Gifhorn. Jessica und Timo Schnioffsky haben das Haus ihrer Großeltern gekauft und sanieren es komplett. Oma und Opa harren auf der Baustelle aus.

1973 zogen Sigrid und Horst Wolff in ihr 130 Quadratmeter großes Einfamilienhaus in der Gifhorner BGS-Siedlung ein. 50 Jahre später ist das Haus wieder eine Baustelle. Die Enkelgeneration hat die Immobilie gekauft und macht daraus praktisch einen Neubau von heute für ihre eigene Familie. Noch vor Weihnachten wollen Jessica und Timo Schnioffsky mit ihrer vierjährigen Tochter einziehen. Nächstes Jahr kommt noch mal Nachwuchs. Und die Großeltern bleiben mit im Mehrgenerationenhaus.

So wird ein Gifhorner Siedlungshaus von 1973 wieder jung

Jessica und Timo Schnioffsky haben das 50 Jahre alte Haus ihrer Großeltern Sigrid und Horst Wolff in der Gifhorner BGS-Siedlung gekauft und bringen es mit einer umfangreichen Sanierung auf den neuesten Stand.
Jessica und Timo Schnioffsky haben das 50 Jahre alte Haus ihrer Großeltern Sigrid und Horst Wolff in der Gifhorner BGS-Siedlung gekauft und bringen es mit einer umfangreichen Sanierung auf den neuesten Stand. © FMN | Christian Franz
So fing alles an: Das 50 Jahre alte Siedlungshaus von Timo Schnioffkys Großeltern soll der Familie des 27-Jährigen für die nächsten Jahrzehnte eine Heimat bieten.
So fing alles an: Das 50 Jahre alte Siedlungshaus von Timo Schnioffkys Großeltern soll der Familie des 27-Jährigen für die nächsten Jahrzehnte eine Heimat bieten. © FMN | Privat
Mit 14 Zentimeter dicken Dämmplatten wurde das gesamte Haus von außen warm eingepackt.
Mit 14 Zentimeter dicken Dämmplatten wurde das gesamte Haus von außen warm eingepackt. © FMN | Privat
Für das Wohnzimmer werden zwei Räume zusammengelegt. Ein Stahlträger ersetzt tragende Wände.
Für das Wohnzimmer werden zwei Räume zusammengelegt. Ein Stahlträger ersetzt tragende Wände. © FMN | Privat
Die Dachschrägen im Obergeschoss wurden von innen gedämmt, die Giebelwände von außen.
Die Dachschrägen im Obergeschoss wurden von innen gedämmt, die Giebelwände von außen. © FMN | Privat
Zeitweise mussten die Geschossdecken abgestützt werden, weil tragende Wände herausgerissen wurden.
Zeitweise mussten die Geschossdecken abgestützt werden, weil tragende Wände herausgerissen wurden. © FMN | Privat
Der alte Estrich flog raus. Das Haus war wochenlang im Rohbauzustand. Für Strom gab es Baustrom.
Der alte Estrich flog raus. Das Haus war wochenlang im Rohbauzustand. Für Strom gab es Baustrom. © FMN | Privat
Kaum vorstellbar, dass hier bis vor kurzem ein gemütlich eingerichtetes Wohnzimmer war.
Kaum vorstellbar, dass hier bis vor kurzem ein gemütlich eingerichtetes Wohnzimmer war. © FMN | Privat
Alle Räume bekommen Fußbodenheizung. Dafür mussten die alten Heizkörper ebenso raus wie der Estrich.
Alle Räume bekommen Fußbodenheizung. Dafür mussten die alten Heizkörper ebenso raus wie der Estrich. © FMN | Privat
Die Planung des neuen Grundrisses wie für dieses Bad machten die jungen Bauherren zusammen mit ihrem Bauleiter.
Die Planung des neuen Grundrisses wie für dieses Bad machten die jungen Bauherren zusammen mit ihrem Bauleiter. © FMN | Privat
Auf dem Dachboden wurde die Decke gedämmt und mit OSB-Platten abgedeckt. Die Dämmung im Obergeschoss an die Zimmerdecken zu setzen, hätte zu allzu niedrigen Raumhöhen geführt. Auch darauf gilt es zu achten.
Auf dem Dachboden wurde die Decke gedämmt und mit OSB-Platten abgedeckt. Die Dämmung im Obergeschoss an die Zimmerdecken zu setzen, hätte zu allzu niedrigen Raumhöhen geführt. Auch darauf gilt es zu achten. © FMN | Privat
Ein Blick auf die südliche Dachhälfte: Photovoltaikmodule mit zehn Kilowattstunden Spitzenleistung sollen die Luftwärmepumpe der Heizung antreiben und den Eigenstrombedarf der Bewohner zum Großteil decken.
Ein Blick auf die südliche Dachhälfte: Photovoltaikmodule mit zehn Kilowattstunden Spitzenleistung sollen die Luftwärmepumpe der Heizung antreiben und den Eigenstrombedarf der Bewohner zum Großteil decken. © FMN | Privat
Das gesamte Einfamilienhaus wurde eingerüstet. Auf die 36 Zentimeter dicken Kalksandsteinwände kommt eine 14 Zentimeter dicke Dämmschicht.
Das gesamte Einfamilienhaus wurde eingerüstet. Auf die 36 Zentimeter dicken Kalksandsteinwände kommt eine 14 Zentimeter dicke Dämmschicht. © FMN | Privat
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Das typische Siedlungshaus ist seit Monaten der Hingucker in der BGS-Siedlung. Zeitweilig war es bis auf den Rohbau und das vor 15 Jahren sanierte Satteldach entkernt. Nachbarn und Passanten sehen bei den Wolffs, was früher oder später auf sie zukommt, wenn das Gebäudeenergiegesetz der Bundesregierung Wirkung entfaltet.

