Helmstedt. Wie das Helmstedter Gymnasium am Bötschenberg nach Königslutter umziehen könnte, wird nun konkret geprüft. Das hat der Kreistag beschlossen.

In einer denkwürdigen Sitzung hat der Kreistag am Mittwochabend entschieden, dass der Landkreis die Planungen für eine Verlegung des Gymnasiums am Bötschenberg von Helmstedt nach Königslutter in Angriff nimmt. Denkwürdig deshalb, weil der Kreistag nur selten Entscheidungen vor so großer Kulisse trifft – mehr als 70 Zuhörer verfolgten aufmerksam die Debatte, darunter vor allem Lehrer, Schüler und Eltern des GaBö. Denkwürdig aber auch, weil die Politik die Chance nutzte, durch eindringliche Wortbeiträge eine Stunde der Demokratie schlagen zu lassen.

In namentlicher Abstimmung sprachen sich 20 Kreistagsmitglieder einschließlich Landrat Gerhard Radeck für den Planungsauftrag aus, 18 stimmten dagegen. Da vier Kreistagsmitglieder fehlten, setzten gleich nach der Abstimmung Spekulationen ein, ob das Ergebnis bei voller Besetzung des Kreistages ein anderes gewesen wäre. In jedem Fall ist die Entscheidung von Mittwochabend noch nicht der Umzugsbeschluss. Der soll erst gefällt werden, wenn die Verwaltung alle Folgen der Schulverlegung ermittelt hat, einschließlich der Kosten für einen Neubau in Königslutter.

Während die Befürworter einer Umzugsplanung, darunter die Königslutteraner Andreas Weber (CDU) und Reinhold Stahl (SPD) sowie Dietrich Hansmann (Grüne) aus Groß Twülpstedt dafür plädierten, die Chance einer Aufwertung der Schullandschaft durch einen zeitgemäßen Neubau zu nutzen und die Gymnasialstandorte gleichmäßiger im Kreisgebiet zu verteilen, verwiesen Gegner wie Uwe Strümpel (SPD) auf die Gefahr, dass das Gymnasium am Bötschenberg einen jahrelangen Planungs- und Umzugsprozess nicht überleben könnte, weil Eltern ihre Kinder in einer solchen Umbruchphase lieber an anderen Schulen anmelden würden. Die Verwaltung geht davon aus, dass ein Umzug in der Zeit von 2026 bis 2028 erfolgen könnte.

Elisabeth Heister-Neumann (CDU) aus Helmstedt befürchtete, dass der Landkreis mit einem Neubau für 19 Millionen Euro finanziell überfordert wäre, zumal auch in die Sanierung anderer Schulen bis zu 65 Millionen Euro kosten könnte. Ein Neubau in Königslutter würde vermutlich bedeuten, dass andere Schulen „leiden“ müssten. Silvia Liebermann (SPD) bezeichnete die derzeit von der Verwaltung genannte Investitionssumme von 19 Millionen Euro für einen Neubau als unrealistisch und viel zu niedrig. Lars Alt (FDP) kritisierte das Verfahren der Entscheidungsvorbereitung durch die Verwaltung. Es sei versäumt worden, Akzeptanz für den Umzugsvorschlag durch Transparenz zu erzeugen. Kerstin Jäger (CDU) aus Lehre hingegen stellte fest, dass Veränderung immer uach eine Chance sei. Die Kinder im Landkreis hätten einen Anspruch darauf, eine ausgewogene Schullandschaft vorzufinden.

Norbert Dinter (CDU) schließlich würdigte den Austausch der Argumente, indem er die Frage aufwarf, was denn in solch komplexen Fällen die eindeutig richtige, die gute Politik sei?