Helmstedt. Einen Tag lang haben sich alle Schüler der IGS in Helmstedt mit dem Mauerfall befasst. Die Ergebnisse sind im Zonengrenzmuseum zu sehen.

Es gibt immer noch so viel zu sagen und so viel zu entdecken, auch 30 Jahre nach dem Wegfall der hermetisch bewachten Grenze, die Deutschland teilte. Diese Erfahrung haben Schüler und Lehrer am Freitag vergangener Woche gemacht. An diesem Schultag galt der gesamte Unterricht an der Giordano-Bruno-Gesamtschule nur einem Thema: Was ist da eigentlich passiert 1989 - und warum beschäftigen uns diese Ereignisse bis heute?

Die Auseinandersetzung mit der deutsch-deutschen Geschichte erfolgte auf vielfältige und jeweils altersbezogene Weise, wie der projektverantwortliche Lehrer Claus Wessels am Montag während des Aufbaus der Ausstellung im Zonengrenzmuseum berichtete. Einige Gruppen hätten die ehemalige Grenze mit dem Fahrrad erkundet, andere lauschten dem Bericht des Zeitzeugen Detlef Hubert Peuker aus Braunschweig, der einst aus der DDR geflüchtet war, und wieder andere widmeten sich dem Mauerfall in Theater- oder Musikworkshops. „Wir wollten auch eine kreative Herangehensweise ermöglichen, also nicht nur nach den Kriterien des Politik- oder Gesellschaftskundeunterrichts verfahren“, sagte Wessels.

Wie ergiebig der Mauerfall-Tag an der IGS gewesen ist, davon können sich die Besucher des Zonengrenzmuseums von Dienstag an bis einschließlich Sonntag, 10. November, überzeugen. Die Schüler haben die Mauer zum Beispiel in gemalten Bildern thematisiert. Sie haben „begehbare“ Stoffbahnen mit berühmten Zitaten bedruckt, allen voran jenes von DDR-Staatschef Walter Ulbricht vom 15. Juni 1961: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.“ Zwei Monate später schon wurde sie bittere Realität. Und die Schüler haben sich gestalterisch eines Alltagsgegenstandes angenommen, der symbolischen Charakter für das Geschehen kurz nach der Grenzöffnung hatte: Stoff-Einkaufsbeutel. „Das ist ein wirklich interessanter Ansatz“, lobte Museumsleiterin Marita Sterly, die am Montag den Ausstellungsaufbau koordinierte. Sie arbeite gerne mit Schulen zusammen, weil damit „ganz andere Blickweisen“ Einzug hielten ins Museumsgebäude am Südertor.