Königslutter. Ausgrabung? Von wegen. Lea Schürmann bietet einen Gegenentwurf zu einfachen Antworten.

Wer in diesen Wochen die Malerkapelle in Königslutter betritt, mag im ersten Moment glauben, dass hier Ausgrabungen stattfinden. Auf dem Boden liegen graue Elemente, die wirken wie freigelegte Erde. Darin Erhebungen – versteinerte Kriechspuren oder freigelegte Knochenreste? Das Grabungsfeld ist eingezäunt, es fehlen nur die Planen über den Metallstreben.

Lea Schürmann hat eine Installation in den Räumen gestaltet

Tatsächlich stehen die Betrachter vor einer Installation von Lea Schürmann. Sie ist die zweite Ausstellende in diesem Jahr, wie der Kunstverein „Förderkreis Malerkapelle“ mitteilt. Und auch sie habe die Bitte erfüllt, die Kurator Lino Heissenberg allen Künstler*innen aufgebe: „Sie sollen nicht einfach vorhandene Arbeiten mitbringen, sondern speziell etwas in den Räumen gestalten. Das macht unsere Ausstellungen zu etwas Besonderem.“

Lea Schürmann, die in Hannover lebt, wolle mit der Installation den Kuppelsaal bewusst gliedern, den Betrachter „am Weiterkommen“ hindern. So müssten die Besucher einen Bogen schlagen, um in die hinteren Räume zu gelangen. Dort erwarteten sie zwei Stühle, in deren tiefen Furchen das Wasser stehe – auch diese Spuren könnten von Tieren stammen. Außerdem mache „irgendetwas“ hinter dem Heizkörper seltsame Geräusche. Im hintersten Raum gingen die Besucher auf eine unregelmäßig getönte Spiegelfläche zu und könnten sich selbst betrachten.

Kommen Geister durch den Spiegel in die Kapelle?

„Es kann auch sein, dass durch diesen Spiegel Geister in die Kapelle kommen können“, so wird Lea Schürmann zitiert, „viele Menschen glauben, dass Geister Spiegel als Portale nutzen.“ Denn sie setze sich in der Malerkapelle mit paranormalen Phänomenen auseinander. Die Künstlerin gehe davon aus, „dass das zunehmende Interesse an Geistern, übersinnlichen Kräften und Parallelwelten eng mit dem erwachenden Bewusstsein über die Möglichkeit der eigenen Auslöschung durch globale Krisen verknüpft ist“.

Lea Schürmann: „Wenn es eine Menge Menschen gibt, die sagen, bei mir spukt es, müssen wir irgendwie damit umgehen. Die Geister haben eine Bedeutung.“ Sie wolle herausfinden, welche Bedürfnisse durch die Erfahrungen des Übernatürlichen sichtbar würden. Als Portal zur Geisterwelt würden Träume gelten.

Krabbenspuren auf allen Arbeiten

Sie selbst werde in ihren Träumen oft von einer Krabbe begleitet. Darum fänden sich Krabbenspuren auf allen Arbeiten – als Materialisierung verdrängter, unterdrückter Gefühle. Lino Heissenberg betont in der Mitteilung besonders: „Ihre Auseinandersetzung mit dem Spuk bietet Schürmann als Gegenentwurf zu einfachen Antworten, magischem Denken oder Verschwörungstheorien an.“

Information: Ausstellung „Endless sleep“, bis 27. Juli in der Malerkapelle Königslutter, Samuel-Hahnemannstraße 5. Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag 12-18 Uhr und nach Absprache, Kontakt: kontakt@kunstverein-malerkapelle.de.