Genau hinhören lohnt sich immer. Beispielsweise am Montagabend als der Rat der Stadt tagte. Da fiel der Begriff Mühlenmuseum.

Genau hinhören lohnt sich immer. Beispielsweise am Montagabend als der Rat der Stadt tagte. Da fiel der Begriff Mühlenmuseum im Zuge der Debatte um ein städtisches Entwicklungskonzept. Da werden Journalisten bisweilen hellhörig – und prompt folgte Dienstag die Einladung zur Pressekonferenz mit dem Stichwort Mühlenmuseum. Als Bürgermeister Matthias Nerlich verkündete, die Stadt plant den Kauf des Internationalen Mühlenmuseums, war die Überraschung nicht mehr ganz so groß, gleichwohl die Nachricht aber von großer Bedeutung. Denn es ist ein mutiger Plan. Genau diesen Mut braucht Politik. Gerade jetzt in Zeiten einer Pandemie, in der Angst und Sorge um die Gesundheit und die Existenz manchmal zu einer Art Schockstarre führen. Und es ist ein guter Plan. Wie gut, das werden die nächsten 12 Wochen zeigen, wenn Wirtschaftsprüfer sich intensiv mit dem Projekt befassen, wenn Mehrheit und Opposition das Für und Wider diskutieren. Bei aller Begeisterung und aller spontanen Zustimmung, darf nicht vergessen werden, dass der Kauf noch nicht besiegelt ist. Und bemerkenswert war es schon, dass ausgerechnet die Mehrheitsgruppe aus CDU und Grünen eher verhalten positiv auf das Vorhaben reagierten, während die Opposition gerade zu begeistert war. Grundsätzlich betrachtet ist es zu begrüßen, wenn die Zukunft des Internationalen Mühlenmuseums langfristig gesichert wäre. Gifhorn ist keine Mühlenstadt, weil die Schützen einmal im Jahr um die Eiche an der Liedtkeschen Mühle marschieren, sondern weil Horst Wrobel vis-à-vis des Schlosses etwas bundesweit Einzigartiges geschaffen hat, etwas, das vielleicht in die Jahre gekommen ist, aber Potenzial hat. Dafür braucht Politik Visionen. Dass es daran nicht mangelt, zeigt sich schon in den Tagen nach der Bekanntgabe. Da sprudeln die Ideen geradezu wie aus einem munteren Mühlenquell.

Von einer ganz anderen Vision war Freitag in Rötgesbüttel die Rede. Der Regionalexpress fährt jetzt im Stunden-Takt, der Halbstunden-Takt ist in Planung und einen Bahnhof in Isenbüttel soll es auch geben. Aber bis dahin werden die Mühlen noch viel Korn mahlen...