Helmstedt. Vor zehn Jahren zählte die Polizeiinspektion im Schnitt nur 8 Fälle pro Jahr.

Statistiken des Bundesfamilienministeriums zufolge sind im vergangenen Jahr etwa 140.000 Fälle häuslicher Gewalt bekannt geworden. Hinter den bestürzenden Zahlen befinden sich auch Opfer aus dem Landkreis Helmstedt. Hier wurden im vergangenen Jahr 157 Frauen und 59 Männer Opfer häuslicher Gewalt. Wobei davon auszugehen ist, dass die Dunkelziffer auch bei uns im Landkreis um ein vielfaches höher ist. Denn nur die wenigsten Fälle kämen zur Anzeige, ging Heike Heil, Leiterin des Polizeikommissariats Helmstedt, in einem Gespräch mit unserer Zeitung ins Detail. Harald Grothe, zuständig für die polizeiliche Kriminalprävention im Landkreis, ergänzte: „Wir bekommen lediglich die Spitze des Eisberges mit.“

Dass die tatsächlichen Opferzahlen um ein Vielfaches höher ausfallen, lasse sich unter anderem aus den Ergebnissen einer Befragung des Landeskriminalamtes (LKA) zum Dunkelfeld der Kriminalität in Niedersachsen ablesen. „Würden alle Übergriffe erfasst werden, könnten wir wahrscheinlich mit einem neunfachen Anstieg an Anzeigen rechnen“, brachte es Grothe auf den Punkt. Dem sei aber nicht so. Die Polizei zum Beispiel würde nur dann gerufen, wenn es laut und gewalttätig werde. Und selbst dann komme es nicht immer zu einer Anzeige. „Häusliche Gewalt bleibt noch viel zu oft privat. Nur ein Bruchteil der Opfer sucht Hilfe“, wissen die Experten aus Erfahrung.