Adenbüttel. Das offiziell fertiggestellte Neubaugebiet Mühlenblick erlebte seit 2017 Bauboom und Baukrise mit allen Auswirkungen. Und was kommt jetzt?

Adenbüttels jüngstes Baugebiet Mühlenblick ist offiziell fertig, wenngleich auf einigen der 23 Parzellen noch gebaut wird. Doch sechs Jahre nach Planungsstart ist die öffentliche Straße der Vorzeigesiedlung rustikal gepflastert. Bürgermeisterin Doris Pölig und Vertreterin Daniela Krämer schnitten am Samstag mit Maxim (3) als jüngstem Bewohner und einigen Mühlenblick-Familien ein symbolisches Eröffnungsband durch. Adenbüttel bewies mit dem Millionenprojekt ein glückliches Händchen. Die Gemeinde kam der Baukrise zuvor und bescherte „Kindern des Dorfes“ (Pölig) die Möglichkeit, direkt in Adenbüttel ein Eigenheim zu bauen. Die Warteliste war lang und wurde 2019 von oben abgearbeitet.

Freie Auswahl bei Lage, Größe und Zuschnitt des Grundstücks

17 gebürtige Adenbütteler konnte für 135 Euro pro Quadratmeter erschlossenes Bauland kaufen, vier zugezogene Familien, die schon eine Immobilie im Dorf hatten, sowie zwei Neu-Adenbütteler. Pölig zufolge konnten sie Lage, Größe und Zuschnitt ihrer Grundstücke frei wählen, so dass sich Parzellen von 600 bis 1200 Quadratmetern ergaben, angeordnet wie ein Rundling.

Erdgas wollte nur noch jeder vierte als Heizenergie

Das Baugebiet hat noch eine Gasleitung, doch drei von vier Bauherren setzten schon auf Erdwärme oder Luftwärmepumpen. Im seinerzeit einsetzenden Wettbewerb der Glasfaser-Investoren schloss die Deutsche Telekom das Quartier unter der Bedingung an, dass die Grundstückskäufer die Hausanschlüsse bezahlten.

Das war im Rückblick wohl noch das kleinste finanzielle Risiko. Die Gemeinde steht gerade vor der Frage, ob die ab 2017 kalkulierten Erschließungskosten 2023 auskömmlich sind. Zwar gebe es kein striktes Controlling, sagte Bürgermeisterin Pölig, doch sei sie zuversichtlich, dass die Abrechnung kein größeres Minus in den Gemeindeetat reißen werde.

Selbst wenn die Grünanlagen noch angelegt werden müssten. Auch dabei war Adenbüttel vorbildlich. 20 große Bäume finden auf den Privatgrundstücken Platz. Die Beete im Straßenraum wurden nach Anwohnervorstellungen platziert und gestaltet und werden gemeinsam bepflanzt und später von der Nachbarschaft gepflegt.

Nachgerechnet: Darum wäre das Traumhaus heute unerreichbar

Bauherren wie René Wahrhausen sind glücklich, ihr Traumhaus vor der Baukrise finanziert und fertiggestellt zu haben. Anziehende Preise habe man im Verlauf erst beim Bauholz, später bei der Möbeleinrichtung zu spüren bekommen. Doch insgesamt sei das Eigenheim bei 1,5 Prozent Finanzierungszinsen mit Gesamtkosten (einschließlich Zins) von 600.000 bis 700.000 Euro erschwinglich gewesen. Wahrhausen: „Heute wäre das gleiche Haus mit höheren Materialpreisen und 4,5 Prozent Zins doppelt so teuer und läge bei 1,2 bis 1,3 Millionen Euro.“ Die nüchterne Einschätzung des jungen Adenbüttelers: „Das wäre nicht mehr gegangen.“

So entsteht Wohnraum auch: Alte Hofstellen umnutzen

Was das für die weitere Dorfplanung in Adenbüttel bedeutet? Da muss sich Bürgermeisterin Pölig erst mal sortieren: „Dem Thema werden wir uns demnächst stellen.“ Vorrangig werde die Warteliste der unberücksichtigten Bauland-Interessenten aktualisiert, ob überhaupt noch Nachfrage bestehe. Die Situation habe sich nicht zuletzt durch die erfolgreiche Dorferneuerung entspannt. Mehrere Familien hätten bestehende Altbauten saniert. Und mindestens fünf landwirtschaftliche Hofstellen hätten Scheunen und Nebengebäude mit bis zu 30 Prozent Förderung zu Wohnraum ausbauen können.