Gifhorn. 82 besetzte Nester und 131 ausgeflogene Junge verzeichnet der Jahresbericht des Weißstorchbetreuers. An einigen Brutstätten ging turbulent zu.

Es sind beeindruckende Zahlen, die Jürgen Behrmann, Weißstorchbetreuer für den Kreis Gifhorn, in seinem Jahresbericht 2023 vorlegt. Erneut verzeichnet er ein Rekordjahr für die Störche. In Zahlen bedeutet dies 82 (+10) besetzte Storchennester und 131 (+14) ausgeflogene Junge. Auch bei den Neuansiedlungen stiegt die Zahl auf 12 Nester - ein Novum. Gifhorn ist und bleibt also Storchen-Land.

Der höchste Storchen-Bestand im Landkreis Gifhorn seit über 90 Jahren

Der Storchenbestand hat sich in den vergangenen 10 Jahren mehr als verdoppelt und ist der höchste Bestand seit über 90 Jahren. „Damit liegt unser Landkreis weiter im Trend der alten Bundesländer. Hauptursache ist das veränderte Zugverhalten vieler westziehender Störche. Sie fliegen nicht mehr nach Afrika, sondern überwintern bereits in Spanien, Portugal, Frankreich und zunehmend auch in Deutschland. Ihre Rückkehrerquote ist deutlich gestiegen. Außerdem werden nun die geburtenstarken Jahrgänge insbesondere ab 2019 brutreif“, erläuterte Behrmann.

Er ist zuversichtlich, dass die Erfolgsgeschichte weiter geschrieben wird: „Vieles spricht dafür, dass der Weißstorchbestand auch in den nächsten Jahren zunimmt. Immer mehr Störche der geburtenstarken letzten Jahrgänge werden brutreif. Wichtig wird sein, ob das bisherige gute Nahrungsangebot in den Überwinterungsgebieten. Unsere Aufgabe ist es in jedem Fall, weiter dafür zu sorgen, dass die Störche hier bei uns genügend geeignete Nahrungsflächen, Biotope und Nistmöglichkeiten vorfinden.“

Nicht genügend Material zum Beringen

Die produktivsten Standorte der letzten zehn Jahre sind Wesendorf-Mitte mit 28 Jungen, es folgen Ummern-Ost (27), Wahrenholz Kirche (25), Leiferde Mast 1 (24), Osloß (24), Hankensbüttel und Rothemühle Im Winkel (je 23), Dannenbüttel, Knesebeck sowie Triangel (je 22). Dieses Jahr ging den Storchenfreunden sogar das Material aus: Beringt wurden in 35 Nestern insgesamt 82 Junge. „Mehr Ringe standen nicht zur Verfügung“, so der Weißstorchbetreuer.

Während hier die Erfahrungswerte wohl versagten, zahlten sie sich beispielsweise in Allerbüttel aus: Nach einem, zwei und drei Jungen in den letzten Jahren wurde hier erstmals sogar eine Viererbrut flügge. Mit dazu bei trug sicherlich auch die elterliche Erfahrung, denn das Paar brütet seit 2021 zusammen. Die erste Storchenbrut im Ort seit über 60 Jahren gab es in Brechtorf. Endete 2022 ein erster Versuch auf dem Gelände des Reitstalls Hoppe noch ergebnislos, gab es nun zwei flügge Tiere.

Nicht immer alles im Gleichgewicht

Turbulent ging es laut Bericht in Groß Schwülper zu. Ein Jungstorch liebte es, immer mal wieder auf dem Dachfirst entlangzuwandern. Doch einmal passte er nicht auf, geriet aus dem Gleichgewicht und rutsche das ganze Dach hinunter, landete im Vorhof. Da von dort kein Start möglich war, wurde das Hoftor geöffnet. Von der Straße her hatte er dann mehr Platz zum Abheben und schaffte die Rückkehr ins Nest.

Hankensbüttel ist stabilster Standort

Stabiler geht es da seit Jahren in Hankensbüttel zu: Seit 2010 hatte es im Mastnest auf der kleinen Insel am Westufer des Isenhagener Sees keinen Brutausfall mehr gegeben. Die Serie fand ihre Fortsetzung. Es wurden zwei Junge flügge. Damit zählt dieser Neststandort mit zu den konstantesten im Kreis. Raue Sitten herrschten indes weiter in Rötgesbüttel vor. Der Kampf zweier Männchen ging 2023 in die dritte Runde. Diesmal obsiegte der „Altbesitzer“. Allerdings, wie auch in den Jahren zuvor, wurden dabei die Eier zerstört.