Berlin. Deutschlands Lieblingstier ist ein sehr guter Jäger. Das bekommt auch die heimische Vogelwelt zu spüren.

Die Katze ist Deutschlands beliebtestes Haustier: 13,4 Millionen leben hierzulande, Tendenz steigend. Das geht aus Umfrageergebnissen des Industrieverbands Heimtierbedarf hervor. Hinzu kommen noch die streunenden Hauskatzen, deren Zahl der Deutsche Tierschutzbund auf ungefähr zwei Millionen schätzt.

15 Millionen Tiere also, die zumindest theoretisch gerne auf Vogeljagd gehen. US-Wissenschaftler haben vor einigen Jahren errechnet, dass in den USA in einem Jahr bis zu 3,7 Milliarden tote Vögel auf das Konto von Katzen gehen. Auf Deutschland umgerechnet wären das grob geschätzt etwa 200 Millionen Vögel – zu hoch gegriffen, meint Lars Lachmann vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Zwar nimmt die Zahl der Brutpaare in Deutschland ab, besonders stark sind aber Arten betroffen, die vor allem in Feldern und Wiesen leben. Die meisten Katzen laufen jedoch in den Siedlungsgebieten herum.

Dennoch: In vielen Gegenden gebe es mehr freilaufende Katzen als der Vogelwelt gut tut, warnt Kurt Kotrschal. Er ist Verhaltensbiologe an der Universität Wien und Leiter der Konrad Lorenz Forschungsstelle. „Die Katze kann ohnehin schon kämpfenden Arten den Rest geben, zumindest lokal“, warnt er. Doch was können Halter tun, um ihre Katze vom Jagen abzuhalten? Dafür gebe es nur eine wirksame Maßnahme, ist Kotrschal überzeugt: „Die Katze verlässt das Haus nicht.“ Auch Wohnungskatzen könnten ein artgerechtes Leben führen.

Moira Gerlach, Fachreferentin für Heimtiere beim Deutschen Tierschutzbund, sieht das anders. Wenn möglich, sollten Katzen frei herumlaufen. Man könne aber versuchen, die Tiere zu bestimmten Zeiten drinnen zu lassen. Das empfiehlt auch Lachmann vom Nabu: „Von Mitte Mai bis Mitte Juli sollte man die Katze zumindest in den Morgen- und Abendstunden im Haus lassen, denn dann sind die meisten Jungvögel unterwegs.“ Sie sind für Katzen eine leichte Beute.

Damit die Jungvögel vor Katzen geschützt sind, sollten Nistkästen mindestens zwei Meter über dem Boden hängen, am besten an Fassaden oder großen Seitenästen. Bäume, in denen Vögel nisten, lassen sich durch Manschetten aus Blech oder Kunststoff schützen. Auch Brombeerranken am Stamm halten Katzen fern. Der Harfenstrauch eignet sich laut Tierschutzbund ebenfalls zur Katzenabwehr. Weil er für die Tiere unangenehm riecht, machen sie einen großen Bogen um die Pflanze. Menschen nehmen den Geruch nicht wahr.

Ob ein Halsband mit Glöckchen nutzt, darüber gehen die Meinungen auseinander. Es könne zumindest gesunden Vögeln das Leben retten, meint Lachmann. Für Fluganfänger kommt die Warnung zu spät. Der Tierschutzbund sieht Halsbänder kritisch, da die Katze beim Spielen oder Klettern daran hängen bleiben kann.