Osterode-Lerbach. Der Harzklub Lerbach erklärt zum 20-jährgen Jubiläum das Erfolgsrezept von einem der beliebtesten Wanderwege Deutschlands.

Was ist das Erfolgsgeheimnis des Harzer Hexenstieges? Zum 20-jährigen Bestehen des Wanderweges, der von Osterode quer über den Harz nach Thale führt, reflektiert der Zweigverein des Harzklubs Lerbach diese Frage. Denn der Erfolg des Wanderweges ist generell der Arbeit von zahllosen hauptamtlichen und freiwilligen Helferinnen und Helfern zu verdanken – dennoch fußt er auf drei Säulen, wie der Harzklub in einer Pressemitteilung erklärt.

Als ausgezeichneter „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ ist er einer der bekanntesten Fernwanderwege der Welt. Seine maximale Strecke von 150 Kilometer Länge führt durch verschiedenartige Wälder, über bunte Blumenwiesen, an blauen Wasserteichen oder an Kunstgräben des Unesco-Welterbes vorbei und erreicht felsige Höhen sowie tiefe Schluchten.

Ohne die ehrenamtliche Arbeit zahlreicher Harzklub-Mitglieder wäre die Erfolgsgeschichte des Harzer Hexen-Stiegs nicht möglich. Das Foto zeigt viele der Helferinnen und Helfer, die das Jubiläum auf dem Eselsstieg ausgerichtet haben.
Ohne die ehrenamtliche Arbeit zahlreicher Harzklub-Mitglieder wäre die Erfolgsgeschichte des Harzer Hexen-Stiegs nicht möglich. Das Foto zeigt viele der Helferinnen und Helfer, die das Jubiläum auf dem Eselsstieg ausgerichtet haben. © Landesforsten NDS

Der Weg bildet die typischen Harzer Naturlandschaften ab, mit ihren Schutzgebieten und der charakteristischen Pflanzen- und Tierwelt. Und der Weg ist ein Fenster in die Geschichte der Kulturlandschaft des Mittelgebirges: ob als historischer Steig für die Lastenesel zwischen Osterode und Clausthal, oder als geschichtsträchtiger Pfad entlang der Wassergräben durch die Bergbaulandschaft bei Clausthal-Zellerfeld. Auch der sagenumwobene Brocken mit seinem Hexenkult und die Rosstrappe über dem schroff-felsigen Bodetal sind Alleinstellungsmerkmale, die den Wanderweg auszeichnen und ihm seine kulturelle Identität geben.

Drei Säulen für den Erfolg des Harzer Hexenstieges

Zusammengefasst: Der Erfolg des Wanderweges beruht auf den drei Säulen Wandern, Naturschutz und Kultur. Daran erinnert der Harzklub zum 20-jährigen Bestehen des Hexenstiegs in diesem Jahr. Wandern, Naturschutz und Heimat heißen die Aufgaben des Verbandes, der jüngst den Erfolg des länderüberschreitenden Weges feierte. Zum Jubiläumsfest im Juni auf dem Eselsplatz im Forstamt Riefensbeek, oberhalb des Osteroder Ortsteils Lerbach, waren über 300 interessierte Bürgerinnen und Bürger gekommen. Auf einer öffentlichen Wanderung von Osterode den Berg hinauf begleiteten zahlreiche Gäste und Familien sogar eine traditionelle Harzer Kiepenfrau. Unterwegs berichtete sie in ihrer Mundart über das schwere Leben der Frauen damals.

Kiepenfrau hieß die Lastenträgerin im Harz. Bei der Feier zum 20-jährigen Jubiläum des Harzer Hexenstiegs begleitete Inge Schubert die Wandergruppen bis zum Eselsplatz im Forstamt Riefensbeek
Kiepenfrau hieß die Lastenträgerin im Harz. Bei der Feier zum 20-jährigen Jubiläum des Harzer Hexenstiegs begleitete Inge Schubert die Wandergruppen bis zum Eselsplatz im Forstamt Riefensbeek © Landesforsten NDS

Den Naturschutzaspekt des Hexenstieges erläuterten oberhalb des Eselsplatzes die Riefensbeeker Forstleute Daniel Zimmermann und Heiner Wendt. Zum Beispiel welche Baumarten im Klimawandel die Fichten ersetzen werden und warum an manchen Stellen abgestorbenen Fichten stehenbleiben? Oder an welchen Stellen Wildtiere jetzt leben würden, wo der dichte Nadelwald verschwunden sei?

Revierförster Heiner Wendt verwies auf die nachwachsenden jungen Laub- und Mischwälder in seinem Revier. Dort lebten noch immer Reh, Hirsch und Hase, Wildschwein, Luchs und Wildkatze, so der langjährige Leiter der Försterei Lerbach. Damit diese neuen Wälder artenreich und vielfältig aufwachsen könnten, müsse aber weiter intensiv gejagt werden. „Unser Ziel ist ein klimastabiler Schutzwald rund um die Sösetalsperre mit möglichst vielen Laubbäumen als Spender für sauberes Trinkwasser“, betonte der 65-jährige Forstmann, der auch im Harzklub aktiv ist. Am Ende geht es hier darum, der Natur die Zeit zu lassen, sich zu erholen. Und sie auf dem Weg dahin zu schützen.

Förster Daniel Zimmermann beschreibt die Waldschäden im Forstamt Riefensbeek und erläutert die Wiederanpflanzung rund um die Sösetalsperre.
Förster Daniel Zimmermann beschreibt die Waldschäden im Forstamt Riefensbeek und erläutert die Wiederanpflanzung rund um die Sösetalsperre. © Landesforsten NDS

Der Harz ohne Hexen? Undenkbar!

Auch die Mythen des Harzes durften beim Harzer Hexenstieg Jubiläum nicht fehlen. Die Wolfshäger Hexenbrut wirbelte mit ihren Hexenbesen nach altem Hexenbrauch über den Platz und forderte nicht nur die kleinen Gäste auf, den Hexenbesenführerschein zu absolvieren. In der Hexenküche gab es derweil gruselige, schöne Geschichten und einen Zaubertrunk mit Spinnenbeinen und Schlangen. „Fabakadabra“ verzauberte alle bereitwilligen, irdischen Wesen in originelle Hexen und Teufel, die mit ihren Reisigbesen die ersten Flugstunden absolvieren konnten.

Zahlreiche Akteure waren an der Jubiläumsveranstaltung beteiligt und bewiesen damit, dass der Harzer Hexenstieg derzeit nur mit unzähligen Stunden ehrenamtlicher Arbeit von Harzklub-Mitgliedern, einer professionellen Bewerbung durch den Harzer Tourismusverband und den Wiederaufbau und die Pflege seiner Wälder durch die Niedersächsische Landesforsten erhalten bleibt.

Hexenreigen auf dem Eselsplatz.
Hexenreigen auf dem Eselsplatz. © Touristinfo Osterode

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