Gifhorn. Pilzpfanne mit Steinpilzen... lecker! Genießer im Kreis Gifhorn freuen sich über erste Pilze. Doch Vorsicht! Das gilt es bei der Suche zu beachten.

Die Pilzsaison im Landkreis Gifhorn hat begonnen! Gut 14 Tage früher in diesem Jahr wachsen die ersten Pfifferlinge, Steinpilze und Maronen. Detlef Emgenbroich, Gifhorns Pilzexperte Nummer eins, bestätigte am Mittwoch: „Ja, die Pilze wachsen.“ Der intensive Regen im Juli habe dafür gesorgt, dass die Saison gut zwei Wochen früher als üblich begonnen hat.

Die ersten Steinpilze, Hexenröhrlinge und Maronen

Mittwochmorgen in einem Waldstück bei Grußendorf. 13 Grad zeigt das Thermometer an. Im Wald duftet es nach Moos und feuchter Erde. Der schmale Pfad führt tief in einen Wald aus Kiefern und Fichten. Ein Reh bleibt neugierig stehen, schaut, wer da so früh unterwegs ist, springt in den Wald, als der Pilzsammler näher kommt.

Nach gut 20 Minuten der erste Fund: drei kleine Steinpilze unter Fichten, einer in leicht grasiger Umgebung. Der dicke weiße Stiel trägt eine feste braune Kappe. Der Anschnitt zeigt: kaum Maden, erstklassiger Zustand. Die nächsten Funde folgen: einige ganz junge Maronen, mehrere feste Hexenröhrlinge, deren Qualität von Kennern ebenso geschätzt wird wie die der Steinpilze. Sehr festes Fleisch. Im Anschnitt verfärbt sich der Stil in kurzer Zeit dunkelviolett bis dunkelblau. In der Pfanne verschwindet die Färbung wieder.

Nach gut eineinhalb Stunden ist der Pilzkorb gut gefüllt, das Abendessen ist gesichert. Dazu kommt noch eine Portion Pfifferlinge aus einem kleinen Stück Laubwald. Pfifferlinge suchen ist oft ein besonderes Erlebnis. Dort, wo sich einzelne Exemplare zeigen, lohnt es sich oft, das Laub oder Moos vorsichtig anzuheben. Und schon finden sich weitere Pfifferlinge.

Eine kleine perfekte Pilzmahlzeit: frische Steinpilze, junge Maronen und einige Hexenröhrlinge (rechts).
Eine kleine perfekte Pilzmahlzeit: frische Steinpilze, junge Maronen und einige Hexenröhrlinge (rechts). © FMN | Dirk Kühn

Auch Emgenbroich, der sich seit 1965 mit Pilzen beschäftigt, war bereits Pilze suchen. Gegessen hat er allerdings noch keine, stattdessen warten sie tiefgefroren auf ein gemeinsames Essen mit Freunden im September. Seit Mitte der 70er-Jahre bietet der Gifhorner Pilzsammelexkursionen und Pilzberatungen an. Seit Ende der 90er-Jahre ist er Pilzsachverständiger der Deutschen Gesellschaft für Mykologie. Emgenbroich arbeitet eng mit dem Giftinformationszentrum-Nord in Göttingen zusammen.

Denn so schön Pilze in der Natur aussehen, so schmackhaft viele von ihnen auch sind: Es gibt einige, die giftig und sogar lebensgefährlich sind. „Viele Pilze bedeuten auch immer viele Vergiftungen“, sagt dazu der Leiter des Giftinformationszentrums. Besondere Vorsicht gilt beim Grünen Knollenblätterpilz. Auch der Pantherpilz gilt als gefährlich. Am besten stehen lassen und gar nicht erst abschneiden, raten Pilzexperten.

Gifhorner Pilzsachverständiger rät Neulingen zu Pilzexkursion

Emgenbroich rät dazu, nur die Pilze mitzunehmen, die der Sammler auch kennt. Eine Faustregel beispielsweise ist: Pilze mit einem Schwamm sind bis auf wenige Ausnahmen genießbar. Das gilt beispielsweise für Maronen, Steinpilze, Rotkappen, Birkenpilze und Hexenröhrlinge. „Da ist die Vergiftungsgefahr sehr gering“, so der Gifhorner Pilzsachverständige. Pilze mit Lamellen an der Unterseite des Hutes sind immer mit Vorsicht zu behandeln. Emgenbroich rät Neulingen, zunächst eine Exkursion mit einem Pilzsachverständigen zu machen, um Wissenswertes über Pilze zu erfahren. Er bietet solche Kurse seit Jahren bei der KVHS an. Der nächste führt am Sonntag, 1. Oktober, in den Staatsforst Malloh. Allerdings ist die Teilnehmerzahl bereits erreicht. Interessenten können sich allerdings auf eine Warteliste setzen.

Gut zwei Wochen früher hat die Pilzsaison im Landkreis Gifhorn begonnen. Pfifferlinge gibt es beispielsweise reichlich - allerdings muss man auch wissen, an welchen Stellen sie wachsen. 
Gut zwei Wochen früher hat die Pilzsaison im Landkreis Gifhorn begonnen. Pfifferlinge gibt es beispielsweise reichlich - allerdings muss man auch wissen, an welchen Stellen sie wachsen.  © FMN | Dirk Kühn

Auch warnt der Gifhorner davor, alles, was dem Pilzsucher vors Messer kommt, mitzunehmen. Grundregel sei, nur Pilze, die man kenne, auch mitzunehmen. Doch auch da gibt es Grenzen. In Niedersachsen gehören Steinpilze und Pfifferlinge zu den geschützten Arten. Es gelte die Handstraußregel, so Emgenbroich: etwa ein Kilogramm und nur zum eigenen Verzehr. Er habe schon mehrfach in den vergangenen Jahren bei Kontrollgängen über den Wochenmarkt festgestellt, dass einige Pilzsucher auch kommerziell unterwegs sind und ihre Funde an Händler verkaufen. „Das geht gar nicht und ist schlichtweg verboten“, so der Sachverständige.