Gifhorn. Bei der Kundgebung auf dem Marktplatz bauen sie eine Brandmauer gegen Extremismus um Rathaus und Kirche. Alles läuft friedlich ab.
Mehr als 2000 Gifhorner haben am Sonnabend auf dem Marktplatz gegen Rechtsextremismus und Rassismus demonstriert. Aufgerufen hatten die Bündnisse Bunt statt Braun, FairEint für die Gesellschaft sowie das Bündnis für Demokratie. aus dem Landkreis. Martin Wrasmann vom Bündnis Bunt statt Braun freute sich über den großen Zulauf, der die ursprünglich erwarteten 500 Teilnehmer bei weitem übertraf: „Es ist gut zu sehen, was heute in unserer Stadt los ist.“
Protestaktion aus der Mitte der Gesellschaft
Die aus hunderten Kartons errichtete Brandmauer gegen Rechts sollte man am besten „als Denkmal dem Bürgermeister schenken“, setzte Wrasmann auf eine nachhaltige Wirkung der Kundgebung. Wrasmann sprach von einer „Protestaktion aus der Mitte der Gesellschaft“ und einem „Schulterschluss der Demokraten aus Stadt und Landkreis Gifhorn“.
Entsetzen und die Empörung über menschenfeindliche Gesinnung
Die Ausrichter der Kundgebung seien zwar das Bündnis Bunt statt Braun, das Bündnis für Demokratie und FairEint für die Gesellschaft: „Veranstalter sind aber wir alle“, rief Wrasmann der applaudierenden Menge zu. Dann wandte sich Martin Rausch an die Menschen: „Ihr gebt das Signal, dass die Rechtsextremisten den Landkreis nicht zu ihrem Spielball machen können“, rief Rausch. Die Teilnehmer eine das Entsetzen und die Empörung über die menschenfeindliche Gesinnung, wie sie sich in dem aufgedeckten Treffen von Rechtsextremisten in einer Potsdamer Villa offenbare. Klar sei damit: „Es geht nicht mehr um Anfänge, es geht um Auswüchse.“
Die Zivilgesellschaft müsse sich nun dauerhaft der Aufgabe stellen, gegen Menschenfeindlichkeit und Rassismus einzutreten. An die demokratischen Parteien richtet Rausch die Forderung, „Stil und Rhetorik zu ändern“. Zur AfD äußerte Rausch: „Die Alternative für Deutschland ist eine Diktatur.“
Christian Matzedda, der zweite Bevollmächtigte der IG Metall Wolfsburg, erinnerte an die Grundwerte unserer Demokratie: Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit. Für all dies gelte es jetzt einzutreten, wenn Pläne für Remigration, ja Deportation aufgedeckt würden. Solche Gedanken seien menschenverachtend, sagte Matzedda. Aufgabe der Gesellschaft sei es jetzt; „Klartext zu reden“.
Gifhornerin schildert schockierende Erfahrungen von Alltagsrassismus
Die Gifhornerin Cagla Canidar wandte sich ohne eine Organisation im Rücken „als Mensch, als Frau mit Migrationshintergrund“ an die Teilnehmer und konfrontierte sie mit ernüchternden eigenen Erfahrungen von Alltagsrassismus. „Warum erst jetzt?“, fragte sie mit Blick auf das Anliegen der Kundgebung. „Rechtsextremismus war schon immer ein großes Problem in Deutschland“, sagte sie unter Verweis auf Tatorte in Solingen, Hanau und Mölln. Canidar appellierte an alle, sich auch in ihrem persönlichen Umfeld deutlicher gegen Rassismus zu positionieren: „Für zu viele gehört er einfach zum Alltag.“ Widerstand gegen Rechtsextremismus dürfe nicht auf einer bloßen symbolischen Ebene bleiben. Canidar: „Gesellschaftliche Probleme löst man nicht, indem man immer weiter nach rechts rückt und nach unten tritt.“