Helmstedt. Die Bundesbehörde an der Walbecker Straße plant und setzt nicht nur Wasserstraßen um. Sie kümmert sich auch um ökologische Projekte.

Nur zehn Prozent des Güterverkehrs in Deutschland wird über den Wasserweg abgewickelt. Und dennoch sind die Wasserstraßen ein ganz wichtiger Wirtschaftsfaktor. Geplant, gebaut, erhalten, erneuert und ausgebaut werden sie von den sieben Wasserstraßen Neubauämtern. Eines davon befindet sich ausgerechnet in Helmstedt, genauer an der Walbecker Straße. Mit dem Behördenleiter Harald Grote und seinem Stellvertreter Karl-Heinz Wiese haben wir über die Zukunft des Standortes und die Aufgaben der Behörde gesprochen. Dies vorweg: Die Zukunft des Standortes Helmstedt ist derzeit wohl nicht in Gefahr. Dafür gibt es offenkundig reichlich zu tun. Immerhin arbeiten in der Bundesbehörde an der Walbecker Straße 70 hochqualifizierte Menschen, Bauingenieure, Biologen, Landschaftspfleger, Bautechniker, Vermesser oder auch Verwaltungsangestellte. Die meisten von Ihnen habe es auch privat in den Landkreis gezogen, so Behördenleiter Grote. Oberster Dienstherr der Helmstedter Planer ist übrigens Verkehrsminister Scheuer. Und der entscheidet mit dem Bundesverkehrswegeplan letztlich auch über die Zukunft der Helmstedter Behörde. Ohne diesen Plan rührt sich dort nämlich nichts. 40 Millionen Euro erwirtschaften die Frauen und Männer in Helmstedt pro Jahr, 25 Projekte können sie parallel planen. Wie das zu verstehen ist, zeigt das Beispiel des Salzgitter Stichkanals. Der wird in zwei Teilstrecken ausgebaut. Dazu gehören vier Schleusenvorhäfen mit Liegeplätzen, zwei Brücken und vier Düker, macht zusammen 12 Projekte. Zudem müssen alle Leistungen zur Realisierung eines jeden einzelnen Projekts europaweit ausgeschrieben werden. „Das macht letztlich den Personalbedarf aus“, so Harald Grote. Der Ausbau des Salzgitter Stichkanals sei ein echter Glücksgriff für Helmstedt, meint Karl-Heinz Wiese, und die logische Folge eines vorangegangenen erfolgreich abgeschlossenen Großprojekts. Denn in Helmstedt ist der Ausbau des Mittellandkanals geplant, begleitet und überwacht worden, ein echtes Megaprojekt: Bei laufendem Schiffsverkehr wurde diese Wasserstraße auf 80 Kilometern verbreitert, 50 Brücken mit 5,25 Metern Durchfahrtshöhe für den sogenannten zweilagigen Containerverkehr mussten angepasst, etliche Düker erneuert werden. Nördlich von Magdeburg überquert der Kanal die Bahnstrecke Stendal – Magdeburg. Nur zwei Wochen musste diese voll gesperrt werden. Ein planerisches und logistisches Meisterwerk nennen Grote und Wiese das, in dessen Windschatten die Bahn kurzerhand einige Weichen und ein Stellwerk erneuert habe. Wie wichtig das Wasserstraßen Neubauamt in Helmstedt auch in Zukunft sei könnte, zeigen die folgenden Fakten: Die Wasserstraßen, sprich Kanäle und für den Schiffsverkehr freigegebene Flüsse, sind auf Großmotorschiffe von 110 Metern länge oder Schubverbände von 185 Metern mit einem Tiefgang von 2,80 Metern (beladen) bei 1,20 Metern Wasser unter dem Kiel ausgelegt. Ein Großmotorschiff kann die Ladung von 100 LKW mit 20 Tonnen Fassungsvermögen oder 50 Bahnwaggons transportieren. Der aktuellen Statistik folgend sind die Wasserstraßen in Deutschland nur zu 30 Prozent ausgelastet, was einem Anteil am Gesamtgüterverkehr von nur zehn Prozent entspricht. „Zugegeben, wir haben einen zeitlichen Nachteil, trockene Sommer und Eis sind unsere Feinde“, schränkt Harald Grote ein. Dennoch: Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion um neue Verkehrskonzepte haben die Wasserstraßen enormes Wachstumspotenzial. Apropos: Es sind nicht nur die Schiffe, um deren reibungslose Passage sich die Damen und Herren an der Walbecker Straße kümmern müssen. Neuerdings ist auch die ökologische Durchlässigkeit Thema der Helmstedter Planer. Hinter diesem Begriff stecken Fischaufstiegsanlagen. 30 an der Zahl müssen geplant und umgesetzt werden. Hinzu kommen Ausgleichsflächen und Naturschutzprojekte. Die Zukunft der Wasserstraßenplaner in Helmstedt ist wohl in der Tat sicher.