Didderse. 100 Jahre Musikzug der Feuerwehr Didderse - fast 50 Jahre dabei ist Hornist Gerd Mutzke. Er freut sich auf das Festkonzert am Samstag.

Letzter Übungsabend vor der Generalprobe und dem großen Jubiläumskonzert am Samstag: In der Umkleide im Feuerwehrgerätehaus Didderse haben 15 Frauen und Männer des Musikzugs der Feuerwehr Didderse ihre Notenständer aufgeklappt, ihre Instrumente griffbereit, dann geht‘s los: „Auf zum Start!“ erklingt.

Der Didderser Gerd Mutzke ist dem Horn fast 50 Jahre treu geblieben

Mittendrin sitzt Gerd Mutzke am Tenorhorn. Der fast 90-Jährige, der kaum einen Übungsabend auslässt, gilt als das musikalische Urgestein des Musikzuges. 1958 trat er in die Feuerwehr ein, seit 1976 spielt er im Musikzug. „Ich bin dem Horn immer treu geblieben“, erzählt er mit einem Schmunzeln.

Der fast 90 Jahre alte Gerd Mutzke ist 1958 in der Feuerwehr und seit 1976 im  Musikzug.
Der fast 90 Jahre alte Gerd Mutzke ist 1958 in der Feuerwehr und seit 1976 im Musikzug. © FMN | Dirk Kühn

Mitte der 70er Jahre - das war die Hochzeit des Musikzugs Didderse. Da spielte er in der Braunschweiger Stadthalle, trat bei Bundesligaspielen auf und gab für die Aktion Sorgenkind acht Konzerte in umliegenden Ortschaften und angrenzenden Landkreisen. Anlässlich der Schlussveranstaltung, bei der auch das ZDF dabei war, konnte vor 1300 Gästen ein Spendenerlös von 11.200,00 D-Mark zu Gunsten der guten Sache übergeben werden, heißt es in der Chronik des Musikzugs.

Der Musikzug der Feuerwehr Didderse in den 70er Jahren.  
Der Musikzug der Feuerwehr Didderse in den 70er Jahren.   © Archiv | Feuerwehr Didderse

Ulf Kubiaczyk hat sich mit der Geschichte des Musikzugs beschäftigt. Für die Aktion-Sorgenkind-Konzerte wurden sogar Trachtenanzüge für die Musiker angeschafft. Seitdem trete der Feuerwehrmusikzug Didderse auf vielen Veranstaltungen auch unter dem Namen „Original Okertaler Musikanten“ auf und habe sich unter dieser Bezeichnung einen Namen gemacht.

Aber es sind nicht nur die großen Auftritte, die den Musikzug der Feuerwehr so beliebt gemacht haben. Es sind auch die kleinen Ständchen zu Geburtstag, das Spiel am Heiligabend nach dem Gottesdienst vor der Kirche und vor allem das Spielen am 1. Mai in den Straßen des Dorfes. Da muss nicht jeder Ton perfekt sitzen, das spielt vor allem die Freude an der Musik und am Miteinander eine große Rolle.

Das kennt auch Hermann Niebuhr, der seit 1972 im Musikzug spielt. Er hatte zwischenzeitlich beruflich bedingt eine Auszeit genommen, ist aber seit einigen Jahren wieder aktiv. Und obwohl Niebuhr mittlerweile in Eschweiler bei Kassel wohnt, ist er bei größeren Auftritten gerne dabei. Natürlich auch beim Jubiläumskonzert, bestätigt Musikzugleiter Dennis Teubler.

Die Gründer der Feuerwehrkapelle Didderse im Jahr 1923.
Die Gründer der Feuerwehrkapelle Didderse im Jahr 1923. © Archiv | Feuerwehr Didderse

Dass es 1923 gar nicht so einfach war, einen Musikzug zu gründen, schildert Kubiaczyk in der Chronik. Deutschland hatte den ersten Weltkrieg verloren, musste hohe Reparationen zahlen, die Wirtschaft lag darnieder und die Hyperinflation ließ viele Menschen hungern. Dennoch legten sich Wilhelm Eßmann, Hermann Behrens und Heinrich Meinecke, mächtig ins Zeug, um den damaligen Gemeindebrandmeister Gustav Wallmann und Bürgermeister Wilhelm Stöter davon zu überzeugen, dass die Feuerwehr Didderse eine Kapelle braucht.

Erst im Dezember 1924 standen dann die neuen Instrumente zur Verfügung. Die erste Besetzung der Kapelle bestand einschließlich Dirigent aus 12 Musikern. Das erste Ständchen erhielt Wilhelm Stöter. Die Musiker spielten „Am Holderstrauch“. Der Bürgermeister freute sich und spendierte ein Fass Bier.

Der erste große Auftritt folgte zum Feuerwehrfest im Juli 1925 in Hillerse. Die Feuerwehr-Kapelle aus Didderse spielte beim Umzug durch das Dorf. Auf dem Kreisfeuerwehrfest in Meine 1927 spielte die Feuerwehrkapelle Didderse erstmalig in neuen Uniformen. „Der damalige Kreisbrandmeister war von der äußeren Erscheinung derart angetan, dass er die Kapelle um eine Extraeinlage bat. Für ein Fass Bier aus seiner eigenen Tasche wurde Preußens Gloria für ihn gespielt“, heißt es in der Chronik.

Mit dabei sind auch die Musikzüge Hillerse und Meine

So einen spendablen Bürgermeister wünscht sich der Musikzug auch beim Jubiläumskonzert. Lange Zeit sei unklar gewesen, ob es überhaupt stattfindet, erklärte Didderses Ortsbrandmeister Timm Brandes. Im März sei der Musikzugleiter Heinz Meinecke, ein Großneffe des ersten Dirigenten, gestorben. Erst nach Gesprächen mit der Familie, bei denen es hieß, das Jubiläumskonzert sei ganz in Meineckes Sinn, habe sich der Musikzug durchgerungen, das Jubiläum mit einem Konzert in der Mehrzweckhalle zu feiern.

Mit dabei sind die Musikzüge der Feuerwehren Hillerse und Meine. Zum Finale spielen alle drei Kapellen gemeinsam. Im Anschluss ist ab 19 Uhr ein gemütliches Beisammensein angesagt. Für Kaffee und Kuchen ist gesorgt, außerdem stoppt Uwes Bruzzel-Truck an der Mehrzweckhalle. Gerd Mutzke freut sich jedenfalls sehr, auch auf eines seiner Lieblingslieder: die Fuchsgraben-Polka.