Büddenstedt. Vergleichbare Taten werden auch aus Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen gemeldet. Die Pferdehalter in der Region sind in Sorge.

Die gute Nachricht: Die 17 Jahre alte Oldenburger Stute, der ein Unbekannter vor gut einer Woche schwere Verletzungen im Genitalbereich zugefügt hatte (wir berichteten), befindet sich auf dem Weg der Besserung. „Die Wunden von Grace heilen gut, auch die inneren Hämatome scheinen abzuklingen“, sagt die 38-jährige Besitzerin des Tieres. „Wie das Pferd den Angriff mental verarbeitet, wird sich wohl erst bei einem Ausritt zeigen. Aber dafür ist es jetzt noch zu früh.“

Die Ermittlungen der Polizei in dem Büddenstedter Fallhaben bisher jedoch noch keine neuen Erkenntnisse gebracht. Während in Niedersachsen derzeit keine vergleichbaren Taten bekannt sind, hatte sich in Neustrelitz im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte allerdings wenige Tage vor der Attacke bei Büddenstedt ein ähnlicher Fall ereignet: „Die verletzte Stute war zusammen mit weiteren Pferden auf ihrer Koppel und wurde am 4. Juli gegen 20.30 Uhr zuletzt unversehrt gesehen. Als die Pferdebesitzerin am nächsten Morgen gegen 7 Uhr wieder auf der Koppel war, stellte sie Verletzungen im Genitalbereich der Stute fest. Bislang unbekannte Täter haben der Stute drei Stich- und Schnittverletzungen zugefügt“, heißt es in einem Bericht der Polizeiinspektion Neubrandenburg.

Bei der Anzeigenaufnahme und tierärztlichen Begutachtung in Neubrandenburg wurden zudem Ähnlichkeiten zu einem Fall aus dem März festgestellt, wo ebenfalls im Bereich Neustrelitz eine Stute im Genitalbereich verletzt worden war. Auch in Thüringen gab es mehrere Tierquälereien, bei denen Stuten gezielt Schnittwunden und Hämatome im Genitalbereich zugefügt worden sind.

Inzwischen haben die Pferdehalter Sicherheitsvorkehrungen getroffen.
Inzwischen haben die Pferdehalter Sicherheitsvorkehrungen getroffen. © Markus Brich | Markus Brich

Entsprechend besorgt sind deshalb nicht nur die Reiter des Büddenstedter Stalls. „Die Nachricht von dem Angriff auf Grace hat sich in der ganzen Region schnell verbreitet“, berichtet die Pferdehalterin. „Mein Telefon stand nicht mehr still. Sogar aus dem Harz gab es Anrufe.“ Zur Sicherheit holen die Büddenstedter Pferdehalter ihre Tiere nun abends von den Weiden. Auch eine Videoüberwachung der abgelegeneren Koppeln wird realisiert. „Auch in anderen Dörfern wird entsprechend reagiert“, weiß die 38-Jährige. „Wo es geht, werden die Pferde abends reingeholt oder zumindest auf dorfnahe Koppeln gebracht.“

Was den oder die Täter dazu treibt, die Pferde auf so abscheuliche Art zu quälen, ist nicht nur der Halterin von Grace ein Rätsel. „Ich konnte das erst gar nicht glauben, aber die Einschätzung der Tierärztin zu den äußerlichen wie innerlichen Hämatomen war eindeutig: Sie seien vergleichbar mit einer schweren Fohlengeburt gewesen. Die Stute könne sie sich weder selbst beigebracht haben, noch können sie von einem anderen Pferd verursacht worden sein.“

Auch dem Hofeigentümer des Reitstalls lässt der Fall keine Ruhe, zumal einige Wochen zuvor von einer anderen Pferdehalterin Schlagstriemen auf dem Rücken von Ponys festgestellt worden seien. Auch dieser Fall sei zur Anzeige gebracht worden. „Mir ist absolut rätselhaft, wie das mit Grace passiert sein kann“, sagt der Reitstall-Besitzer. „Ich habe mir zunächst auch gedacht, ein Pferd würde doch weglaufen.“

Ob die Tiere von den Tätern sediert oder fixiert werden, dazu kursierten viele Vermutungen“, sagt die Besitzerin von Grace. „Genaues weiß man allerdings nicht, weil man nicht in den Köpfen der Täter drinsteckt.“ Doch jemand mit Verständnis von Pferden und Erfahrung im Umgang mit Großtieren sei durchaus in der Lage ein solches Tier nachts auf einer Weide in seine Gewalt zu bringen. Inzwischen hat die 38-Jährige mit Unterstützung ihres Anwalts Strafanträge gegen Unbekannt wegen Sachbeschädigung und Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz gestellt.

An diesem Feldweg liegt die Koppel, auf der das Pferd misshandelt wurde. Die Polizei hofft auf Zeugenhinweise.
An diesem Feldweg liegt die Koppel, auf der das Pferd misshandelt wurde. Die Polizei hofft auf Zeugenhinweise. © Markus Brich | Markus Brich

Die Weide, auf der Grace stand, liegt abgelegen östlich der Büddenstedter Straße Allenackerfeld an einem Waldrand. Der Feldweg zwischen dem Lappwaldsee und Büddenstedt wird gern von Spaziergängern und Radfahrern genutzt. „Möglicherweise hat jemand zwischen der Nacht zu Sonntag, 7. Juli, und dem folgenden Montagnachmittag Personen oder Fahrzeuge dort beobachtet“, sagt Gisbert Hoffmann, Leiter des Polizeikommissariats Schöningen. Hinweise: (05352) 95 10 50.