstörenden E-Mails um die Aufmerksamkeit und das Geld seiner Anhänger buhlt. „Gebt mir Freiheit oder gebt mir den Tod”, titelte eine dieser Mails am Freitag. Harp wird darum in Trumps Entourage der „menschliche Drucker” genannt.

Donald Trump in einer E-Mail an seine Anhänger: „Gebt mit Freiheit oder gebt mir den Tod”

Eine der für Trump stimmungsaufhellenden Geschichten dürfte am Freitag die über Karen McDougal gewesen sein. Das ehemalige Playboy-Modell hatte nach eigenen Angaben von 2006 bis 2007 eine mehrmonatige Sex-Affäre mit Trump. Ihre „Geschichte” wurde vom Klatschblatt „National Enquirer” totgeschwiegen. McDougal bekam dafür 150.000 Dollar.

Entgegen der allgemeinen Erwartung verzichtet laut Trump-Anwalt Todd Blanche die Staatsanwaltschaft darauf, die 53-Jährige in den Zeugenstand zu rufen – eine potenzielle Peinlichkeit weniger für Trump und Ehefrau Melania, die im Prozess nicht anwesend ist.

Er ist am Montag der Kronzeuge: Michael Cohen, einst Trumps „Fixer“ in allen Lebenslagen, ist das zentrale Scharnier zwischen dem Ex-Präsidenten und Stormy Daniels.
Er ist am Montag der Kronzeuge: Michael Cohen, einst Trumps „Fixer“ in allen Lebenslagen, ist das zentrale Scharnier zwischen dem Ex-Präsidenten und Stormy Daniels. © DAVE SANDERS/The NewYorkTimes/Redux/laif | DAVE SANDERS/The NewYorkTimes/Re

Donald Trump hat nun zwei Tage prozessfrei und wird voraussichtlich in den Wahlkampf zurückkehren. Am Montag wird dann der Kronzeuge und Erzfeind Trumps, Michael Cohen, die Schlagzeilen beherrschen, es dürfte die brisanteste Vernehmung des ganzen Prozesses werden. Richter Juan Merchan forderte, ein ungewöhnlicher Akt, Cohen auf, in der Öffentlichkeit bis Montag nicht mehr über den Prozess zu sprechen.

Bereits in der Woche ab dem 20. Mai könnte die Kernverhandlung vorbei sein, sagte die Staatsanwaltschaft. Dann beginnen die Beratungen der Geschworenen. Hielten elf Juroren Trump für schuldig und nur einer nicht, käme der 45. Präsident der USA mit einem Freispruch davon.