Müden. Getreide dreschen in früheren Zeiten - das war Handarbeit und machte hungrig. Deshalb gibt es nun beim Dreschfest in Müden jede Menge leckeres Essen.

Köstlich, dieser Butterkuchen! Für die Besucher des Dreschfests in Müden jedenfalls gab es nichts Besseres - kein Wunder also, dass Sabine Meyer und ihre Mitstreiterinnen reichlich zu tun hatten. Vor allem aber Bäcker Christian Kiel, der gut 25 Bleche des leckeren Kuchens zubereitete und im Steinofen buk. Hunderte Gäste ließen es sich schmecken, fanden zwischen Backhaus, Heimatmuseum und Kirche ein schattiges Plätzchen unter Eichen.

Vorsitzender Uwe Schiesgeries freut sich über viele Besucher

Schon am frühen Nachmittag war Uwe Schiesgeries, Vorsitzender des Kultur- und Heimatvereins Müden, der das beliebte Dreschfest ausrichtet, rundum zufrieden. „Wir sind froh, dass es nicht regnet. Gutes Wetter ist immer der Garant für ein schönes Fest.“ Er freue sich über die vielen Besucher, junge Familien, die ihren Kindern zeigen wollten, wie anno 1900 in der Landwirtschaft gearbeitet wurde, und auch viele ältere, die sich an Zeiten erinnerten, als der Schlepper noch nicht GPS-gesteuert war.

Christhardt Meyer (rechts) zeigte beim Müdener Dreschfest anhand einer Schrotmühle, Baujahr 1900, die Weiterverarbeitung des Getreides. Angetrieben wurde die Mühle von einem Dieseltraktor, Baujahr 1960.
Christhardt Meyer (rechts) zeigte beim Müdener Dreschfest anhand einer Schrotmühle, Baujahr 1900, die Weiterverarbeitung des Getreides. Angetrieben wurde die Mühle von einem Dieseltraktor, Baujahr 1960. © FMN | Dirk Kühn

Zum Beispiel der alte Kramer von Christhardt Meyer. Ein Dieseltraktor, Baujahr 1960, mit 20 PS und 1700 Kubikmeter Hubraum. Er trieb beim Dreschfest eine Schrotmühle, anno 1900, an, die die Getreidekörner grob zerkleinerte. Gegenüber ließ sich Christa Williges am Spinnrad nicht aus der Ruhe bringen. Sie zeigte den Besuchern den Weg von der geschorenen Wolle, in diesem Fall von Alpakas aus dem benachbarten Böckelse, bis zum Faden und zum Wollknäuel, mit dem beispielsweise ein Schal oder Pullover gestrickt werden kann.

Christa Willges zeigte die Verarbeitung von Alpakawolle. 
Christa Willges zeigte die Verarbeitung von Alpakawolle.  © FMN | Dirk Kühn

„Ein müsamer Weg“ , erklärte sie. Die Wolle müsse gewaschen, gebürstet, dann gekämmt werden, bevor sie weiterverarbeitet werden kann. Von der Pike auf gelernt hat Williges das Spinnen nicht. Sie sei schon über 30 Jahre alt gewesen, damals, als die Grünen in den Bundestag einzogen und Stricken wieder populär gemacht haben. Da habe sie sich das Spinnen von ihrer alten Tante zeigen lassen.

Gemäht wurde auf dem Gelände hinter dem alten Sport- und Tennisplatz. Das Gelände wird von Landwirt Henning Wiedenroth bewirtschaftet. Im Einsatz war ein von Arnd Luxa renovierter Mc Cormick Mähbinder von 1956 und ein Mc Cormick Trecker.
Gemäht wurde auf dem Gelände hinter dem alten Sport- und Tennisplatz. Das Gelände wird von Landwirt Henning Wiedenroth bewirtschaftet. Im Einsatz war ein von Arnd Luxa renovierter Mc Cormick Mähbinder von 1956 und ein Mc Cormick Trecker. © privat | Kultur- und Heimatverein Müden

Das Getreide hatte der Kultur- und Heimatverein auf einem Feld hinter dem alten Sport- und Tennisplatz gemäht - natürlich auch mit historischen Maschinen. Der Flurname Herrenland ist ein Hinweis auf ehemalige Grundherrschaft. Das Gelände wird von Landwirt Henning Wiedenroth bewirtschaftet, der zur Freude des Vereins das Mähen von etwa 250 Garben Roggen erlaubte. Im Einsatz war ein von Arnd Luxa renovierter Mc Cormick-Mähbinder von 1956 und ein Mc Cormic-Trecker. „Das Mähen klappte wie am Schnürchen“, berichtete Museumsleiter Christhardt Meyer. „Um Nachwuchs muss uns nicht bange sein. Beim Laden auf einen mit Ladezeug ausgerüsteten Ackerwagen hatten wir mit Jannes Braukmann, 14 Jahre, der seinem Opa Friedrich Marwede, die Garben aufreichte und Bjarne Kiel, 12 Jahre, ganz tüchtige Helfer.“

Damit hatten sich die beiden natürlich auch ein Stück Butterkuchen verdient. Aber erst gab‘s eine kräftige Hochzeitssuppe und dazu eine Scheibe frisches Krustbrot, von dem Bäcker Kiel gut 50 Stück gebacken hatte - und die reißenden Absatz bei den Besuchern des Dreschfests fanden.