Stüde. CDU, SPD, Grüne und WirSa im Gemeinderat Sassenburg wollten Andreas Kautzsch nicht mehr im Amt des Vize- Bürgermeisters sehen. Die Gräben sind tief.

Andreas Kautzsch, Fraktionsvorsitzender der Bürger-Interessengemeinschaft Sassenburg (BIG), ist nicht länger stellvertretender Gemeindebürgermeister. Auf Antrag von CDU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen sowie der Wählergemeinschaft Wir für Sassenburg (WirSa) wurde Kautzsch am Donnerstagabend während der Gemeinderatssitzung in Stüde abgewählt. Von 24 stimmberechtigten Ratsmitgliedern stimmten 17 für den Antrag und 6 dagegen. Außerdem gab es eine Enthaltung. Auf Antrag von Fabian Hoffmann (BIG) wurde geheim abgestimmt. Kautzsch akzeptiert die Abwahl, rechtliche Schritte will er nicht unternehmen. „Das war ein demokratisches Verfahren“, sagte er am Freitag auf Anfrage.

BIG-Fraktionsvorsitzender bezeichnete Ratsmitglied als Hampelmann

Vorausgegangen waren erhebliche Auseinandersetzungen bis hin zu Anzeigen wegen Beleidigung und einem Rechtsstreit mit der Sassenburger SPD, inklusive Androhung von Ordnungsgeld in Höhe von 250.000 Euro. Kautzsch war nach der Kommunalwahl im November 2021 zum stellvertretenden Gemeindebürgermeister gewählt worden. Zuvor hatte er die Stichwahl um das Amt des hauptberuflichen Gemeindebürgermeisters gegen Jochen Koslowski verloren. Kautzsch kam auf 45,9 Prozent, Koslowski auf 54,1 Prozent der Stimmen.

Nach nicht einmal 18 Monaten im Amt hatten Helmut Herrmann (CDU), Christian Degenhardt (SPD), Steffen Reinert ( WirSa) und Detlev Junge (Grüne) gemeinsam im Juli die Abwahl beantragt. „Aufgrund seines wiederholt ungebührlichen Verhalten, dem nicht autorisierten Verteilen interner Informationen in der Öffentlichkeit und der irreführenden Vermischung seiner unterschiedlichen politischen Funktionen ist der Vertrauensvorschuss mehr als aufgebraucht“, hieß es unter anderem in der Antragsbegründung. Ein stellvertretender Bürgermeister habe eine besondere Verantwortung, der Kautzsch wiederholt nicht gerecht geworden sei.

Die Sassenburger SPD warf Kautzsch „regelmäßig respektloses Verhalten, falsche öffentliche Anschuldigungen und persönliche Beleidigung in öffentlicher Sitzung“ vor. Ende 2022 hatte der BIG-Fraktionsvorsitzende SPD-Ratsmitglied Klaus Schütze als „Hampelmann“ bezeichnet.

Wie tief die Gräben sind, zeigte sich auch am Donnerstagabend. Bei der Auslosung einer Sitzvergabe für den Verwaltungsausschuss legte Kautzsch Wert darauf, die Lose persönlich auf Richtigkeit zu überprüfen. Das ist für mich ein absoluter Skandal“ kommentierte Christian Degenhardt (SPD) das Misstrauen. Einen besseren Beleg, dass der Antrag gerechtfertigt war, gibt es gar nicht.“ Deutliche Kritik kam auch von Detlev Junge (Grüne) und André Bischoff (CDU), der Kautzsch vorwarf, Ratsmitglieder „volle Pulle durch den Kakao zu ziehen.“

Westerbecker Andreas Kautzsch spricht von Rufmordkampagne

Kautzsch selbst sprach davon, dass der Abwahl-Antrag eine Art „Bestrafung oder Maßregelung“ sein solle. „Warum sollte ich mich den von Ihnen aufgestellten Regeln unterwerfen?“, fragte er den Rat. Die Anschuldigungen seien absurd. „Unter Kooperation verstehen Sie in Wirklichkeit: Klappe halten und weiter Ihren Weg beschreiten.“ Er wolle weiterhin aufdecken, wenn den Menschen in der Gemeinde etwas vorgegaukelt werde. Kautzsch bezeichnete das Vorgehen gegen ihn als „Rufmordkampagne“ . Die Bürger wollten Lösungen, keinen politischen Kleinkrieg. Ratsvorsitzender Siegfried Wehmeier unterbrach Kautzsch mehrfach und mahnte, er solle zur Sache reden. Mit dem Satz „diese Abwahl wird Ihnen mehr schaden als mir“, beendete Kautzsch seine Abrechnung.

Zu den Gästen in den Zuhörerreihen gehörten während der Sitzung des Rates der Gemeinde Sassenburg auch der frührere Gemeindebürgermeister Volker Arms (links) und der langjährige Kommunalpolitiker Horst Loos (SPD). Beide hatten sich in ihren Amtszeiten immer wieder scharfe Auseinandersetzung mit Andreas Kautzsch (BIG) geliefert. 
Zu den Gästen in den Zuhörerreihen gehörten während der Sitzung des Rates der Gemeinde Sassenburg auch der frührere Gemeindebürgermeister Volker Arms (links) und der langjährige Kommunalpolitiker Horst Loos (SPD). Beide hatten sich in ihren Amtszeiten immer wieder scharfe Auseinandersetzung mit Andreas Kautzsch (BIG) geliefert.  © FMN | Dirk Kühn

Zu den Beobachtern in den Reihen der Zuhörer gehörten auch der ehemalige Gemeindebürgermeister Volker Arms und der ehemalige Ratsvorsitzende Horst Loos, die sich in der vergangenen Wahlperiode mehrfach auf das Schärfste mit Kautzsch gestritten hatten.