Wittingen. Auf dem Erpen-Air in Erpensen hat ein Angreifer den Politiker Christian Schroeder zu Boden geworfen. Konzertbesucher verhinderten Schlimmeres.

Wegen Körperverletzung ermittelt die Polizei gegen einen 45 Jahre alten Mann aus dem Landkreis Gifhorn. Er soll am Wochenende auf dem Erpen-Air in Erpensen bei Wittingen den Landtagsabgeordneten Christian Schroeder (Bündnis 90/Die Grünen) tätlich angegriffen haben. Christoph Nowak, Pressesprecher der Polizeiinspektion Gifhorn, bestätigte am Dienstag, dass eine entsprechende Anzeige wegen Körperverletzung vorliegt. Die Polizei habe die Ermittlungen aufgenommen, das für den Staatsschutz zuständige Fachkommissariat habe diese Aufgabe übernommen.

Zunächst sei Schroeder verbal, dann körperlich attackiert worden, hieß es in einer Mitteilung der Landtagsfraktion der Grünen. Schroeder selbst sagte am Dienstag: „Da ist eine rote Linie überschritten worden. So können wir nicht miteinander umgehen. “ Er kenne Rangeleien auf Dorffesten, aber dieser Vorfall habe eine andere Dimension erreicht.

Er sei von dem 45-Jährigen zu Boden geworfen worden. „Er wollte weiter auf mich losgehen, das haben zum Glück andere Gäste verhindert“, sagte Schroeder, der auch Vorsitzender der Kreistagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen und Mitglied im Rat Wittingen ist.

Bei dem Sturz habe er Prellungen erlitten. „Das war schon beängstigend – in dem Moment und auch im Nachhinein“, so der 47-Jährige. „Ich möchte weiterhin mein Leben leben, nicht nur als Parlamentarier.“ Er bedauerte, dass nun auch seine Familie betroffen sei. Was ihm besonders zu schaffen mache, sei die Tatsache, dass er nicht mit einer ideologischen Brille durch die Gegend läuft, sondern offen sei für Kompromisse

Grünen-Abgeordneter Christian Schroeder aus Wittingen kennt Angreifer persönlich

Verbale Anfeindungen habe er schon früher erlebt, die körperliche Eskalation aber sei für ihn neu. Den Angreifer kenne er persönlich, er habe mit ihm aber nie politisch diskutiert oder vorher an dem Abend geredet. Der Angriff sei klar gegen ihn als Grünen-Abgeordneten gerichtet gewesen. „Das ging ganz klar in Richtung der Grünen-Politik und eines allgemeinen Grünen-Hasses“, sagte Schroeder. Auch weil sich der Mann nicht entschuldigt habe, habe er Anzeige erstattet.

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil äußerte sich am, Dienstagabend zu dem Angriff: „Hass und Gewalt sind keine Form der politischen Auseinandersetzung, sondern ein Angriff auf die Demokratie! Das gilt insbesondere für körperliche Übergriffe auf Menschen mit anderen Überzeugungen, aber auch für Sachbeschädigungen. Es ist erschreckend, dass es in diesen Tagen gleich zwei mutmaßliche Fälle politischer Gewalt in Niedersachsen gegeben hat.

Mein Mitgefühl gilt dem Landtagsabgeordneten, Christian Schroeder, der offenbar aus Ablehnung der Politik der Grünen niedergeschlagen worden ist. Alle Demokratinnen und Demokraten müssen bei einem solchen Vorgang tiefe Abscheu empfinden.

Herzliche Grüße sende ich auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten und bitte Sie, sich durch die mutwilligen Beschädigungen an Ihrem Gebäude nicht einschüchtern zu lassen. Wir sind dankbar für die wertvolle Arbeit der Stiftung, die die Erinnerung an die grausamen Gewalttaten der NS-Zeit lebendig hält und für den Einsatz gegen jede Form von Rechtsextremismus.“

Die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Anne Kura, forderte, Meinungsverschiedenheiten sollten friedlich und mit dem nötigen Respekt vor Andersdenkenden ausgetragen werden. „Hier und jetzt geht es um ein klares Stopp-Zeichen gegen Gewalt in der politischen Auseinandersetzung“, sagte sie.

Reaktionen auf den Angriff auf Christian Schroeder aus Wittingen

SPD-Fraktionschef Grant Hendrik Tonne nannte die Attacke auf Schroeder erschreckend. „Dieser Vorfall steht leider exemplarisch für verbale und körperliche Ausfälle in der unmittelbaren Begegnung und erst recht in den sozialen Medien. Er sollte uns als Weckruf dienen, Respekt und Wertschätzung als elementare Eckpfeiler in der Auseinandersetzung stärker denn je zu beachten“, sagte Tonne.

Auch CDU-Fraktionschef Sebastian Lechner zeigte sich betroffen. „Ich erwarte, dass die Strafjustiz eine klare Botschaft in Richtung des Angreifers sendet. Nur so können wir zukünftig Mandats- und Amtsträger wirksam vor tätlichen Angriffen schützen“, sagte er.

Auch AfD-Fraktionschef Stefan Marzischewski-Drewes aus Gifhorn bezog Stellung: „Eine andere politische Gesinnung beziehungsweise gegensätzliche Meinungen dürfen nicht dazu führen, dass Menschen körperlich angegriffen werden.“ Die AfD sei grundsätzlich gegen jede Form der Gewalt und des Hasses – und verachte diese auch zutiefst.