Helmstedt. Drei Kellerbrände in Mehrfamilienhäusern mussten die Feuerwehren aus Helmstedt und Umgebung in der Nacht zu Freitag in kurzer Zeit bekämpfen.

Wenn es um Brandstiftung geht, werden in Helmstedt schnell ungute Erinnerungen wach. Es ist noch nicht lange her, dass die Anwohner der Walbecker Straße und der Nordstraße über fast zwei Jahre hinweg durch nächtliche Brandstiftungen in Gartenlauben und Geräteschuppen in Angst und Schrecken versetzt worden sind. Nun hat es – einer ersten Einschätzung der Polizei zufolge – in der Nacht zu Freitag drei Brandstiftungen auf einen Schlag gegeben. Der oder die Täter hatten es auf Mehrfamilienhäuser in der Heinrich-Kremp-Straße, im Dammgarten und im Pastorenweg abgesehen. Sie legten das Feuer jeweils im Keller der Gebäude. Dazu mussten sie, so ein Polizeisprecher am Freitag, keine Türen aufbrechen.

Die Ermittler gehen wegen der räumlichen Nähe der drei Brandorte zueinander und wegen der dichten zeitlichen Abfolge der Brände davon aus, dass ein Tatzusammenhang recht wahrscheinlich ist. Warum sich der oder die Brandstifter die betroffenen Mehrfamilienhäuser ausgesucht haben, welche Motive eine Rolle spielen könnten, das werden die Untersuchungen der nächsten Tage, Wochen oder gar Monate zeigen müssen. Im Fall der Brandserie in der Walbecker Straße und der Nordstraße dauerte es rund zwei Jahre, bis der Polizei im Juli 2018 die Festnahme eines Tatverdächtigen gelang. Dem damals 45-jährigen Helmstedter konnte eine vorsätzliche Brandstiftung in lediglich zwei Fällen zur Last gelegt werden. Ein Schöffengericht in Helmstedt verurteilte ihn Ende Februar 2019 auf Grund von Indizien zu einer Haftstrafe von zweieinhalb Jahren, abzuleisten im Maßregelvollzug.

Bei dem dramatischen und wegen der Häufung auffälligen Geschehen in der Heinrich-Kremp-Straße, im Dammgarten und im Pastorenweg retteten die Brandschützer insgesamt 19 Menschen aus den betroffenen Gebäuden. Der erste Alarm ging gegen 23.55 Uhr ein, betroffen war ein größeres Wohngebäude in der Heinrich-Kremp-Straße. Es wurden acht Personen aus dem Gebäude gerettet und anschließend durch den Rettungsdienst versorgt. „Das Feuer brach in einem Kellerraum aus, durch die starke Rauchentwicklung war der Fluchtweg über das Treppenhaus versperrt“, berichtete der Sprecher der Helmstedter Feuerwehr, Alexander Weis, in der Nacht. „Mehrere Kräfte unter Atemschutz stießen zur Menschenrettung sowie zur Brandbekämpfung in das Gebäude vor. Umgehend wurden die Feuerwehren aus Emmerstedt, Barmke sowie der Löschzug Grasleben alarmiert.“

Personenrettung beim Feuer im Dammgarten in Helmstedt. 
Personenrettung beim Feuer im Dammgarten in Helmstedt.  © Feuerwehr Grasleben | Feuerwehr Grasleben

Das Feuer konnte laut Weis zügig durch einen Trupp abgelöscht werden, der Brandschutt wurde anschließend aus dem Keller transportiert. Zum Schluss wurde das Gebäude mit einem Hochleistungslüfter belüftet.

Der nächste Alarm folgte kaum eine halbe Stunde später

Bereits um 0.29 Uhr schrillten die Alarmsirenen erneut. Im Dammgarten war ebenfalls in einem Mehrfamilienhaus ein Kellerbrand ausgebrochen. Zwei Menschen wurden aus dem Gebäude gerettet. Das Einsatzgeschehen ähnelte dem vorangegangen. Der Fluchtweg über das Treppenhaus war laut Weis durch die Rauchentwicklung versperrt. „Mehrere Trupps unter Atemschutz gingen in das Gebäude zur Menschenrettung und zur Brandbekämpfung“, berichtete der Feuerwehrsprecher. Erneut kam ein Hochleistungslüfter zum Einsatz, um das Gebäude vom Brandrauch zu befreien. Zwei Personen brachte der Rettungsdienst ins Krankenhaus.

Das nächste Feuer wurde um 2 Uhr gemeldet

Um 2.06 Uhr wurde schließlich noch ein Feuer gemeldet, diesmal brannte es im Keller eines Mehrfamilienhauses im Pastorenweg. „Es gab eine starke Rauchentwicklung im gesamten Gebäude“, teilte der Feuerwehrsprecher mit. Sechs Personen seien aus dem Gebäude gerettet und vom Rettungsdienst behandelt worden. Mehrere Trupps unter Atemschutz bekamen das Feuer rasch in den Griff. Das Haus musste mit einem Hochleistungslüfter belüftet werden.

Der Einsatz im Pastorenweg in Helmstedt.
Der Einsatz im Pastorenweg in Helmstedt. © FFW Grasleben | FFW Grasleben

Zusätzlich wurde der Löschzug Königslutter alarmiert, um am Feuerwehrhaus an der Nordstraße in Helmstedt in Bereitstellung zu gehen. Die Feuerwehren arbeiteten die zum Teil parallel laufenden Einsätze ab. „Bei allen drei Einsätzen wurden die Personen über tragbare Leitern und über die Drehleiter aus Helmstedt oder mit Hilfe des Gelenkmastes aus Grasleben gerettet“, erklärte Alexander Weis. Im Einsatz waren rund 100 Feuerwehrkräfte aus Helmstedt, Emmerstedt, Barmke, Grasleben und Königslutter sowie von der Kreisfeuerwehr. Kreisbrandmeister Olaf Kapke und der stellvertretende Abschnittsleiter Nord, Maik Wermuth, waren vor Ort. „Trotz der schwierigen Einsatzsituation, bei dem aus dem laufenden Einsatz heraus die Einsatzkräfte zum nächsten Alarm fahren mussten, wurden keine Personen ernsthaft verletzt und größerer Schaden konnte abgewehrt werden“, zog Weis eine erste Bilanz der Brandnacht.

Die drei Einsatzstellen wurden der Polizei übergeben. Die Ermittler müssen nun klären, ob Brandstifter am Werk gewesen sind, da sich die drei Vorfälle sehr ähneln.