Gifhorn. Extremsportler Joachim Franz erzählt in Gifhorn über seine letzte Roller-Tour. Und er erklärt, warum Kinder in Südafrika davon profitieren.

In wenigen Tagen feiert der Wolfsburger Extremsportler Joachim Franz seinen 63. Geburtstag. Die ersten Geschenke gab es gewissermaßen schon vorab. Drei neue Patenschaften von einer Gifhornerin und zwei Gifhornern nach seinem „Roll for a Mission“-Vortrag im Rittersaal. Mit jeweils einem Euro am Tag unterstützen die Paten Kinder und Jugendliche in Südafrika. Sie tragen dazu bei, jungen Menschen aus der Region Kwa Sani am Fuße der Drakensberge eine Zukunft zu geben.

Wolfsburger Extremsportler Joachim Franz erzählt von seiner letzten Tour

Seit 2006 engagiert sich der Verein Be your own Hero, übersetzt Sei dein eigener Held, für die Kinder und Jugendlichen. Joachim Franz gehört zu den Vereinsgründern. Er ist so ein Held. Wenn Franz binnen 90 Minuten im Rittersaal von seiner letzten Tour mit seinem Tretroller erzählt, von den Erlebnissen, Begegnungen, von den Kindern in Underberg und Himeville, dann zieht er Zuhörerinnen und Zuhörer in seinen Bann. Franz ist ein guter Erzähler, ein sehr guter - und ein überzeugender Erzähler. Be your own Hero ist für ihn ein Herzensprojekt. Das ist mehr als Spenden sammeln, um Kindern eine Zukunft zu bieten.

Franz und seine Unterstützerinnen und Unterstützer im Verein sehen es als Mission. Nicht zuletzt deshalb hat er seine letzte große Tour mit „Roll for a Mission“ überschrieben, im Untertitel „Spiel eine Rolle, wenn ich rolle“. Mit einem Tretroller war er inklusive Training rund 10.000 Kilometer unterwegs. Start war am 26. August in Hannover, das Ziel am 26. September im schweizerischen Egg. 32 Stationen, 32 Gastgeber, 32 Vorträge über das Projekt. Morgens um 5 Uhr Aufstehen, Müsli, Yoga, ab auf den Roller, fünf Wochen lang. Aber: „Ich haben fünf Wochen das gemacht, was ich wollte“, sagt Franz. Er spricht von großem Glück.

Glück? Bei 32 Grad im Schatten nach Winterberg im Sauerland hinauf rollern, bei starkem Gegenwind stundenlang durch die Küstenlandschaft, nach einer Acht-Stunden-Etappe 60 Minuten die Knie kühlen? Für Franz ist es mehr als Glück, „es ist unfassbar schön“, erzählt er, spricht von großer Freiheit, Verwirklichung seiner Kinderträume, großartigen Erlebnissen. Seit mehr als 30 Jahren genießt er diese Touren. Marathon, Triathlon, Uralüberquerung mit Tretroller, mit dem Rad durch die Sahara oder durch Südafrika. Allein darüber zu erzählen, könnte mehrere Herbstabende dauern und langweilig wird es, wenn der Extremsportler erstmal loslegt, gewiss nicht.

Doch es geht nicht nur um sein persönliches Glück, das im Mittelpunkt der Expeditionen und zum Teil spektakulären Touren steht. Ihm geht es um Teilhabe, um Augenhöhe zu den Menschen, denen er begegnet. Und immer um eine gute Sache: Er macht auf HIV/Aids aufmerksam, sammelt mit seinen Teams Spenden, gründet schließlich 2006 mit Sandra Wukovich den Verein Be your own Hero, der sich auf das Projekt am Rande der Drakensberge konzentriert.

Mit einer Waschmaschine hat das Engagement begonnen. Eine Waschmaschine, die dem damaligen Kinderheim in Underberg fehlte. Franz lernte Sister Abigail kennen, die sich in einem alten Farmhaus um 20 Kinder kümmerte. Und er half. In Gifhorn sagt er: „Wir schenken einer Region die Zukunft ihrer Kinder.“

Mittlerweile gibt es in Underberg und Himeville Hilfe für die Ärmsten der Armen. In sogenannten Safehouses wird Menschen in Notsituationen geholfen. Es gibt ein Kinderdorf, in dem in Zusammenarbeit mit Clouds of Hope bis zu 100 Kinder versorgt werden. Die historische Reichenau Mission wurde zur Schule ausgebaut, an der rund 400 Kinder von der 1. bis zur 9. Klasse unterrichtet werden. Franz dazu: Lesen und Schreiben vermitteln reicht nicht. „Wir brauchen Menschen, die Lösungen finden. Lasst uns die Kinder vernünftig ausbilden!“

Das Team Roll for a Mission (von links) in Gifhorn mit Marion Thomsen, Gustav Achtermann, Annette Essenpreis, Uwe Cohrs, Joachim Franz, Sirko Täger und Manfred Reinecke.
Das Team Roll for a Mission (von links) in Gifhorn mit Marion Thomsen, Gustav Achtermann, Annette Essenpreis, Uwe Cohrs, Joachim Franz, Sirko Täger und Manfred Reinecke. © regios24 | Michael Uhmeyer

Für Jugendliche, die älter als 18 sind, gibt es in Underberg ein Halfway House. Sie werden gefördert auf dem Weg zum Erwachsensein, können überlegen, ob sie eine handwerkliche Ausbildung machen oder lieber studieren wollen. Über ein Stipendienprogramm werden sie finanziell unterstützt.

Franz gerät ins Schwärmen, wenn er davon erzählt. Er betont die gesellschaftliche Teilhabe, erläutert, wie wichtig Mobilität, Sport und ein Kulturangebot sind. Und „sehr, sehr beseelt“ ist er vom ersten interkulturellen Austausch mit Wolfsburg. In diesen Tagen sind 15 Schülerinnen und Schüler der Neuen Schule nach Südafrika gereist. Am 12. Dezember werden Jugendliche aus Underberg in Wolfsburg erwartet. „United we sing“ heißt das Projekt. Höhepunkt ist am 21. Dezember ein gemeinsames Weihnachtskonzert im Scharoun-Theater.

Gifhorns Landrat ist begeistert von Extremsportler und den sozialen Projekten

Die 90 Minuten im Rittersaal vergehen wie im Flug. Nicht nur Landrat Tobias Heilmann ist begeistert. Er hat schon in seiner Begrüßung keinen Hehl daraus gemacht, dass er ein „großer Fan“ von Joachim Franz und seinem sozialen Engagement ist. Unterstützung ist stets willkommen.

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Noch einmal erklärt der Extremsportler, Motivationscoach und Trainer die Modelle der Patenschaften - von Projektpaten, Zukunftspaten und der Generationspatenschaft. 100 neue Patenschaften waren das Ziel von Roll for a Mission, 150 sind sein Traum. Und der Wolfsburger weiß, was es heißt, Träume nicht aus den Augen zu verlieren...