Schöningen. . Neun Jahre vor dem Mauerbau wurde die Grenze zwischen Ost- und Westdeutschland im Tagebau Viktoria geschlossen.

Als der Hötensleber Gerhard Czarnyan am 26. Mai 1952 seine Spätschicht im BKB-Tagebau Viktoria antreten will, verwehren mit Karabinern bewaffnete Volkspolizisten dem 21-jährigen Familienvater den Zutritt. Begründung: Die Westalliierten und die Regierung Adenauer haben einen Vertrag zum Aufbau einer Europäischen Verteidigungsgemeinschaft vorgelegt. Deshalb wird am kompletten Verlauf der Demarkationslinie eine Schutzzone eingerichtet, die ab sofort nicht mehr betretbar ist.

Für den jungen Mann aus Hötensleben und rund 1800 weitere BKB-Beschäftigte im Einzugsgebiet von Helmstedt, Harbke, Wolsdorf, Schöningen, Badeleben, Völpke, Ausleben, Warsleben, Wackersleben, Ohrsleben und Hötensleben ändert sich an diesem Tag in einer halben Stunde die Lebensgrundlage. Viele jüngere, ledige Beschäftigte aus dem Gebiet der DDR bleiben sofort im Westen und müssen sich neu orientieren; der größere Teil stand buchstäblich vor dem Nichts.