Helmstedt. Das Hallenbad wegen des großen Sanierungsstaus für immer schließen? Das wollen die Büddenstedter nicht so einfach hinnehmen.

. Der Vorschlag der Stadt Helmstedt, das Büddenstedter Hallenbad wegen eines kostspieligen Sanierungsaufwands besser kurzfristig zu schließen, hat erwartungsgemäß zu heftigen Reaktionen unter den Bürgern Büddenstedts gesorgt. Auch der Ortsrat zeigt sich verärgert.

Ortsbürgermeister Dirk Zogbaum (SPD) glaubt an eine Systematik, die zur Schließung des Hallenbades führen soll, angefangen bei der Sanierungsstudie vom April 2018, die einen Investitionsbedarf von 1,2 Millionen Euro zum Ergebnis hatte. „Als nächstes wurden die Trihalogenmethan-Werte als Grund angefügt, um aus gesundheitlichen Gründen das Bad schließen zu können“, sagte Zogbaum den Helmstedter Nachrichten. Diese Richtwerte seien generell von alten Anlagen kaum zu erreichen und die gemessenen Werte würden daher von den Behörden in alten Bädern akzeptiert werden, meint Zogbaum.

Zur Rettung des Bades gebe es bereits Ideen, so der Bürgermeister. „Mir wurde sofort ehrenamtliche Hilfe von Fachkräften wie Elektrikern und Schlossern angeboten, um erforderliche Arbeiten soweit wie möglich selbst zu erledigen. Vielleicht kann das ein Teil der Lösung sein“, sagte Zogbaum am Montag. „Wir werden auf jeden Fall einen Antrag stellen, um einen Zuschuss aus dem 100-Millionen-Sportstättensanierungsprogramm des Landes Niedersachsen zu bekommen.“

Uwe Lickfett (CDU/HWG-Gruppe) berichtete uns, dass der gesamte Ortsrat entsetzt sei, wie diese Angelegenheit laufe. „Fraktionsübergreifend wollen wir das Bad erhalten. Immerhin haben hier ganz Büddenstedt und 50 Prozent des Restlandkreises das Schwimmen gelernt“, unterstrich Lickfett. Die Stimmung unter den Bürgern sei schlecht. „Dennoch sehe ich persönlich die Schließung noch nicht, wenn die Stadt etwas guten Willen zeigt. Die Renovierung kann man kostengünstig durchführen. Der Ortsrat arbeitet unter Hochdruck an Konzepten“, sagte Lickfett den Helmstedter Nachrichten.

Am 23. April soll um 18 Uhr in der Milchbar des Bades eine öffentliche Ortsratssitzung stattfinden. Einziger Tagesordnung: die Rettung des Hallenbades. „Wir hoffen, dass wir bis dahin einen Lösungsvorschlag erarbeitet haben“, so Lickfett.

Die Stimmung in Büddenstedt beschreibt Dirk Zogbaum so: „Bei den Bürgern ist die Enttäuschung sehr groß, wie schnell hier alles in Frage gestellt und dann auch geschlossen wird. Die anfänglich durchaus positive Einstellung zur Fusion verändert sich leider ins Negative. Viele Bürger fühlen sich abgehängt.“

Und hier noch einmal die Sachlage aus Sicht der Stadt Helmstedt: Wegen erheblicher, erst im Januar entdeckter Mängel in der Elektroanlage aus dem Jahre 1967 und eines weiteren Sanierungsbedarfs in der Wasseraufbereitungsanlage sowie bei den Heizungs-, Lüftungs-, und Sanitärinstallationen müsse rasch eine Entscheidung getroffen werden, ob ein umfassender Sanierungsauftrag vergeben oder das Bad geschlossen wird. Eine nur teilweise Erneuerung von technischen Anlagen sei nicht zielführend, so die Stadt in ihrer Beschlussvorlage für den Rat. Die Sanierungsstudie von 2018 komme zu dem Ergebnis, dass Verknüpfungen zwischen den einzelnen Gewerken bestünden. Daher könne man sie nicht getrennt voneinander sanieren.

Die Stadt verweist in ihrer Schließungs-Empfehlung für das Bad zudem auf ein Schreiben des Gesundheitsamtes Helmstedt vom Februar 2019. Das Amt fordere die Stadt als Bad-Betreiber darin auf, die durchgängige Einhaltung einer „hygienisch einwandfreien Wasserbeschaffenheit“ sicherzustellen. Dies sei seit längerer Zeit nicht der Fall. Auch wenn die Grenzwertüberschreitung einzelner Parameter im Schwimmbadwasser nicht so gravierend sei, dass eine sofortige Schließung erfolgen müsse, sei die Stadt nun gefordert.

Die Erneuerung der Wasseraufbereitungs-Anlage würde laut Sanierungsstudie von 2018 mindestens 417.000 Euro (brutto) kosten. Außerdem seien umfangreiche bauliche Veränderungen an den Schwimmbecken erforderlich, deren Kosten zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beziffert werden könnten, so die Verwaltung.

Die Gesamtkosten für die erforderliche Erneuerung sämtlicher technischer Anlagen werden in der Sanierungsstudie auf mindestens 1,2 Millionen Euro (brutto) geschätzt. Grundsätzlich wäre eine Sanierung des Hallenbades laut Einschätzung der Stadt durch das „100-Millionen-Programm“ für Sportstättensanierung des Landes Niedersachsen förderfähig. Auf der Basis der Steuerkraft der Stadt Helmstedt würde die Förderhöhe voraussichtlich 40 Prozent betragen. Ein qualifizierter Förderantrag könnte aufgrund der Fristen allerdings frühestens für das Jahr 2020 gestellt werden.

Ob das Land Niedersachsen dieses Projekt im Lichte der übrigen landesweit eingereichten Anträge als förderfähig betrachten und auswählen werde, sei zumindest fraglich. Bei der Entscheidung über die Förderung würden die Auslastung der Sportstätte sowie eine regional ausgewogene Verteilung der Mittel eine Rolle spielen.