Warberg. Die Burg Warberg erbebte an mehreren Abenden unter den Klängen der Oper „Carmen“. Was für ein Sommerabschluss!

Bildgewaltige Szenen, untermalt von einem großartigen Orchester, mit tollen Stimmen und ausdrucksstarken Darstellern, konnten die Zuschauer am Freitagabend auf der Burg Warberg erleben, wo sich der Burginnenhof einmal mehr in ein Opernhaus unter freiem Himmel mit 360-Grad-Kulisse verwandelte.

Zudem spannte sich ein Schleier knisternder Sinnlichkeit über die mittelalterlichen Gemäuer. Mit der Oper „Carmen“ von Georges Bizet wurde die Geschichte der nicht erfüllbaren Liebe zwischen der verführerischen Zigeunerin Carmen (Alice Hoffmann) und dem jungen Don José (Sebastiano Lo Medico) erzählt. Der Sergeant verfällt der personifizierten Versuchung bedingungslos.

Eine Demonstration der ungebrochenen Macht der Verführung -- visuell durch provokante Gesten und hoch geschlitzte Röcke zum Ausdruck gebracht, musikalisch unter anderem durch die Arie „L´amour est un oiseau rebelle“. Kurz gesagt, eine Geschichte, die am Ende nur in einer Tragödie enden konnte.

Trotzdem fieberten die Zuschauer bei kühlen 14 Grad und eingekuschelt in Fleecedecken, die das Team der Burg ihnen zur Verfügung gestellt hatte, mit dem liebestrunkenen und am Ende völlig verzweifelten Don José mit, wohl wissend, dass er die femme fatale am Ende töten wird.

Karin Seinsche hatte nicht nur im Hinblick auf die Besetzung ein glückliches Händchen bewiesen. Auch in puncto Bühnenkulisse und Kostüme, eine Anlehnung an die 50er Jahre, konnte die Regisseurin überzeugen. Zudem verstand sie es geschickt, die Burgkulisse dramaturgisch in Szene zu setzen. Selten wusste das Publikum, von wo die Darsteller als nächstes kommen würden.

Mit MD Christian Fitzner und dem Philharmonischen Kammerorchester Wernigerode stand Karin Seinsche zudem ein kongenialer Partner zur Seite, der die Inszenierung zu einem fulminanten Musikerlebnis werden ließ. Zumal die Musiker bei den Außentemperaturen und einer Spielzeit von über drei Stunden wahrlich kein leichtes Spiel gehabt haben dürften.

Ein besonders großes Lob darf an die jungen Akteure aus der Region adressiert werden, die bei diesem Opernspektakel mitwirkten. Der Kinderchor unter Susanne Bünte-Diekmann und der Schauspielnachwuchs der Theater AG am Gymnasium Julianum agierten mit großer Genauigkeit und überzeugten mit natürlicher Bühnenpräsenz. Zu Recht ernteten sie am Ende für ihre starke Leistung einen besonders großen Applaus und den Respekt ihrer professionellen Kollegen.

Und das Publikum? Es sei einfach nur wunderbar gewesen, brachten es einige Zuschauerinnen aus dem Südkreis auf den Punkt und traten mit der Vorfreude auf weitere kulturelle Veranstaltungen auf der Burg ihren Heimweg an.