Sondershausen. Im Affenwald Straußberg bei Sondershausen herrschen Entsetzen, Wut und Traurigkeit. Wer stiehlt einer Affenmutter ihr Jungtier? Das sagen die Besitzer.

„Das gesamte Team vom Affenwald ist stinksauer, wütend und traurig“, beginnt der aktuelle Post des Affenwaldes Straußberg auf Facebook. Und das hat einen dramatischen Grund: Besucher haben ein acht Wochen altes Vari-Junges gestohlen.

„Solche Leute sind das Allerletzte. Wer stiehlt einer Affenmutter ein Baby?“, so Brigitte Dietzel, Geschäftsführerin des Affenwalds Straußberg bei Sondershausen, wütend und traurig zugleich. „Der Kleine ist sehr zutraulich. Da seine Mutter ihn zuerst nicht angenommen hatte, ist er sehr menschenbezogen.“ Parkmanager Silvio Dietzel ergänzt: „Wir waren so glücklich, dass sich seine Mutter und auch seine zwei- und vierjährigen Geschwister doch noch liebevoll um den Kleinen gekümmert haben. Er fehlt seiner Mutter und den Geschwistern jetzt sehr.“

„Wir sind so stolz, dass es nach längerer Zeit mit der Nachzucht gerade so gut klappt. Die Kattas haben gerade 14 Junge. Allerdings muss mein Sohn Mario aktuell vier kleine Varis mit der Flasche großziehen. Geboren wurden sie mit einem Gewicht von ca. 70 Gramm und werden jetzt alle zwei Stunden gefüttert“, so Brigitte Dietzel.

Nicht der einzige Diebstahl im Affenwald

Traurig ergänzt sie: „Der aktuelle Diebstahl ist nicht der einzige Vorfall dieser Art. Vor Jahren wurden uns zwölf Totenkopfäffchen gestohlen. Nur aufgrund des hohen Medieninteresses und dem Hinweis, dass unsere Tiere mit Transpondern ausgestattet und im Zuchtbuch eingetragen sind, haben wir immerhin zehn der Affen zurückbekommen. Zwei Tiere waren in einem Zirkus gesichtet worden. Leider haben wir damals bei einem Amtshilfeersuchen keine Bewilligung für eine Durchsuchung bekommen. Aber dass jetzt ein Jungtier, das noch auf Muttermilch angewiesen ist, gestohlen wird, ist für mich unfassbar.“

Die Mutter des gestohlenen Jungtieres sucht verzweifelt nach ihrem Baby.
Die Mutter des gestohlenen Jungtieres sucht verzweifelt nach ihrem Baby. © Affenwald Straußberg | Silvio Dietzel

Besucher immer öfter aggressiv

Wenn sie zum Beispiel Besucher auf die Einhaltung von Regeln hinweisen müssten, würden ihre Mitarbeiter und auch sie selbst in der Folge häufig beleidigt. Vereinzelt beginne der Disput schon beim Einweisen auf dem Parkplatz. „Es gibt leider zunehmend Vorkommnisse dieser Art. Wir als Dienstleiter haben es immer öfter mit aggressivem Verhalten der Besucher zu tun. Glücklicherweise sind nicht alle unsere Gäste so, sonst hätten wir den Affenwald schon geschlossen“, so Brigitte Dietzel.

Wer hat beobachtet, wie das Vari-Jungtier gestohlen wurde?
Wer hat beobachtet, wie das Vari-Jungtier gestohlen wurde? © Affenwald Straußberg | Silvio Dietzel

Über den Diebstahl berichtet Mario Dietzel: „Das kleine Vari-Baby wurde am Sonntag, 4. Juni, in der Zeit zwischen 10 und 12 Uhr gestohlen. Bis zum Mittag hatten wir bereits viele Besucher im Gehege. Die Tierpfleger waren am Sonntagmorgen in der Anlage zum Füttern der Tiere. Da waren alle Jungtiere anwesend. Bei einem zweiten Kontrollgang gegen 12 Uhr bemerkte man, dass sich die Mutter sehr nervös verhielt, eines ihrer Jungtiere suchte und sich massiv am Ausgangsbereich aufhielt.“ Trotz sofortiger Suche in der Anlage sei das Jungtier nicht aufgefunden worden. Der Parkmanager erklärt: „Das Verhalten der Mutter - ihr Drang, das Gehege zu verlassen - deutet darauf hin, dass das Baby gestohlen wurde.“

Wer hat etwas beobachtet?

Er appelliert: „Wer unserer Gäste hat eventuell eine Situation beobachtet, die auf den Diebstahl des Tieres deutet? Wer kann eventuell Personenbeschreibungen geben? Oder vielleicht liest ja auch der- oder diejenige Person unseren Aufruf. Das Jungtier, gerade mal acht Wochen alt, benötigt weiterhin Muttermilch und seine Artgenossen. Der Kleine ist registriert, benötigt die Original-Papiere und ist somit auch nicht vermarktbar. Jeder macht mal einen Fehler, diesen hier kann man ganz einfach beheben. Packt das Tier ein und kontaktiert uns! Wir holen unser Tier auch wieder ab und bringen es dahin, wo es hingehört.“

Das gestohlene Jungtier und seine Zwillingsschwester sind noch auf Muttermilch angewiesen.
Das gestohlene Jungtier und seine Zwillingsschwester sind noch auf Muttermilch angewiesen. © Affenwald Straußberg | Silvio Dietzel

Anzeige bei der Polizei sei gestellt. Die Rückgabe könne auch anonym geschehen. „Aber bitte den Kleinen keinesfalls einfach vor dem Eingang zum Affenwald aussetzen. Der kleine Vari könnte sonst irgendwohin laufen und erbärmlich sterben.“

Silvio Dietzel sagt abschließend: „Wir haben eigentlich keine Hoffnung, den kleinen Vari wiederzubekommen. Er kann ja teilweise schon selbstständig fressen, so hat er wenigstens eine Überlebenschance.“

Im Affenwald Straußberg leben aktuell 85 Kattas, 27 Varis, 20 Berberaffen und zwei Kängurus.

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