Schöningen. Die lebensgroße Rekonstruktion eines Waldelefanten ist nur ein Baustein von vielen.

Es ist ein Projekt mit Symbolkraft: Im November kehrte der Waldelefant nach rund 300.000 Jahren zurück nach Schöningen. Die Stiftung Fux für bildende Kunst und Baukultur errichtete am Elmhaus in Schöningen die lebensgroße Rekonstruktion eines der Giganten, die während der Altsteinzeit zu Tausenden die Region um den Elm durchstreiften.

Stoßzähne, Schädelfragmente, Rippenknochen und viele weitere Überreste von mehr als zehn dieser Riesen sind in den vergangenen Jahren in der weltbedeutenden archäologischen Grabungsstelle am Schöninger Paläon freigelegt worden, die seit 2016 ein Senckenberg-Forschungsstandort ist. Ein Teil der Funde ist heute im Speere-Erlebniszentrum zu sehen.

Nun sind Elefanten zwar nicht die schnellsten Lebewesen dieses Planeten, doch zu übersehen sind sie kaum. Dieses Bild lässt sich auch auf die Entwicklung des touristischen Potenzials im Landkreis Helmstedt übertragen. Das Ziel: Viele der oft im verborgenen schlummernden Kleinode sollen ans Licht geholt werden, damit sie ihre Strahlkraft entfalten. Vor allem die Lokale Aktionsgruppe „Grünes Band im Landkreis Helmstedt“ des Leader-Förderprogramms macht sich dafür stark, schiebt mit den EU-Fördergeldern verschiedene Projekte an, die den Tourismus ankurbeln sollen. Die Waldelefanten-Rekonstruktion wurde beispielsweise mit einem Zuschuss von rund 77.000 Euro gefördert.

Knapp zwei Kilometer Luftlinie entfernt vom Waldelefanten befindet sich mitten im Elm ein weiteres Projekt der Leader-Gruppe in Arbeit: Die Erforschung und spätere touristische Erschließung der Elmsburg. Im Oktober dieses Jahres legte ein Archäologen-Team auf dem Gelände der Burganlage, deren Wall-Graben vermutlich um 500 vor Christus entstand, den mittelalterlichen Fußboden der Kirchenruine frei. In der Zeit des welfischen Kaisers Otto IV. trat die Elmsburg mit Kapelle erstmals in Erscheinung. Nach der wissenschaftlichen Auswertung der Funde, zu denen auch Skelette eines Kindes und eines Säuglings zählen, soll das Areal zu einem weiteren attraktiven Mosaikstein im Tourismuskonzept des Landkreises werden. „Wir wollen nach Möglichkeit den Grundriss der Kapelle etwa 40 Zentimeter aufmauern, um die Strukturen des Bauwerks für Besucher plastischer darzustellen“, erläutert Kreisarchäologin Dr. Monika Bernatzky.

Für dieses Projekt stellt die Leader-Region „Grünes Band“ EU-Fördermittel in Höhe von rund 90.000 Euro zur Verfügung. Mit 20.000 Euro unterstützt zudem die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz das Vorhaben, in deren Besitz sich der Forst mit der Elmsburg befindet. Auch die Bürgerstiftung Ostfalen engagiert sich mit einem Förderbeitrag in Höhe von 20.000 Euro an dem Gemeinschaftsprojekt, der Landkreis Helmstedt ist mit rund 22.000 Euro daran beteiligt.

Vereint, dass machen diese Vorhaben deutlich, lässt sich das Thema Tourismusentwicklung in der Region vorantreiben. Auch Kommunal- und Landesgrenzen sollen dabei keine Hürden sein. So realisieren die Landkreise Börde und Helmstedt sowie die Gemeinde Cremlingen ein gemeinsames Tourismuskonzept, in dem Themen wie Verbesserung der Infrastruktur, Unterstützung von Betrieben, Vernetzen von Angeboten sowie die gemeinsame Information und Vermarktung eine Rolle spielen.

Besucher zu sehenswerten Orten führen und ihnen diese mit „lebendiger Geschichte“ zum Erlebnis machen, das will auch der 40-seitige Reiseführer „Verborgene Schätze an der Straße der Romanik“, der ebenfalls von der Lokalen Aktionsgruppe „Grünes Band im Landkreis Helmstedt“ erarbeitet wurde. Er listet zehn Orte mit zum Teil gleich mehreren „verborgenen Schätzen“ auf. Nun komme es darauf an, das Projekt weiter voranzutreiben und zu diesen Orten Geschichten zu erzählen, die Begeisterung schaffen, blickt Thomas Ritter von der Planungsgesellschaft Amthof Eicklingen in die touristische Zukunft.