Helmstedt. Gut zehn Jahre nach der Schließung der Privatklinik Dr. Bohnen GmbH in Helmstedt hat die Kreis-Wohnungsbaugesellschaft die Immobilie erworben.

Die Groß-Immobilie in der Johannesstraße steht seit langem leer. Immer wieder war sie im Gespräch für Folgenutzungen, ohne durchschlagenden Erfolg. Und Geschäftsführer Wito Johann von der Kreis-Wohnungsbaugesellschaft (KWG) hat große Pläne mit dem wuchtigen Gebäudekomplex, der einst als Belegabteilung für Frauenheilkunde und Geburtshilfe diente. „Die Substanz der Immobilie ist gut und wir haben 1900 Quadratmeter Nutzfläche zur Verfügung, aus denen sich Büros und Wohnungen machen lassen.“

Ausschlaggebend für den Kauf sei die Tatsache gewesen, dass die Vorbesitzer – Kaufleute aus Helmstedt – die Sanierung der früheren Klinik bereits kräftig auf den Weg gebracht hätten. „Die alten Elektro- und Wasserleitungen sind bereits entfernt und zahlreiche Fenster ertüchtigt worden“, berichtete Johann am Montag. Auch in die Wärmedämmung der Fassade sei schon investiert worden. Außerdem lägen fertige Umbau-Unterlagen eines bereits beauftragten Architekten vor, die die KWG übernehmen könne.

Mit der baulichen Umgestaltung der Groß-Immobilie soll laut Johann aber erst 2020 begonnen werden. „Das Jahr 2019 werden wir nutzen, um den optimalen Mix aus Büro- und Wohnräumen zu definieren und die Nachfrage zu sondieren.“

Eine Ersteinschätzung ist es, das Erdgeschoss als Bürofläche zur Verfügung zu stellen und die Stockwerke darüber als Wohnraum. „Denkbar wären 17 Wohnungen mit einer Fläche zwischen 50 und 110 Quadratmetern“, sagt Johann. Die genauen Möglichkeiten und Zuschnitte müssten aber erst noch erarbeitet werden. Die KWG rechne derzeit mit 3,4 Millionen Euro Baukosten, einschließlich des Grunderwerbs.

Die umgebaute ehemalige Privatklinik werde voraussichtlich auch Maisonette-Wohnungen mit Dachterrassen erhalten. „Ob wir die vermieten oder zum Verkauf freigeben, lässt sich heute noch nicht sagen“, meinte Johann am Montag.

Was die Wohnnutzung angehe, ziele das Investment der KWG primär auf die „Innenentwicklung“ Helmstedts ab. Mit anderen Worten: Johann baut nicht darauf, mit diesem Projekt Zuzügler anzulocken. „Für gut verdienende Mitarbeiter oder Führungskräfte von Volkswagen zum Beispiel ist eher unser Neubauvorhaben an den Edelhöfen gedacht“, so der KWG-Geschäftsführer. In der Ex-Klinik könnten Singles oder junge Familien fündig werden, die bereits in Helmstedt ansässig sind und geeigneteren Wohnraum suchen als den bisherigen.

Mit dem Erwerb durch die KWG wird ein neues Kapitel in der wechselvollen Geschichte der Immobilie aufgeschlagen. 2005 hatte der Landkreis Helmstedt die Klinik gekauft, um die medizinischen Angebote schrittweise in das Kreiskrankenhaus St. Marienberg zu verlagern und die klinische Versorgung in Helmstedt an einem Standort zu bündeln und kapazitätsmäßig zu straffen. So wurde die Geburtshilfe-Abteilung Anfang 2006 in das damalige Kreiskrankenhaus verlegt.

Für die 25 Mitarbeiter war das Ende der Privatklinik – sie wurde 2008 geschlossen, nachdem 2007 bereits ein Insolvenzantrag gestellt worden war – eine bittere Erfahrung. Die Frage, ob mit dem Umzug der Klinik ins Kreiskrankenhaus ein Betriebsübergang stattgefunden habe, beantwortete das Arbeitsgericht Braunschweig im April 2008 mit Nein. Ein Anspruch auf Weiterbeschäftigung entfiel damit..