Schöningen. Im Rahmen einer Ausstellung ihrer Aquarelle schuf die Malerin Anna Susanne Jahn das erste Riesenaquarell der Welt.

Im Kunstverein Schöningen ist das Projekt „Schöninger Flora“ mit einer gut besuchten Finissage zu Ende gegangen. Im Rahmen einer Ausstellung ihrer Aquarelle schuf die Malerin Anna Susanne Jahn das erste Riesenaquarell der Welt, heißt es in einer Mitteilung.

Während der Ausstellung hatte Jahn ihr „Atelier auf Zeit“ für vier Wochen in den Schöninger Kunstvereinsräumen aufgeschlagen. Hier arbeitete sie öffentlich an einer Reihe kleinformatiger Pflanzenporträts in Aquarelltechnik. Ihr besonderes Vorhaben war es, Pflanzen zu porträtieren, die nachweislich bereits zu Zeiten der berühmten Schöninger Speere in der Landschaft von Schöningen wuchsen, vor etwa 300.000 Jahren. Gefördert wurde das Projekt von der Braunschweigischen Stiftung, heißt es weiter.

Mit Unterstützung der Forscherinnen Prof. Dr. Brigitte Urban und Dr. Gerlinde Bigga, deren wissenschaftliche Kurztexte über die betreffenden Pflanzen in der Ausstellung zu den Bildern gestellt wurden, wurden die Pflanzen ausgewählt: zarte Gräser, leuchtende Beeren und Früchte.

Hauptwerk der „Schöninger Flora“ wurde jedoch das lebensgroße Porträt eines Strauches, der zur Zeit der Speerjäger, homo heidelbergensis, damals Teil der Seeuferlandschaft um Schöningen war.

Ein Riesenbild in Aquarelltechnik bedeutete ein großes künstlerisches Wagnis, denn das hatte zuvor noch niemand riskiert, heißt es weiter. Kein Wunder – stellen sich doch im Großformat gewaltige technische Herausforderungen angesichts der Wassermengen, die ein Aquarell brauche, und der Tatsache, dass man mit Aquarellfarben nicht, wie sonst bei großen Bildformaten üblich, auf senkrechter Fläche malen könne. Anna Susanne Jahn, studierte an der HBK Braunschweig und in Japan und hat seit Jahrzehnten Erfahrungen mit der Aquarelltechnik gesammelt. Sie nahm die Herausforderung an und reiste für Ausstellung und Kunstprojekt von der Nordseeinsel Amrum an, wo sie mit ihrer Familie lebt.

Das Bild im Format 2,50 mal 1,15 Meter zeigt nun einen Holunderstrauch in frühherbstlicher Laubfärbung mit üppigen Beerendolden, angeschnitten vor einem Hintergrund aus mehreren, weich verlaufenden Blautönen, mit fein strukturierten Gräsern im Vordergrund und einem blauen Farbverlauf im unteren Drittel. Dieser lässt sich als zarter Herbsthimmel , aber auch als Wasserspiegelung am Seeufer deuten. Einige zart gezeichnete Zweigpartien stammen von der Pflanze selbst – denn Anna Susanne Jahn ließ diese per Naturselbstdruck an ihrem eigenen Porträt mitarbeiten.

Zum Projektabschluss hatten Kunstverein und Malerin zum „Tag der Wahrheit“ eingeladen: nun sollte sich zeigen, ob das schwierige Vorhaben eines Riesenaquarells gelungen war – oder krachend gescheitert. Das zahlreich erschienene Ausstellungspublikum wurde kurzerhand zur geheimen Abstimmung per Stimmzettel gebeten. Nach der Auszählung ergab sich ein einstimmiges Votum: Projekt erfolgreich, Porträt gelungen, heißt es abschließend in der Mitteilung.