Flettmar. Ein Radlader kracht mit einem Bus zusammen. Rettungskräfte bereiten sich auf 20 Verletzte vor. Doch es gibt Entwarnung: Der Einsatz ist eine Übung.

Großalarm in der Gemeinde Müden: Ein Linienbus ist mit einem Radlader kollidiert und auf die Seite gekippt. Überall ist Geschrei von zum Teil lebensgefährlich verletzten Menschen zu hören: Dieses Horrorszenario bot sich am Freitagabend den Einsatzkräften in Flettmar-Bahnhof. Im Rahmen einer groß angelegten Übung wurde die Zusammenarbeit verschiedener Organisationen bei einem MANV – einem Massenanfall von Verletzten –auf dem Betriebsgelände eines Busunternehmens geübt, erläutert Karsten Schaffhauser, Pressesprecher der Feuerwehren in der Samtgemeinde Meinersen

75 Einsatzkräfte der Feuerwehren mit 10 Fahrzeugen vor Ort

Und die angenommene Lage hatte es in sich: In dem Bus befanden sich 20 Verletzte Personen, zum Teil eingeklemmt oder von Metallteilen durchbohrt. Dargestellt wurden sie von Feuerwehrkameraden aus der Samtgemeinde Meinersen und aus dem Kreis Celle, vor der Übung wurden sie realistisch geschminkt, so Schaffhasuser. 13 der 20 Verletzten waren als lebensgefährlich eingestuft, mussten nach Erstbehandlungen in das imaginäre Krankenhaus – hierfür fungierte das Feuerwehrhaus in Leiferde – transportiert werden.

Um 18:43 Uhr heulten die Sirenen, die Feuerwehr Flettmar, Müden-Dieckhorst und Meinersen wurden alarmiert. Später kamen die Feuerwehren aus Hahnenhorn und Ettenbüttel mit weiterem Personal dazu. Parallel dazu wurden die DRK- Bereitschaften Nord, Süd und Boldecker Land, der Maltester Hilfsdienst aus Braunschweig, der Regelrettungsdienst des Deutschen Roten Kreuzes, der Rettungsdienst Haerting und die Gruppe Organisatorische Leiter Rettungsdienst alarmiert

Aus dem Regelrettungsdienst wurden mehrere Ersatzfahrzeuge mit Auszubildenden und Ausbilder besetzt, damit die eigentlichen Fahrzeuge für weitere Notfälle nicht blockiert wurden. Für die ersteintreffenden Einheitsführer von Feuerwehr und Rettungsdienst hieß es dann zunächst, organisatorische Aufgaben zu übernehmen, statt sich unmittelbar um die Verletzten zu kümmern. Von Seiten des Rettungsdienstes galt es, die Verletzten zu kategorisieren und so die Dringlichkeit festzulegen, nach der diese gerettet und versorgt werden.

Für Gesamteinsatzleiter Christian Meyer, stellvertretender Ortsbrandmeister der Feuerwehr Müden-Dieckhorst, stand die Strukturierung ebenfalls im Vordergrund. So musste der Raum geordnet werden, damit genug Platz für die Feuerwehrfahrzeuge für die Technische Rettung bestand. Unter anderem wurden alle anrückenden Kräfte erst einmal in einem Bereitstellungsraum gesammelt und dann – ausgestattet mit speziellen Aufgaben – an die Einsatzstelle gerufen. Auch kann der Einsatzleiter bei einer so großen Lage nicht alle Aufgaben gleichzeitig erfüllen, aus diesem Grund bildete er Abschnitte und übertrug den Abschnittsleitern Bereiche wie Technische Hilfe und Patientenübernahme.

Für David Gräter, organisatorischer Leiter Medizinische Rettung galt es zusammen mit den zahlreichen Teams der Rettungswagen die Patienten zu sichten und zu entscheiden, in welcher Reihenfolge die Patienten in das Krankenhaus abtransportiert werden. „Die große Herausforderung für uns war, dass hier 13 von 20 Patienten als lebensgefährlich verletzt eingestuft wurden“, so Gräter. „Normalerweise geht man bei 20 Patienten von 4-5 lebensgefährlich verletzten aus.“

Insgesamt waren 75 Feuerwehrkräfte mit zehn Fahrzeugen sowie über 60 Mitarbeiter der Rettungsdienste mit 25 Fahrzeugen im Einsatz. Dazu kamen noch 20 Darsteller für die Verletzten. Für die Übung zeichnete der stellvertretende Samtgemeindebrandmeister Gerald Bergling sowie Jens Grünhage und David Skiba vom DRK und Katharina Hofmann-Güldenpfennig vom Malteser Hilfsdienst aus Braunschweig verantwortlich.

Firma Jela Kube stiftet Bus für Blaulicht-Übung in Müden

„Die Firma Jela Kube ist auf die Feuerwehr zugekommen und hat uns gefragt, ob wir nicht mit einem schrottreifen Linienbus eine Übung veranstalten wollen“, so Bergling. „Für uns ein absoluter Glücksfall, wann haben wir schon mal die Möglichkeit, eine Übung so realistisch darzustellen:“ Fachleute der Feuerwehr, des Rettungsdienstes und ein Fachberater vom Technischen Hilfswerk (THW) beobachten den Übungsverlauf kritisch und gaben im Nachgang Feedbacks zu Verbesserungsmöglichkeiten.

Die Technische Einheit Drohne (TED) des Landkreises Gifhorn dokumentierte den Übungsverlauf aus der Luft. Knapp eine Stunde nach dem Alarm waren alle Verletzten aus dem Fahrzeugwrack befreit und wurden rettungsdienstlich betreut, aufgrund der großen Schadenslage eine gute Zeit. Nachdem alle Patienten in das imaginäre Krankenhaus nach Leiferde gebracht wurden, war die Übung dann beendet. Nach einer gemeinsamen Nachbesprechung gab es dann noch eine Verpflegung für alle Teilnehmer.