Grassel. Aroniabeeren gelten als Superfood. Die Familie Heise hat 2023 mehr als 8 Tonnen davon geerntet. So werden die Beeren weiterverarbeitet

Sie sind tief dunkelblau, fast so groß wie kleine Murmeln, sie schmecken einzigartig und sind vor allem gesund: Aroniabeeren gelten als Superfood. Ob als Saft oder als Fruchtaufstrich – Aroniabeeren sind ein Booster für das Immunsystem. Dass solche Früchte quasi vor der Haustür wachsen, überrascht so manchen, der beispielsweise im Dorfladen des Gifhorner Mühlenmuseums auf Heises Bio-Aroniasaft stößt. Auf dem landwirtschaftlichen Familienbetrieb von Kirsten und Reiner Heise aus Grassel werden seit fünf Jahren Aroniabeeren angebaut – mit Erfolg.

Grasseler Landwirtsfamilie hat 8,4 Tonnen Aroniabeeren geerntet

Vor allem in diesem Jahr war die Ernte beeindruckend. Auf einem Hektar Anbaufläche, die rund fünf Kilometer von Grassel entfernt in der Nähe von Essenrode, Kreis Helmstedt liegt, ernteten Heises in diesem Jahr 8,4 Tonnen. „Eine unglaubliche Ernte“, freuen sich Heises. In der Küche bei Kaffee und frischen Brot – mit leckerem Aronia-Pflaume-Zimt-Aufstrich – erzählen sie, wie sie zum Aronia-Beeren-Anbau gekommen sind.

Tiefdunkelblau zur Reife: Aroniabeeren gelten als Superfood.
Tiefdunkelblau zur Reife: Aroniabeeren gelten als Superfood. © FMN | Dirk Kühn

2018 war‘s – nach dem nassen Jahr 2017 folgte ein extrem trockenes Jahr mit hohen Ernteeinbußen. Da kommen Bauern schon mal ins Grübeln. „Wir wollten einfach was Neues ausprobieren“, sagt Kirsten Heise. Der Zufall half: Verwandte in der Schweiz hatten von Freunden eine Flasche Aroniasaft bekommen. Sie schwärmten von herb-fruchtigen Geschmack, von dem hohen Vitamingehalt und den Inhaltsstoffen, die das Immunsystem stärken.

Relativ schnell waren die Landwirte aus Grassel überzeugt, der Anbau könnte ein passendes zweites Standbein sein. Sie besuchten ein Seminar bei Niedersachsens Aronia-Pionier in Schwarmstedt und dann ging‘s los. Im November kamen 3900 Pflanzen, die dann mit GPS-gesteuertem Schlepper und einer Maschine eingesetzt wurden: 15 Reihen im Vier-Meter-Abstand, alle 70 bis 80 Zentimeter ein Aronia-Busch.

Aroniabeeren blühen in der zweiten Maihälfte.
Aroniabeeren blühen in der zweiten Maihälfte. © FMN | Dirk Kühn

Die ersten drei Jahre sind arbeitsintensiv gewesen, erklärt Reiner Heise. Der Aufwand, die Wildkräuter zu beseitigen, war relativ groß, weitestgehend war Handarbeit angesagt. Die erste Ernte fiel 2019 recht bescheiden aus. Mit Unterstützung von Freunden und Bekannten wurden die Beeren gepflückt. 2020 waren es dann 3 Tonnen, die sie per Hand ernteten – damit war dann auch eine Grenze erreicht. „Das waren 1000 Pflückstunden, da haben wir uns unheimlich verschätzt“, erläutert Heise. Mittlerweile wird eine Erntemaschine eingesetzt.

Ursprünglich stammt die Aroniabeere aus dem östlichen Nordamerika. Schon die Indianer wussten um ihre wertvollen Inhaltsstoffe und verwendeten sie auch als Heilpflanze. Dass sich die Aroniabeere in Mitteleuropa wohlfühlt, ist einem russischen Biologen und Obstzüchter zu verdanken. Er züchtete zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine frostharte Sorte und machte den Anbau in der Sowjetunion populär. In der ehemaligen DDR wurde die Aroniabeere unter anderem in Sachsen angebaut, als von Superfood noch lange nicht die Rede war. 2019 lag der bundesweite Ertrag bei rund 1100 Tonnen. So gesehen, ist der Anbau alles andere als selten. Und genau genommen sind es auch keine Beeren, denn Aronia sieht nur so aus, gehört aber botanisch wie Äpfel und Birnen zum Kernobst. Deshalb wird auch bisweilen der Begriff Apfelbeere verwendet. Sie sind laut Öko-Test reich an Vitamin A, B2, E und C sowie Mineralstoffen.

Mehr als 8 Tonnen Aroniabeeren haben die Landwirte Kirsten und Reiner Heise aus Grassel in diesem Jahr geerntet.
Mehr als 8 Tonnen Aroniabeeren haben die Landwirte Kirsten und Reiner Heise aus Grassel in diesem Jahr geerntet. © FMN | Dirk Kühn

Nach Angaben der Verbraucherzentrale sind Aroniabeeren reich an sogenannten Anthocyanen, die zu den Polyphenolen gehören, und die mit einer Reihe von gesundheitsfördernden Eigenschaften in Verbindung gebracht werden. Sie enthalten Folsäure, Zink und Eisen. Noch nicht abschließend geklärt sei, inwieweit Aronia-Saft den Fettstoffwechsel positiv beeinflusse. Überzeugte Kenner schätzen ihre antioxidative Kraft. Nachgesagt wird der Aroniabeere eine positive Wirkung auf Herz, Kreislauf und Gefäße.