Die Ausgangslage

Jessica (26) und Timo (27) Schnioffsky wohnen zurzeit noch bei Timos Mutter in Gifhorn. Seit einiger Zeit wuchs der Wunsch nach einem Eigenheim. Weil die Schnioffskys das Haus der Großeltern mochten, sahen sie sich in der BGS-Siedlung nach einem ähnlichen Bestandshaus um. Da ergriffen die Wolffs die Initiative und boten dem Enkel das Original an. Also kauften die Schnioffskiys es ihnen ab und gewährten vertraglich ein lebenslanges Wohnrecht. Die Großeltern bekommen im Mehrgenerationenhaus eigene Räume. Beim Umbau wird auf Barrierefreiheit geachtet. Im April 2023 war der Notartermin.

Die Planung

Erster Ansprechpartner für die Schmioffskys noch vor der Haussuche war ein Finanzierungsberater. Er konnte auch weiterhelfen, als sich die familieninterne Lösung anbahnte. Er brachte schnell einen Bauingenieur als Bauleiter ins Spiel. Der erstellte ein Konzept, prüfte die Wünsche der unerfahrenen jungen Bauherren auf Machbarkeit und zog für die Förderanträge an die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) einen Energieberater hinzu.

Unter dem Strich gewährt die KfW 158.000 Euro Kredit zum günstigen Zins. Dazu kommen Eigenkapital und eine bankübliche Finanzierung. Abhängig vom abschließend dokumentierten Sanierungsumfang wird die KfW einen Tilgungszuschuss von 20 bis 30 Prozent auf den Förderkredit dazugeben.

Warum nicht abreißen und neu bauen?

Wäre ein Abriss mit Neubau nicht dennoch einfacher gewesen? Das kam gar nicht in Frage. Vor allem weil der Enkel ja gerade am Haus der Großeltern hängt. Aber auch wegen der vorzeigbaren soliden Bausubstanz mit 36 Zentimeter dicken Kalksandstein-Wänden und dem erst vor 15 Jahren erneuerten Dach. „Die Sanierung ist doch auch viel nachhaltiger“, betonen die Schnioffskys.

