Lehre. Am Dienstag hat sich die Hochwasserlage auf hohem Niveau stabilisiert, am Abend ging es erneut zum Einsatz nach Wolfenbüttel

Während in Braunschweig am späten Dienstagabend die nächste Hochwasserwelle erwartet wurde, Sandberge aufgeschüttet und Bürger informiert wurden, damit sie ihre Autos aus den gefährdeten Bereichen entfernen, hatte sich die Hochwasserlage im Bereich der Gemeinde Lehre vom ersten auf den zweiten Weihnachtstag auf hohem Niveau stabilisiert. Zunächst zog sich das Wasser im Verlauf des 25. Dezembers etwas zurück, dann sorgten leichte Niederschläge wieder für einen geringen Anstieg.

Für Entspannung sorgte der stabile Wasserstand, insbesondere in Wendhausen. Die kurzzeitig drohende Überflutung von Wohn- und Stallgebäuden in der Straße Im Unterdorf blieb aus. Das Schunter-Hochwasser steht dort zwar unverändert bis an die Grundstücke heran, aber eine unmittelbare Gefahr geht derzeit davon nicht aus.

Bis zum Rekordwert von 1964 ist noch ein wenig Luft

Der Schunterpegel bei Glentorf stand am Dienstagmittag bei 175 Zentimetern. Im Normalfall steht der Pegel bei unter 100 Zentimetern. Der höchste dort seit 1964 registrierte Pegelstand wurde am 19. Juli 2002 mit 195 Zentimetern gemessen.

Ärger in Wendhausen über rücksichtslose Autofahrer

Für Probleme sorgten hier und da in Wendhausen sowie auch in Lehre hingegen Autofahrer, die zu schnell durch überflutete Straßen fuhren. „Wenn das Wasser ohnehin schon nah an den Häusern steht, dann sorgen zu schnell fahrende Autos dafür, dass es dann beispielsweise in Kellereingänge schwappt“, erklärte der stellvertretende Gemeindebrandmeister Jan Wehrstedt, den wir am zweiten Weihnachtstag während einer Kontrollfahrt in Wendhausen trafen.

Kein Verständnis hatte Wehrstedt zudem dafür, dass trotz gegenteiliger Ratschläge und Hinweise der Feuerwehr Autos in bereits überschwemmten Straßen geparkt werden. „Unsere Hinweise werden von vielen schlicht ignoriert. Das ist unvernünftig und kann im schlechtesten Fall zu zusätzlichen Einsätzen für uns führen“, betonte der stellvertretende Gemeindebrandmeister.

Feuerwehr hat Hochwasserlage in Essenrode im Blick

Unter regelmäßiger Beobachtung hat die Feuerwehr auch die Situation in Essenrode. Dort hatte die durch den Ort verlaufende Riede in der Vergangenheit wiederholt für Überschwemmungen von Teilbereichen des Ortskerns gesorgt. „Auch in Essenrode ist die Lage bei erhöhtem Wasserstand der Riede stabil“, berichtete der stellvertretende Gemeindebrandmeister Wehrstedt am Dienstag.

Drohne lieferte Bilder aus dem Hochwassergebiet bei Lehre

Um sich einen Überblick über die Überflutungen im Bereich der Gemeinde Lehre zu verschaffen, schickte die Feuerwehr zwischenzeitlich eine Kamera-Drohne in die Luft. Nach Einschätzung der Gemeinde Lehre sei die Hochwasserlage „angespannt, aber kontrolliert“. So sei die Feuerwehrführung regelmäßig auf Erkundungsfahrten unterwegs, um die Entwicklung zu beobachten, auch der Krisenstab der Gemeinde Lehre treffe sich weiterhin. Die Ortsfeuerwehren hatten auch bereits hochwasserbedingte Einsätze und stehen grundsätzlich in Bereitschaft.

Das Wasser der Schunter hat die Selkebachstraße überflutet, die Straße wurden an Heiligabend für den Durchgangsverkehr gesperrt. Foto: Herbert Haun
Das Wasser der Schunter hat die Selkebachstraße überflutet, die Straße wurden an Heiligabend für den Durchgangsverkehr gesperrt. Foto: Herbert Haun © FMN Archiv | Dirk Fochler

Wir sind auf alle Eventualitäten vorbereitet
Der stellvertretende Gemeindebrandmeister Jan Wehrstedt zur Lage im Gemeindegebiet von Lehre

„Wir sind auf alle Eventualitäten vorbereitet“, betonte der stellvertretende Gemeindebrandmeister Jan Wehrstedt. Wichtig sei es weiterhin, bei überfluteten Flächen achtsam zu bleiben – hier könne die Strömung des Wassers schnell unterschätzt werden.

Überallher aus Helmstedt kommt die Hilfe für Wolfenbüttel

Überall aus dem Landkreis Helmstedt sind Einsatzkräfte der Ortsfeuerwehren im Rahmen der Kreisfeuerwehrbereitschaft in Wolfenbüttel im Einsatz. Dort ist die Innenstadt von Überflutungen betroffen. Schon am Montagmittag hatte es erste Einflutungen in den Rosenwall in Wolfenbüttel gegeben, auch dort waren die Helmstedter im Einsatz. Die Helmstedter Kräfte, die am ersten Weihnachtsfeiertag zur Hilfe gerufen worden waren, sicherten ein Altenwohnheim sowie ein Wohnhaus. Auch aus Lehre kam Verstärkung. „Mein größter Dank gilt nach wie vor den Feuerwehrleuten – egal ob im Einsatz oder in der Bereitschaft“, so Gemeindebürgermeister Andreas Busch.

Die ganze Nacht über waren die Feuerwehrleute aus Helmstedt in Wolfenbüttel im Einsatz. Am Dienstag folgte der zweite Nachteinsatz.
Die ganze Nacht über waren die Feuerwehrleute aus Helmstedt in Wolfenbüttel im Einsatz. Am Dienstag folgte der zweite Nachteinsatz. © FMN | Feuerwehrbereitschaft Königslutter

Server der Harzwasserwerke wegen der vielen Anfragen überlastet

Am Dienstagmorgen waren die Kräfte der Feuerwehrbereitschaft zurück nach Helmstedt geschickt worden. Sie hatten die ganze Nacht über die Sandsackdämme stabilisiert. Die Harzwasserwerke hatten angekündigt, weiteres Wasser aus den Talsperren abzulassen. Am Dienstagnachmittag waren zwischenzeitlich keine neuen Informationen zu den Füllständen abrufbar. Auf der Homepage der Harzwasserwerke war nur zu lesen: „Aufgrund der derzeitigen Anfragen sind unsere Server leider überlastet. Wir arbeiten an dem Problem.“ Die Kreisfeuerwehrbereitschaft befindet sich den ganzen Tag über auf Abruf. Am Abend kam es, wie es kommen musste. Die Einsatzkräfte der Kreisfeuerwehrbereitschaft machten sich auf den Weg zum Sammelpunkt nach Königslutter. Zunächst aber wurde dieser zweite Nachteinsatz wieder gestrichen. Nur die Verpflegungseinheit machte sich entsprechend der Anforderung auf den Weg nach Wolfenbüttel.