Berlin. Stiftung Warentest hat Virenscanner für PC und Mac untersucht. Kostenlose Programme schnitten „gut“ ab.

Ein Virenscanner ist aus PCs oder Notebooks nicht mehr wegzudenken: Nur die wenigsten Nutzer dürften längere Zeit ohne den kleinen Cyber-Türsteher schadlos überstehen. Im jüngsten Jahresbericht vom Sicherheitsunternehmen Symantec heißt es, dass allein 2015 und 2016 jeweils mehr als 350 Millionen neue Schadsoftwarevarianten entdeckt worden sind. Und der Antivirenhersteller Kaspersky berichtet, dass fast jeder Dritte seiner Nutzer 2017 mindestens einmal direkt mit einem Computerschädling in Kontakt kam.

Während frühere Schädlinge sich meist damit begnügten, den Computer fernzusteuern oder unbemerkt Passwörter auszuspähen, verschlüsselt sogenannte Ransomware heute die gesamten Nutzerinhalte, sodass sie oft unwiederbringlich verloren gehen. Ein guter Schutz ist also essenziell. Stiftung Warentest hat in der aktuellen Ausgabe des „Test“-Magazins Virenscanner für PC und Mac untersucht.

Trojaner, Ransomware, Spyware oder Phishing-Website – wogegen schützt ein Virenscanner?

Die allgemeine Bezeichnung „Computervirus“ wird kaum noch verwendet. Gebräuchlicher ist der Begriff „Malware“ oder auch die deutsche Übersetzung „Schadsoftware“. Das können ganz unterschiedliche Programme sein: Als Trojaner etwa wird ein Programm bezeichnet, das vordergründig eine sinnvolle Anwendung ist, heimlich aber Schaden anrichtet, etwa eine Hintertür ins System öffnet. Ransomware nennt man ein Programm, das Dateien verschlüsselt und ein Lösegeld zur Freigabe verlangt. Derlei Schadsoftware wird in der Regel mehr oder weniger effektiv von Antivirenprogrammen abgefangen und unschädlich gemacht.

Ein Graubereich ist dagegen sogenannte Spy- oder Adware: Dabei handelt es sich um kleine Programme, die meist huckepack mit anderen Programmen heruntergeladen und installiert werden –
im Unterschied zu klassischer Schadsoftware verbreiten sie sich nicht von selbst. Oft treten sie in Form einer Suchleiste für den Browser oder als anderes „praktisches“ Werkzeug auf, verändern dauerhaft die Start- und Suchseiten des Browsers und zeigen vielfach Werbung zweifelhafter Herkunft an. Diese Programme werden teilweise als Bedrohung durch Virenscanner erkannt, teilweise aber auch nicht – eine Entfernung solcher Adware ist meist mühsam. Die kostenlosen Programme „Spyware – Search & Destroy“ oder „AdwCleaner“ können hier im Zweifel helfen.

Als Phishing-Webseiten bezeichnet man wiederum Internetseiten, die etwa dem Onlineauftritt einer Bank oder eines Onlineshops täuschend ähnlich sehen. Per E-Mail werden Nutzer angelockt, in der Hoffnung, dass sie versuchen, sich auf der nachgemachten Seite mit Nutzernamen und Kennwort einzuloggen. Der Nutzer bekommt eine Fehlermeldung und gibt nach zwei, drei Versuchen auf. Währenddessen machen sich die Cyberkriminellen umgehend daran, die erbeuteten Zugangsdaten für Einkäufe oder Überweisungen zu nutzen. Gegen solche Angriffe bieten oft erst die teureren Schutzpakete der Antivirenhersteller Schutz.

Welche Programme empfiehlt Stiftung Warentest für Windows?

Von 22 getesteten Antivirenprogrammen schnitten immerhin 17 mit der Gesamtnote „gut“ ab. Spitzenreiter unter den kostenpflichtigen Programmen ist „Bitdefender Internet Security“ (Note 1,6/42 Euro), gefolgt von „Kaspersky Internet Security“ (Note: 1,8/34 Euro) und „BullGuard Internet Security“ (Note: 1,9/24 Euro). Während Bitdefender und BullGuard mit einer leicht besseren Erkennungsrate punkten, bewerteten die Prüfer bei Kaspersky Handhabung und Geschwindigkeit besser. Das Schlusslicht war „Malwarebytes 3“ (Note: 4,1/40 Euro), es konnte im Test nur jeden zweiten Angreifer abwehren.

Auch die kostenlosen Angebote überzeugten: „Bitdefender Antivirus Free Edition“ (Note: 1,9) ließ sogar viele Bezahlprogramme hinter sich. Dahinter folgen „Avira Free Antivirus“ (Note: 2,1), „Avast Free Antivirus“ (Note 2,2) und „Kaspersky Free Antivirus“ (Note: 2,3). Der bei Windows 10 mitgelieferte „Microsoft Defender“ (Note 3,1) gehört zu den Schlusslichtern. Er sollte durch eine der kostenlosen Alternativen ersetzt werden.

Welchen Mehrwert bieten kostenpflichtige Programme?

Tatsächlich sieht es auf den ersten Blick so aus, als wäre eine kostenpflichtige Antivirensoftware nicht nötig – schließlich attestieren die Warentester den kostenlosen Versionen Leistungen auf ähnlichem Niveau. Im Test wurden aber nur die Basisfunktionen der Programme miteinander verglichen. Das umfasst den reinen Schadsoftware-Schutz.

Die kostenpflichtigen Versionen beinhalten oft auch eigene Browser für Onlinebanking, besondere Schutzmaßnahmen gegen Ransomware, eine zusätzliche Absicherung der Webcam oder weitere Lizenzen zum Schutz
von Android-Smartphones oder einem Mac. Vor allem Anwender, die sich nicht zutrauen, etwa eine Phishing-Seite oder eine verdächtige E-Mail zu erkennen, können von den Zusatzfunktionen profitieren.

Brauche ich einen Virenscanner für einen Mac und wenn ja, welchen? Das Risiko, sich auf einem Mac von Hersteller Apple einen Virus einzufangen, ist erheblich geringer als auf einem PC. Die Zahl der gefundenen Schädlinge ist winzig im Vergleich zur PC-Plattform. Doch Macs werden für Cyberkriminelle attraktiver: Zu Beginn des Jahres 2015 waren laut dem Sicherheitsunternehmen McAfee etwa 10 000 Schädlinge für Apple-Computer bekannt. Seitdem stieg die Zahl sprunghaft an, 2017 erreichte sie die 700 000er-Marke.

Die vier als „gut“ bewerteten Programme von G Data, Kaspersky, Bitdefender und Norton (siehe Tabelle) sind laut Stiftung Warentest für Mac-Nutzer ein sinnvoller Schutz, zumal sie auch verhindern, dass ein Windows-Schädling versehentlich an einen PC-Nutzer weitergegeben wird. Das Gratisprogramm von Avira sei trotz nur befriedigender Leistung empfehlenswert, da es einen guten Schutz gegen Phishing-Attacken biete, so die Tester.