Wolfsburg. Der Bauherr bewahrte den ländlichen Charakter und setzte auf ökologische Materialien.

Überraschend offen und hell ist es nach dem Umbau im alten Dorfquartier von Heiligendorf bei Wolfsburg. Es ist eine für die Braunschweiger Region typische Anlage mit gestrecktem Haupthaus. Der Anfang des 19. Jahrhunderts errichtete Ursprungsbau wurde über die Jahre durch unterschiedliche Besitzer immer weiter durch Anbauten ergänzt. Doch auf eine einheitliche Höhe der Zimmerdecken oder der Fußbodenbelege, der Türen und Fenster achtete man eher nicht. Selbst in den 1970er Jahren, mit der Wiederentdeckung des Ländlichen und der Fachwerkarchitektur, kamen mit der ersten Ölkrise unterschiedlichste Bau- und Dämmmaterialien zum Einsatz.

Der Bauherr Joachim Pröttel kaufte das in den 1980er Jahren für seine Familie und begann mit dem Umbau, der allerdings nur abends nach der Arbeit oder in den Ferien und an Wochenenden vorankam. Jetzt hat sein Sohn Leonhard, seit vier Jahren freier Architekt in Braunschweig, das Heft in die Hand genommen und das Vorderhaus als letzten Abschnitt komplett saniert und im Erdgeschoss auch barrierefrei umgebaut.

Den ländlichen Charakter des Bauernhauses aber bewahrte Architekt Leonhard Pröttel dabei mustergültig. Nachhaltigkeit – sei es bei der Verwendung von ökologischen Baumaterialien oder in der Gestaltung des Grundrisses und der Verteilung der Wohnfunktionen – waren für den jungen Architekten maßgeblich.

Natürlich sollte beim Umbau möglichst viel von der alten Substanz bestehenbleiben, gleichzeitig aber bargen die gestückelten Anbauten aus der 200-jährigen Geschichte des Hauses jede Menge Überraschungen. Böden mussten neu aufgebaut, Fenster in Originalpositionen versetzt, unsachgemäße Innendämmung und Verkleidungen entfernt, das erste Obergeschoss neu aufgebaut werden. Dazu wurden niedrige Raumhöhen von teilweise 1,85 Meter um 30 Zentimeter vergrößert, die wunderbar abgerundeten Ursprungswände im Wohnzimmer aber belassen.

Räumliche Weite, Durchblicke und axiale Beziehungen bestimmen heute die Gestaltung des Hauses. Die Atmosphäre ist gemütlich-bergend wie repräsentativ-offen. Viel zu der neuen Durchlässigkeit trägt die Materialreduziertheit bei: heller Kalkputz an den Wänden, dunkel aber belebte Fußbodenflächen aus Gussasphalt, Eichendielen auf Rauhspundschalung, helle Betonoberflächen im Bad.

Die komplette Umgestaltung der Treppe, die sich heute gewendelt aus einem neu geschaffenen Flurbereich wie eine Raumskulptur nach oben entwickelt, ist das Herzstück des Umbaus, der mit Maß und Respekt große Wirkung zeigt.