Kästorf. Die neue Generation bringt mehr Effizienz und Sicherheit. Bei all diesen Notfällen soll der Wagen den freiwilligen Feuerwehrleuten künftig helfen.

„Gut 300.000 Euro“, so das offizielle Preisschild des neuen Löschgruppenfahrzeugs nach Angaben von Gifhorns Bürgermeister Matthias Nerlich. Viel öffentliches Geld, dessen Einsatz selbst bei einer fröhlichen Veranstaltung wie der offiziellen Übergabe mit Blasmusik und Buffet begründet werden will.

Darauf ging außer Nerlich selbst auch Kästorfs stellvertretender Ortsbürgermeister Thomas Meister ein: „Das Fahrzeug ist ein Werkzeug für Ihren Einsatz“, sagte er den ehrenamtlichen Brandschützern. Mehr als 60 Aktive zählt die Feuerwehr Kästorf um Ortsbrandmeister Marco Brand. Es sei ein Zeichen des Respekts, die Freiwilligen mit zeitgemäßer Technik auszurüsten.

Einsatz, um Bürgern in Notfällen zu helfen

Nerlich selbst sah die Stadt als Gemeinwesen gegenüber den Ehrenamtlern im Wort, den eigens erarbeiteten Feuerwehrbedarfsplan umzusetzen. Der Bürgermeister griff auch eine Formulierung von Ortsbrandmeister Marco Brand auf, wonach mit dem Einsatzfahrzeug sowie mit der bevorstehenden Fertigstellung der erweiterten Fahrzeughalle ein Traum wahr werde. „Die Bürger, denen Sie mit diesem Fahrzeug helfen, stehen oft vor einem Alptraum.“ Letztlich geht es um die öffentliche Aufgabe des Brandschutzes und der Gefahrenabwehr.

Das umfangreich ausgestattete und geländegängige Modell soll für die nächsten Jahre der Standardtyp der Gifhorner Ortsfeuerwehren bei Neubeschaffungen sein. Nerlich: „Kästorf ist der Vorreiter. Das erste Modell steht hier bei euch.“ Das Einsatzfahrzeug für eine Löschgruppe von neun Mann für schnelle Ersteinsätze zu konfigurieren, habe allerdings seine Zeit gebraucht.

Hersteller-Repräsentant Marcus Kulick hob anerkennend hervor, dass Feuerwehren, erst recht Freiwillige Feuerwehren heutzutage kaum noch so viel konzeptionelle Planungsarbeit leisteten, um die Fahrzeuge an die Einsatzzwecke anzupassen.

Es war Dirk Sander als Sprecher der eigens eingesetzten Arbeitsgruppe, der die Spezifikationen und Fähigkeiten des 290-PS-Diesels auf einem MAN-Fahrgestell den zahlreichen Gästen erläuterte – es wurde der längste Redebeitrag des Abends. Bis auf ein noch nachzurüstendes Navigationssystem habe der LKW so gut wie alle Assistenzsysteme bis hin zum Abbiegewarner zur Sicherheit von Radfahrern.

Sander erwähnte die umfassende LED-Lichttechnik samt Unterflurbeleuchtung, Rückfahrlicht und pneumatisch ausfahrbarem Lichtmast. Generell trage das Modell zehn Prozent mehr Zuladung für Ausrüstung und erlaube es, vier Atemschutzgeräteträger bereits auf der Anfahrt einsatzbereit zu machen. Bislang waren es zwei.

Generell ist das Löschgruppenfahrzeug für alle Aufgaben der Ortsfeuerwehren gewappnet: Wohnhausbrände, Waldbrände, Verkehrsunfälle sowie Hilfeleistungen etwa bei Unwettern. „Herzstück“ sei eine Heckpumpe mit 10.000 Litern Wasserdurchsatz pro Minute. 2000 Liter Löschwasser hat der Wagen an Bord. Erstmals kann er sie auch im Rollen einsetzen, etwa bei Böschungsbränden über eine längere Strecke.

Die nächste Feier zeichnet sich schon ab: Für die überfällige Fahrzeughalle

Zu dem umfanreichen Ausrüstung zähle erstmals ein akkubetriebener Hochleistungslüfter. Diese Lüfter kommen häufig zum Einsatz, um verqualmte Gebäude zu lüften. Bislang produzierten die Verbrennermotoren gleich wieder Abgase. In ersten Einsätzen habe sich das Modell bereits bewährt, berichtete Sander. „Es macht Spaß, damit zu arbeiten.“

Untergestellt ist das 300.000-Euro-Fahrzeug vorerst noch in der sogenannten Feuerwehrscheune, einem etwa 400 Meter vom Gerätehaus entfernten Ausweichquartier.

Ursprünglich, so Bürgermeister Nerlich, hätte am Samstag das Millionenprojekt Hallenerweiterung zusammen mit dem neuen Löschfahrzeug gefeiert werden sollen. Allerdings sei auch dieses Bauprojekt von Verzögerungen geplagt worden. Immerhin hatten es die Bauarbeiter geschafft, die Halle feierfertig zu machen. Der Wiedereinzug der Brandschützer soll 2024 nachgeholt werden.