Berlin. Die EU hat entschieden, den Stromverbrauch von Elektrogeräten deutlicher zu kennzeichnen. Doch bis die neue Transparenz im Handel ankommt, werden noch Monate vergehen. Worauf Kunden achten sollten.

Von der Glühbirne bis zur Waschmaschine sind Elektrogeräte EU-weit mit einem Energielabel ausgestattet. Besonders auffällig dabei: die Einteilung in die verschiedenen Effizienzklassen, die dem Verbraucher zeigen sollen, ob das Gerät sparsam arbeitet.

Als das Label vor fast 20 Jahren eingeführt wurde, war die Sache klar: Das grüne A stand für Effizienz, das rote G für Stromverschwendung. Doch das System ist durch immer schärfere Richtlinien erweitert worden. So ist bei manchen Produkten inzwischen A+ die schlechteste Kategorie, in der nur Geräte landen, deren Verbrauch gerade noch gesetzlich zulässig ist.

Und die EU macht den Herstellern weiter Druck: Bei Staubsaugern etwa ist die Klasseneinteilung zuletzt verändert worden: Neue, strenge Effizienzklassen bis A+++ sind hinzugekommen, am anderen Ende müssen Staubsauger mindestens die Vorgaben der Klasse D erfüllen.

Im Kern handelt es sich beim EU-Energielabel um ein europäisches Erfolgsmodell. Denn die Kunden orientieren sich beim Kauf neben Preis und Ausstattung immer stärker auch daran, wie viel Energiekosten ein Gerät verursacht. Oft gibt das Label dabei den Ausschlag für die Kaufentscheidung.

Bei den Herstellern hat das für Bewegung gesorgt, wie Stefan
Nakazi, Energie-Experte der
Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, erklärt: „Die Hersteller können es sich nicht mehr leisten, ein niederklassiges Produkt anzubieten.“ Und doch: Mit einem Teil der Entwicklung sind Verbraucherschützer unzufrieden. Dass sich das Label zwischen unterschiedlichen Produktgruppen so sehr unterscheidet, sorge für Verwirrung. Die Einordnung in A+, verbunden mit der Farbe Grün, grenzt Nakazi zufolge bei manchen Produkten mittlerweile sogar an Irreführung. „Bei Kühlschränken zum Beispiel ist A+ die schlechteste Effizienzklasse, die auf den Markt gebracht werden darf.“

Beim Verbrauch lieber aufden absoluten Wert gucken

Das Label an sich „ist gut“, sagt Nakazi, „innerhalb der einzelnen Klassen gibt es aber große Spannen“. Deshalb sei es wichtig, dass man „beim Verbrauch auf den absoluten Wert guckt.“

Nakazi rät, sich generell zunächst an der höchsten Effizienzklasse der Produktgruppe zu orientieren. Damit entscheide man sich gleichzeitig für den neuesten Stand der Technik. Das könne zwar die Anschaffung teurer machen, sich am Ende aber rechnen. „Oft rentiert sich der Mehrpreis schon durch die Energieersparnis. Zudem müssen weder Waschmaschine noch Kühlschrank, nur weil sie besonders energieeffizient sind, gleich 1000 Euro und mehr kosten“, so Nakazi. Gleichwohl rät der Energie-Experte zur Genauigkeit. Denn die Einteilung in A++ oder A+++ müsse nicht zwangsläufig zum vergleichsweise sparsamsten Gerät führen.

Was der Experte meint, macht ein Beispiel deutlich: Eine Kühl-Gefrierkombination von 1,80 Meter Höhe der Effizienzklasse A++ hat einen Normverbrauch um die 250 Kilowattstunden (kWh) pro Jahr. Es fallen aber auch Geräte in diese Klasse, die unter 230 oder über 270 kWh verbrauchen. Die Spannbreite ist so groß, dass das sparsamste Gerät derselben Klasse ein Drittel weniger Strom verbraucht als ein Gerät, das die Mindestanforderungen erfüllt. Über einen Zehnjahreszeitraum gerechnet, kann dieser Unterschied die Rechnung um mehr als 200 Euro nach oben treiben.

Noch stärker fällt der Unterschied zwischen dem besten und dem schlechtesten Gerät derselben Effizienzklasse ins Gewicht, weil der Normverbrauch mit dem tatsächlichen Verbrauch nicht viel zu tun hat. Unrealistische Testbedingungen führen dazu, dass Geräte im Alltag die Verbrauchsspanne ihrer Energieeffizienzklasse nicht mal ansatzweise einhalten.

Bei Kühlschränken etwa wird der Normverbrauch bei einem leeren Referenzgerät getestet, dessen Tür ständig geschlossen bleibt. Wer also auf die Idee kommt, seinen Kühlschrank tatsächlich zu benutzen, indem er Lebensmittel hineinstellt, kommt allein dadurch auf einen höheren Stromverbrauch, als das Gerät offiziell ausweist.

Bei Fernsehern dasselbe Spiel: Gemessen wird der Betrieb bei heruntergeregelter Helligkeit; und bei Waschmaschinen wird der Normwert nur erreicht, wenn man ausschließlich das Öko-Waschprogramm nutzt. Im Alltag ergibt sich so ein typischer Mehrverbrauch von zehn Prozent bei Waschmaschinen, von 40 Prozent bei Fernsehern und von 60 Prozent bei Kühlschränken.

Selbst die EU hat erkannt, dass das Erfolgsmodell Label vereinfacht werden muss. Künftig soll es wieder nur noch A bis G geben, die Testbedingungen sollen verändert werden. Ein entsprechendes Gesetz ist in Kraft getreten. Doch die langen Übergangsfristen führen dazu, dass die Neuerung erst ab 2019 im Handel ankommen wird.