Außerdem können sich die Bauherren sich im Altbau mit Eigenleistung nützlich machen. Entrümpeln, Tapeten, Deckenvertäfelung, Fußboden-Laminat rausreißen, Fliesen und Sanitärobjekte abschlagen, Heizkörper abmontieren, Giebelverkleidung abschrauben: Jeder Handgriff spart Geld. Kurz vor dem Einzug werden die Schnioffkys noch mal anpacken und neue Fußböden verlegen und die Wände streichen. Der Countdown läuft: Ende November kommen Einbauküche und Möbel.

Was auch für den Erhalt des Hauses sprach: Die Großeltern behalten durchgängig ein Dach über dem Kopf, wenngleich äußerst behelfsmäßig. Seit Sanierungsstart haben sie übergangsweise ein Schlafzimmer im Keller. Die Tage verbringen sie im überdachten Garagenhof. Geheizt wird dort elektrisch mit Baustrom.

Das ist die lange Sanierungsliste

Seit zwei Monaten geben sich die Handwerker die Klinke in die Hand. Ende November soll das sanierte Haus bezugsfertig sein. Viel ist dann nicht wiederzuerkennen. Außen gibt es dann statt Kalksandstein hellgrauen Putz des Wärmedämmverbundsystems mit 14 Zentimeter Dämmung. Die alten Holzfenster wichen dreifach verglasten Kunststofffenstern mit integrierten Rollläden, teils in geändertem Format. Die Dachschrägen im Wohngeschoss wurden von innen nachgedämmt. Auf dem Dachboden hält eine Dämmschicht auf dem Fußboden die Wärme im Gebäude.

Auf dem Dach produziert eine Photovoltaikanlage Strom für die Luftwärmepumpe und den Eigenstrombedarf. Ein eigener Stromspeicher puffert zehn Kilowattstunden für schattige Zeiten.

Innen ist das Haus kaum noch wiederzuerkennen. Vor allem das Erdgeschoss hat einen ganz neuen Grundriss mit größerem Wohnzimmer bekommen. Ein fünf Meter langer und 400 Kilo schwerer Stahlträger ersetzt tragende Wände. Die Küche wanderte auf die gegenüberliegende Hausseite. Das Bad wurde größer.

Alle Räume bekommen eine Fußbodenheizung. Die alte Ölheizung flog raus. Also muss auch der Estrich erneuert werden. Dazu gibt es neue Wasserrohre und Stromleitungen sowie Datenleitungen für ein Smart-Home-System. Horst Wolff freut sich: „Das Licht schaltet sich dann auf Zuruf ein.“ Die Leitungen waren ohnehin überfällig. Beim Staubsaugen sprang immer die Sicherung raus. Ein Abflussrohr erwies sich als beinahe verstopft.

Schöne neue Bäder und eine neue Treppe ins Dachgeschoss runden die Grundsanierung ab.

Tipps von den Bauherren

Stand jetzt würden die Bauherren nichts anders machen, selbst wenn Jessica Schnioffsky manchmal sinniert, ob die aufwändige Dämmung nötig ist. „Es wird sich im nächsten Sommer bezahlt machen, wenn die Hitze draußen bleibt.“ Ein Glücksgriff sei der Bauleiter gewesen. Der kostet zwar extra, macht sich aber in vielerlei Hinsicht bezahlt. Er prüft die Angebote der Firmen, vergleicht die Preise und behält den Bauzeitenplan ebenso im Blick wie die fachgerechte Ausführung. Auch die Materialversorgung habe dank seiner immer verlässlich geklappt, freuen sich die Bauherren.

Schief gegangen sei auf der Baustelle denn auch wenig. Nur zuletzt habe sich beim Einbau des Estrichs gezeigt, dass die neue Terrassentür zu tief eingesetzt worden sei, so Timo Schnioffsky. Doch auch das habe der Bauleiter direkt mit dem Fensterbauer geklärt.