In der Nähe von Essenrode, Kreis Helmstedt, liegt die Aroniabeeren-Plantage. 
In der Nähe von Essenrode, Kreis Helmstedt, liegt die Aroniabeeren-Plantage.  © FMN | Dirk Kühn

Zurück zu den Heises aus Grassel: Weiterverarbeitet werden die Aronia-Beeren in der Diesdorfer Mosterei, einem Familienbetrieb in der Altmark. Dort entsteht Heises Bio-Aroniasaft, den es mittlerweile an mehr als 15 Verkaufsstellen und auf Wochenmärkten in der Region gibt. Erstmals ging in diesem Jahr ein Teil auch an Most Wanted, eine Mosterei aus Braunschweig, die für sich Aroniasaft hergestellt hat.

Heise Bio-Aroniasaft ist auch auf Facebook und Instagram zu finden

„Ja, die Vermarktung ist die Königsdisziplin“, sagen Heises übereinstimmend. Während sich die Arbeit auf dem Aronia-Feld eingespielt hat, im Herbst gibt‘s eine ordentliche Portion Pferdemist, der Rückschnitt erfolgt in den Wintermonaten, dazu kommt die ständige Pflege zwischen den Reihen, ist die Vermarktung eine Herausforderung. Klar, dass eine eigene Internetseite www.heisesbioaroniasaft.de und soziale Netzwerke wie Facebook und Instagram eine wichtige Rolle spielen. Grad vor einer Woche hat Kirsten Heise gepostet: „Nun könnt ihr auch wieder unseren #Aronia - #Zwetschgen #Fruchtaufstrich in unserem Selbstbedienungshäuschen auf unserem Hof bekommen!“

Richtig, neben dem Aroniasaft haben Heises auch Fruchtaufstrich aus Aroniabeeren im Angebot – allerdings nur in kleiner Menge, denn wer einmal Marmelade gekocht hat, der weiß, wie hoch der Aufwand ist. Mittlerweile gebe es einen Kreis von Stammkunden, und immer mehr Hofläden aus der Region wollen Heises Bio-Aroniasaft anbieten. Das freut die Landwirtschaftsfamilie natürlich. Ihr Credo bleibt: „Wir wollen ein sehr gutes Produkt bieten, nachhaltig im Anbau und gesund für die Konsumenten!“

Hier gibt es Aroniabeerensaft in der Region:

  • im Selbstbedienungshäuschen auf dem Heise-Hof in 38527 Grassel, Brunnenstraße 15 (Mo - So von 9 - 18 Uhr)
  • in Gittis Garten in 38527 Grassel, Bevenroder Str. 7 (Mo - Sa von 9 - 18 Uhr, über den Winter geschlossen)
  • in Wehmanns Eierkiste in 38165 Essenrode am Kirchring (Mo - So von 9:30 - 17:30 Uhr)
  • im Hofladen des Klostergutes Dibbesdorf in 38108 Braunschweig, Am Markt 5 (Mi von 15 - 19 Uhr, Fr von 10 - 19 Uhr und Sa von 9 - 13 Uhr)
  • im Geschäft „Regionale Landkost“ in 38106 Braunschweig, Hagenring 4 ( Mo - Fr von 9 - 19 Uhr und Sa von 9 - 17 Uhr)
  • im Raiffeisenmarkt in 38527 Meine, Bahnhofstraße 8 ( Mo - Fr von 8 - 18 Uhr und Sa von 8 - 14 Uhr )
  • im Hofladen Müllers Bauerhof in 38550 Isenbüttel, Hauptstraße 27 ( Do und Fr von 9 - 18 Uhr und Sa von 9 - 13 Uhr )
  • in Feldmann´s Bauernladen in 31311 Uetze-Hänigsen, Alte Bahnhofstraße 9 ( Di - Fr von 7:30 - 13 Uhr und 14:30 - 18 Uhr sowie Sa von 7:30 - 12:30 Uhr)
  • im Dorfladen des Mühlenmuseums in 38518 Gifhorn, Bromer Straße 2 ( Di - So 10 - 18 Uhr )
  • über den Biohof Wegner auf folgenden Wochenmärkten: 38440 Wolfsburg, Rathausplatz 1, im Eiertaxi ( Mi und Sa von 8 - 13 Uhr ), 38440 Wolfsburg- Laagberg, Brandenburger Platz ( Fr von 8 - 13 Uhr ), 38448 Wolfsburg- Vorsfelde, Bruchgartenweg 29 ( Fr von 8 - 13 Uhr), 38518 Gifhorn/ Fußgängerzone, Marktplatz, im Eiertaxi ( Mi und Sa von 8 - 13 Uhr )
  • im Hofladen von Sprengers Bauernhof, 38550 Isenbüttel, Haustenbeckerstraße 6 ( Mo - So von 9 - 20 Uhr)
  • im Hofladen von Michaela Biastoch auf dem Hof Sanderbrandes in 38179 Schwülper, Hauptstraße 13, ( Mo - So von 8 - 19 Uhr )
  • und über Michaela Biastoch auf den Wochenmärkten: in 38528 Adenbüttel auf dem Thiberg ( Do von 15 - 18 Uhr ), in 38536 Meinersen am Eichenkamp ( Fr von 14 - 18 Uhr )