Königslutter. Online haben diesmal die Psychiatrietage des Awo-Psychiatriezentrums Königslutter stattgefunden. Es gab 150 Teilnehmer.

Normalerweise sprechen die Referenten der Psychiatrietage vor einem vollbesetzten Festsaal im Awo-Psychiatriezentrum. In diesem Jahr geht auch die Psychiatrie-Akademie als Veranstalter neue Wege: Die 38. Psychiatrietage zum Thema „Konsumkrank? Essstörungen und Suchterkrankungen“ fanden als Onlinetagung statt.

Am ersten Tagungstag, so heißt es in der Mitteilung, hörten 150 Teilnehmer Vorträge zu Essstörungen. Johann Christoph Klotter von der Hochschule Fulda habe berichtet, dass sich das Schlankheitsideal in den vergangenen Jahrhunderten und zuletzt in den vergangenen Jahrzehnten durch Social Media vor allem in den Industrieländern „mächtig radikalisiert hat“. Jan Malte Bumb vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim habe betont, dass weltweit mehr übergewichtige Menschen an den Folgen von Übergewicht stürben als an Unterernährung. Zwar zähle Adipositas nicht zu den Suchterkrankungen, aber aufgrund des Belohnungssystems habe sie große Ähnlichkeit.

Zweiter Tag stand unter dem Thema Suchterkrankungen

Am zweiten Tagungstag sei es um Suchterkrankungen gegangen. Barbara Schneider, Chefärztin aus Köln, habe über „Suizidalität bei Suchterkrankungen“ gesprochen und betont, dass bei allen Substanzabhängigen, vor allem bei Alkoholabhängigkeit, ein erhöhtes Selbstmordrisiko bestehe. Matthias Subring habe über „Mode- und Alltagsdrogen – Gefährlicher Trend bei Aufputschmitteln“ gesprochen. „Es herrscht immer ein Streben nach Perfektion und dabei sind immer mehr Menschen bereit, Medikamente oder andere Aufputschmittel einzunehmen, um das Ganze am Laufen zu halten, um zu funktionieren oder es sogar zu optimieren – um die kognitive Leistung zu steigern“, wird er zitiert.

Spiel- und Computersucht ist anerkannte Krankheit

Astrid Müller aus Hannover habe die Frage „Verhaltenssüchte: Können exzessive, belohnende Tätigkeiten zur Droge werden?“ gestellt. Die Antwort: „Ja, einige spezifische können das.“ Grund für den Eingang der Spiel- und Computerspielsucht als anerkannte Krankheit sei beispielsweise, dass beide konkrete Kriterien von Suchtverhalten aufwiesen. Bei der Social-Media-Sucht könne man dagegen noch nicht von einer Krankheit sprechen, da empirische Befunde fehlten.