Helmstedt. Während der Einzelhandel im Stadtzentrum fast zum Erliegen gekommen ist, drängen die Menschen in die Bau- und Supermärkte auf der grünen Wiese.

Die Einschränkungen für den Einzelhandel greifen am vierten Tag voll und ganz. Es ist Freitag, 10 Uhr, und nur wenige Passanten finden sich in der Helmstedter Fußgängerzone. Ein Foto, das entsteht, hätte genauso gegen Mittag oder am späten Nachmittag gemacht werden können. Das Bild dokumentiert stets das Gleiche: Gähnende Leere.

Polizeistreifen patrouillieren in Autos durch die Innenstadt. Aussteigen müssen die Beamten nicht. Die Lage ist ruhig, und alle hoffen, dass es so bleibt. Kommissariatsleiterin Imke Krysta hatte Anfang der Woche an die Bevölkerung appelliert, sich an die Verhaltensregeln („Abstand halten“, „keine unnötigen Aktivitäten draußen“) strikt zu halten, „das erleichtert uns die Arbeit.“

Meike Jenzen-Kociok, Filialleiterin in der Buchhandlung „julius.buch“ kann ihre Kunden nur auf den hauseigenen Online-Shop verweisen. Der Versandhandel läuft, „zehn Erstbesteller sind dabei“ – für Jenzen-Kociok ein klitzekleiner Trost.

Einer hält die Stellung: Gitarrenspieler Klaus aus Celle greift sanft in die Saiten.
Einer hält die Stellung: Gitarrenspieler Klaus aus Celle greift sanft in die Saiten. © Jürgen Paxmann

Wie aus einer anderen Welt drängen beruhigende Klänge eines Gitarrenspielers ins Ohr. Klaus aus Celle will den Menschen Mut machen mit Klassikern wie „The House of the rising sun“. An diesem Tag mag die Sonne (oder was auch immer) nicht so recht aufgehen: Immerhin zeigen sich die meisten der wenigen Passanten motiviert, ein paar Euro in den Sammelbehälter des Musikers zu legen.

In den Bau- und Einkaufsmärkten auf der grünen Wiese ist mehr Leben. Auf dem OBI-Parkplatz stehen etwa 60 bis 70 Autos. Auch im Markt selbst ist einiges los. Die Kunden kaufen alles, was man auch sonst so benötigt – Laminat, Tapeten, Mörtel. Von einem Mangel an Baumaterial und sonstigen Produkten kann nicht gesprochen werden.

Unter den vielen Kunden befinden sich auch Doris und Siegfried Prüße aus Königslutter: „Wir kaufen ganz normal ein“, sagt das Ehepaar. Selbstverständlich beschäftigen sich die Eheleute mit der Gefahr: „Wir sollten mehr Rücksicht auf Andere nehmen. Die Menschen halten keinen Abstand. Außerdem müsste es eine Regelung geben, damit einige Leute nicht mehr mit zehn Rollen Klopapier aus dem Laden gehen.“

Die Mitarbeiter bestätigen ein unverändertes Kaufverhalten der Kunden: „Ich habe das Gefühl, die Leute gehen trotz des Corona-Virus aufeinander zu“, sagt eine Mitarbeiterin des OBI-Baumarktes, die einen Button mit der Aufschrift „Halten Sie Abstand“ auf ihrer Arbeitskleidung trägt.

Neu ist: Vor der Kasse sind nun auch „Abstands-Streifen“ auf den Boden geklebt. So sollen die Kunden angehalten werden, den von der Bundesregierung empfohlenen Sicherheitsabstand von zwei Metern einzuhalten.

Auch in anderen Märkten Helmstedts spürt man draußen so gut wie nichts von der Virus-Thematik: am Magdeburger Berg stehen zahlreiche Autos auf dem Parkplatz von Hagebau und Kaufland; etliche Besucher betreten die Geschäfte.

Beim Einkauf im Kaufland-Markt bemerkt man dann doch, dass der Schutz vor der Ansteckungsgefahr im Bewusstsein angekommen ist: Auch hier sind an den Kassen Abstandshinweise zu lesen, dazu die Bitte, mit der Karte anstelle von Bargeld zu zahlen.

Zudem ertönt eine Durchsage des Marktleiters durch den Laden: „Aufgrund der aktuellen Situation kann es zu Wartezeiten an den Kassen kommen. Bitte haben Sie Verständnis dafür. Einen besonderen Dank an alle Mitarbeiter, die hier arbeiten und ihr Bestes geben. Ihr seid die Besten!“