Wolfsburg. Auf einem Gut in Nordsteimke bei Wolfsburg wurden frühere Ställe zum Hotel umgebaut.

„Angefangen hat alles mit dem IdeenHerd vor sieben Jahren“, erzählt Bauherr Graf Günther von der Schulenburg. Mit der Einrichtung dieses Kreativ- und Tagungsbereiches mit zwei Showküchen begannen der Umbau und die Neuausrichtung des alten Rittergutes in Nordsteimke, rund vier Kilometer südöstlich von Wolfsburg gelegen. Von dem Industriestandort ist auf dem seit 1846 im Besitz der Familie von der Schulenburg alten Guts nichts zu sehen. Der mitten im Ort auf einer Anhöhe gelegene Hof ist von hohen Bäumen des angrenzenden Parks umgeben, die den Blick eher in die hügeligen Weiten nach Süden und Osten freigeben.

Wo früher Pferde untergebracht waren, Heu lagerte und Landmaschinen standen, wird heute übernachtet. Vor zwei Monaten eröffnete auf dem Gutshof das Yard Boarding Hotel nach einem Entwurf der hannoverschen Architektinnen Irina Kresic und Tatjana Sabljo.

Der Eindruck von den umfangreichen Umbaumaßnahmen ist schlichtweg überwältigend. Man wandelt mit Entdeckerlust durch das weite Hofgelände und ist berührt davon, wie traditionelle Architektur zeitgenössischen Wohn- und Lebensbedürfnissen Raum geben kann. Auf große Gesten und Showeffekte haben die beiden beim Umbau vollkommen verzichtet, das entspricht nicht ihrem gestalterischen Ansatz.

Kein Historismus, kein Nippes, Alt und Neu sollen sich begegnen und mit Haltung gleichberechtigt nebeneinander stehen: schnörkellos und komfortabel. Jeder soll sich angesprochen und auch aufgenommen fühlen. Auch deshalb wurde für die Gestaltung der Außenanlagen ein Landschaftsarchitekt beauftragt, das Büro Plateau Landschaftsarchitekten aus Hannover.

Im alten Pferdestall befinden sich im Erdgeschoss Empfang, Frühstücks- und Aufenthaltsräume mit Zugang zum Garten und im Obergeschoss individuell gestaltete Wohnräume, die dem Boarding-Hotel-Konzept folgend mit Kitchenette und auch Arbeitsmöglichkeiten ausgestattet sind. Doch drängen sich diese Funktionen nicht in den Vordergrund. Sie sind geschickt in multifunktionale Möbel integriert. Stattdessen steht das mit Freude an Details individualisierte Wohnliche mit sensibel ausgewählten Textilien, weichen und natürlichen Farben von Hell- und Taubenblau, Weiß, Mint und Sand, Petrol und Holztönen im Vordergrund.

„Architektur muss das Gefühl der Dazugehörigkeit geben. Man soll sich angesprochen fühlen, vor allem empfangen, und das schon, bevor der erste Schritt über die Türschwelle gemacht ist“, beschreibt Architektin Tatjana Sabljo den Entwurf.