Brome. Ralf Bettermann leitet die Bromer DLRG-Ortsgruppe. Nicht nur deshalb ist er Kandidat für die Menschen des Jahres in Stadt und Kreis Gifhorn.

Ralf Bettermann gehört zu jenen Menschen, die schon beim ersten kurzen Kennenlernen den Gesprächspartner quasi im Handumdrehen für ihre Sache begeistern oder gar verführen können. Authentisch, dynamisch und offen schildert er die immensen Ausmaße seiner großen Liebe oder besser gesagt Freizeit-Leidenschaft. „Meine Frau weiß auch, dass ich mit der Bromer DLRG verheiratet bin“, sagt er lachend. 1982 trat er der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft bei und wurde gleich stellvertretender Vorsitzender, 1986 Vorsitzender. Bettermann ist Kandidat für den Ehrenamtspreis Menschen des Jahres 2023 in Stadt und Kreis Gifhorn.

Den Gifhorner Patienten wiederbelebt

Bei einer über 40-jährigen intensiven ehrenamtlichen Liaison passiert natürlich so einiges und auch ein durchaus beachtenswerter „Seitensprung“ gehört zum Repertoire Bettermanns. Von 2021 an rettete er nämlich die Gifhorner DLRG-Ortsgruppe vor dem Untergang. Im Mai dieses Jahres übergab er den wiederbelebten Gifhorner Patienten in neue und aus seiner Sicht bewährte Hände: Steven Schmude leitet nun die DLRG Gifhorn.

Gifhorner des Jahres 2023 - Kandidat Ralf Bettermann

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    Schmude ist wie auch Bettermann ein „Bromer Urgewächs“ und sollte eigentlich Bettermanns Nachfolger werden. In zwei Jahren möchte der 63-Jährige den Vorstandsposten nämlich an den berühmten Nagel hängen. Nun muss er gemeinsam mit seinen Stellvertreter Klaus-Peter Kunkel einen neuen Anlauf nehmen, um einen Nachfolger aufzubauen. Aber warum kümmert einen gestandenen DLRG-Ortschef aus Brome eigentlich Gifhorn?

    Keine Kreisstadt ohne die DLRG

    Der Ehemann und zweifache Vater bringt es so auf den Punkt: „Eine Kreisstadt wie Gifhorn ohne die größte Wasserrettungs-Organisation der Welt darf es nicht geben!“ Gemeinsam mit der Meinerser Ortsgruppe um den Vorsitzenden Harald Bochow organisierte er die Rettung aus höchster Seenot: „In Gifhorn lief seit zig Jahren gar nichts mehr. Es war eine Alt-Herren-Mannschaft, die nichts machte. Selbst zum Bezirkstag in Gifhorn erschien der eigentliche Gastgeber nicht. Die Veranstaltung hatten wir von Brome aus organisiert.“

    Das Maß war nun voll und auch auf anschließende Anfragen des DLRG-Bezirks gab es keine Reaktion aus Gifhorn. Der Bezirk berief dann eine außerordentliche Mitgliederversammlung ein, in deren Folge die Ortsgruppen Brome und Meinersen erstmal übernahmen, „damit Gifhorn nicht aufgegeben wird“. Und es galt viel aufzuarbeiten. Von der Satzung bis hin zu den Finanzen lag alles im Argen. „Die Mitgliedsbeiträge wurden noch in bar bei den Mitgliedern abgeholt und die letzten beiden Beitragsrunden nicht abgeführt“, berichtet Bettermann. Noch schwerer wog indes, dass die Mitgliederdaten verschwunden waren und trotz intensiver, auch öffentlicher, Recherche nicht mehr auftauchten.

    So wird der Gifhorner des Jahres gewählt

    Die Kandidaten: Wer wird Gifhornerin oder Gifhorner des Jahres 2023? Wir stellen unsere Kandidaten noch bis zum kommenden Samstag täglich vor. Wer es wird, bestimmen anschließend die Leserinnen und Leser in einer Online-Abstimmung.

    Die Online-Abstimmung: Montag, 23. Oktober, bis Dienstag, 31. Oktober, läuft unsere Online-Abstimmung. Hier können Sie online abstimmen: www.braunschweiger-zeitung.de

    Die Preisverleihung: Der Gewinner oder die Gewinnerin wird am Dienstag, 21. November, im Rittersaal des Gifhorner Schlosses ausgezeichnet.

    Der doppelte Zeitaufwand lohnte sich

    Es sei eine Fleißarbeit gewesen, um alles wieder aufzubauen, die er und seine Mitstreiter aber erfolgreich erledigten. Für Bettermann bedeutete dies doppelten zusätzlichen ehrenamtlichen Zeitaufwand: „Wir haben aber alles richtig gemacht und das große Ziel erreicht, wieder Grund reinzubringen. Und da mir Gifhorn weiterhin am Herzen liegt, bleibe ich auch als Beisitzer dabei.“

    Dabei scheint beisitzen so gar nicht seine Sache zu sein. „Man muss immer Ziele haben“, lautet sein Credo. Eines davon war, einen schönen, großen Heimathafen zu bekommen, was mit der Übernahme der Feuerwehrräume neben dem Bromer Freibad auch eindrucksvoll gelang. Die Idee für die Theke in der DLRG-Geschäftsstelle brachte er aus einer Hafenkneipe mit. Mit dem maritimen Flair möchte er ausdrücken, worum es ihm bei der DLRG geht: „Es ist wie ein Stück Heimat.“

    Bromer DLRG-Ortsgruppe hat 455 Mitglieder

    455 Mitglieder sind in der Bromer Ortsgruppe. „Wir sind sehr zufrieden, das ist eine schöne Zahl für so einen kleinen Ort.“ Mittlerweile ist Bettermann bei einem großen Konzern in Altersteilzeit, als er 1982 anfing war er noch beim Zoll und in der DLRG 130 Personen. Die kontinuierliche Arbeit habe sich ausgezahlt. Aber auch Aktionen wie die Bromer Eiswette oder der unaufgeforderte Einsatz beim Elbe-Hochwasser 2002 – der Info-Stand beim Burgfest wurde damals kurzerhand abgebaut und einfach losgefahren – hat den Lebensrettern zusätzlich Sympathien im Flecken eingebracht.

    Doch bei allen Unternehmungen und Herausforderungen hat Bettermann nie die ureigenste Aufgabe der DLRG aus dem Blick verloren, „den Kindern das Schwimmen beizubringen“. Aber gerade bei diesem Punkt hakt es noch in der Gifhorner Beziehung. „Wir haben ein großes Problem mit der Allerwelle, denn dort dürfen wir kein Anfänger-Schwimmen anbieten“, erklärt er.

    Neptun-Fest zum 75-jährigen Bestehen

    Ob der Bromer DLRG-Chef in zwei Jahren wirklich von der Brücke geht, darf leise bezweifelt werden, denn nach eigenen Angaben ist er „zu 99 Prozent mit Spaß und Freude bei der Sache“. Langweilig werde es definitiv auch nicht und wer weiß, was so alles im nächsten Jahr beim Neptun-Fest passiert, wenn die Ortsgruppe 75-jähriges Bestehen feiert. Bei solchen Festivitäten soll ja öfter mal so manche Romanze einen ganz neuen Kick bekommen haben.